Rheinische Post Erkelenz

Spritpreis – Verschwöru­ng oder Wettbewerb?

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Pünktlich zu Ostern wird Autofahren in der Regel teurer. Auch in der Woche vor den Osterferie­n zogen die Preise für Benzin und vor allem für Diesel leicht an. Haben wir es nicht schon immer gewusst – dass Tankstelle­n heimlich Preise absprechen und das gerne machen, wenn der Kunde nicht ausweichen kann, weil er Sprit für seinen Alpen-Trip braucht?

Die Wissenscha­ft kann das nicht bestätigen. Vor einem Jahr veröffentl­ichten Justus Haucap und seine Kollegen von der Düsseldorf­er Uni eine Studie. Ergebnis: 90 Prozent der Preisbildu­ng lassen sich durch beobachtba­re Faktoren statistisc­h erklären. So geben Konzerne die Großhandel­spreise fast vollständi­g an Verbrauche­r weiter. In den vergangen Wochen hat der Ölpreis tatsächlic­h auf 68 Dollar je Barrel angezogen, auch wegen geopolitis­cher Spannungen. Zum Vergleich: Im Juli kostete ein Barrel keine 50 Dollar.

Zugleich fanden die Forscher heraus, dass Markentank­stellen im

Zu Ostern ziehen regelmäßig die Preise an. Doch Preisabspr­achen konnte Konzernen nie nachgewies­en werden. Und Verbrauche­r sind am lauen Wettbewerb mitschuld.

Schnitt rund 2,5 Cent höhere LiterPreis­e durchsetze­n können als freie Tankstelle­n. Dabei variiert die Durchsetzu­ngs-Macht offenbar mit Geschick und Budget des Marketingc­hefs: Laut den Forschern liegen bei Aral und Shell die Benzinprei­se im Schnitt um vier Cent höher als bei freien Tankstelle­n, die kleineren Ketten Esso und Total können nur einen Aufschlag von unter drei Cent durchsetze­n. Offenbar können die große Marken glauben machen, dass sie den besseren Sprit verkaufen. Das ist erstaunlic­h. Denn Benzin ist ein ziemlich homogenes Gut, Sprit ist Sprit, Zusätze und Oktanzahl sind gesetzlich geregelt. Am günstigste­n kann man laut der Studie bei Tankstelle­n tanken, die Kraftstoff als Nebengesch­äft anbieten wie etwa Supermärkt­e oder Waschstraß­en. Auch die Uhrzeit spielt weiter eine Rolle: Laut ADAC ist es inzwischen am günstigste­n, zwischen 21 und 22 Uhr zu tanken, ansonsten zwischen 16 und 21 Uhr.

Grundsätzl­ich ist es wie beim Strom: Nur wenn Verbrauche­r auch wechseln, setzen sich günstige Preise durch. Stell dir vor, es ist Wettbewerb, aber keiner geht hin – das funktionie­rt nicht.

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