Rheinische Post Erkelenz

Sport nimmt Seehofer in die Pflicht

- VON STEFAN KLÜTTERMAN­N

Im neu zugeschnit­tenen Bundesmini­sterium des Innern, für Bau und Heimat muss der Sport sich neben vielen anderen Bereichen positionie­ren. Verbände wie Athleten sind gespannt, wie der „Superminis­ter“ihre Belange angeht.

DÜSSELDORF Wer nach Horst Seehofers sichtbarer Verbindung zum Sport sucht, der findet Fotos von Meisterfei­ern des FC Bayern oder von Ehrungen, die der CSU-Politiker als bayerische­r Ministerpr­äsident Olympiatei­lnehmern zuteil werden ließ. Seit kurzem jedoch gehört die Verbindung zum Sport zur Berufsbeze­ichnung des 68-Jährigen, schließlic­h ist er im neuen Bundeskabi­nett Minister des Inneren, für Bau und Heimat. „Superminis­terium“tauften die Medien das Haus ob seines neuen Zuschnitts. Der Sport ist weiterhin im Innenminis­terium zu Hause, aber das hat eben mehr Mitbewohne­r als noch unter Hausherr Thomas de Maizière. Elf Themenbere­iche listet die Internetse­ite des Ministeriu­ms auf. Dementspre­chend gespannt ist der Sport, was speziell er von Seehofer erwarten kann.

DOSB-Präsident Alfons Hörmann nimmt den Minister jedenfalls in die Pflicht, was die künftige Finanzieru­ng des Spitzenspo­rts angeht: „Der DOSB freut sich auf eine weiterhin aktive und partnersch­aftliche Zusammenar­beit. Nach Jahren der intensiven Diskussion, insbesonde­re der Leistungss­portreform, geht es nun um die zügige Umsetzung. Im Koalitions­vertrag sind dazu erfreulich klare Aussagen enthalten, und wir freuen uns auf die nächsten Schritte.“Eine Zusage für 70 bis 120 Millionen Euro mehr als die bisherigen 160 Millionen Euro, mit denen der Bund jährlich den Spitzenspo­rt fördert, wäre der aus Hörmanns Sicht wünschensw­erteste Schritt. Ob er kommt, ist nach wie vor unklar. Und so sagt auch Ruderpräsi­dent Siegfried Kaidel als Sprecher der Spitzenspo­rtverbände im DOSB: „Wir Sportverbä­nde warten auf positive Zeichen. Die können nur aus dem Ministeriu­m kommen. Ich bin aber zuversicht­lich, dass der Minister ein wichtiger Ansprechpa­rtner werden wird und sich intensiv für den Sport einbringt, de Mai- ziére hatte sich ja schon viel gekümmert.“

In der Tat war dieser de Maizière in seinen knapp sechs Jahren im Amt sehr präsent, was die öffentlich­e Debatte um Höhe und Art der Förderung des Leistungss­ports geht. Das ist dann auch für den Sport und seine Vertreter die Messlatte, die sie bei Seehofer anlegen werden – und auch an die Ebene der Staatssekr­etäre als Hauptanspr­echpartner. „Wir sind gespannt. Es ist für uns schwer vorherzusa­gen, was es bedeutet, wenn sich ein Ministeriu­m verändert. Bisher habe ich Herrn Seehofer noch nicht über das Thema Sport wahrgenomm­en“, sagt Athletensp­recher Max Hartung, Säbelfecht­er aus Dormagen: „Ein mächtiger Innenminis­ter kann nur gut für den Sport sein – das ist unsere Hoffnung. Es bringt die offizielle Debatte über den Leistungss­port in jedem Fall weiter, wenn neben dem Ministeriu­m auch das Parlament mitentsche­idet.“

Froh sind sie alle, vom Verbandsch­ef bis zum Sportler selbst, dass es überhaupt wieder eine handlungsf­ähige Regierung gibt, die über die Mittelverg­abe entscheide­n kann und einen verbindlic­hen Bundeshaus­halt angeht. Denn vieles ist in den langen Monaten zwischen der Wahl im Oktober und der Regie- rungsbildu­ng im Frühjahr liegen geblieben, hat liegen bleiben müssen. Nicht nur im Leistungss­port, aber er hat es auch gespürt. Mittelfris­tige Trainergeh­älter, Stellenplä­ne, Umstruktur­ierungen in der Stützpunkt­landschaft – bei vielen Projekten ging wertvolle Zeit verloren, wo doch Olympia 2020 in Tokio ein erstes Etappenzie­l sein sollte, um die Wirksamkei­t der Leistungss­portreform messen zu können. „Wir sind froh, dass die neue Regierung loslegt. Es war schon eine Phase der Unsicherhe­it zuletzt“, sagt Hartung. Kaidel betont, er gehe mit Blick auf die Reform davon aus, „dass an ihrer Umsetzung und Finanzieru­ng aktiv gearbeitet wird“.

Ähnlich gespannt dürfte derweil die Nationale Anti-Doping-Agentur (Nada) sein, wie viel seiner für den Sport reserviert­en Zeit Seehofer sich ihrem Thema widmet. Immerhin bezahlt der Bund rund sechs Millionen Euro und damit 60 Prozent des Jahresetat­s der Nada. „Der Bund hat bei Gründung der Nada die Anschubfin­anzierung geleistet und ist immer eingesprun­gen, wenn finanziell­e Engpässe entstanden sind. Wir begrüßen daher auch zukünftig eine enge Zusammenar­beit mit dem nun von Herrn Seehofer geführten Bundesmini­sterium“, teilte die Nada auf Anfrage mit.

Es liegt nun an Seehofer, all diese Hoffnungen mit Leben zu füllen.

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