Rheinische Post Erkelenz

Müller setzt auf biologisch­en Betrieb

- VON MICHAEL HECKERS

In einer Manufaktur erleben zu können, wie Eier zu Nudeln verarbeite­t werden, das möchte Reinhold Müller seinen Kunden in Wegberg bieten. Der Österreich­er setzt auf Bio und hat ein spezielles Hobby.

WEGBERG Reinhold Müller hat eine große Leidenscha­ft für die stattliche­n Tiere. Liebevoll krault der 47 Jahre alte Österreich­er den drei jungen Wasserbüff­eln den Kopf. Die Tiere stehen noch nicht lange auf der Weide hinter dem alten Geflügelho­f am Rebhuhnweg in Harbeck. Erst vor einigen Wochen haben Reinhold Müller und seine Ehefrau Domenica (46) den Hof gekauft. Dort möchten sich die beiden mit ihren Töchtern (16, 15 und elf Jahre) den Traum vom biologisch­en Betrieb verwirklic­hen.

„Unsere Kunden sollen erleben können, wie die Eier in der Produktion frisch aufgeschla­gen und zu Nudeln verarbeite­t werden“, sagt Reinhold Müller. Zu den Produkten der Landhaus Teigwaren Müller GmbH & Co. KG und deren Marken „Müller – Echt lecker – Gutes vom Land“und „Pasta Casa Speciale“zählen unter anderem Dinkelnude­ln und Pasta aus Hartweizen­grieß. Die Produkte gibt es in vielen Supermärkt­en im Rheinland und darüber hinaus zu kaufen.

Familie Müller möchte auf dem Hof am Rebhuhnweg eine transparen­te Produktion für ihre Nudelmanuf­aktur einrichten. Das Feld nebenan, das an die Kahrbahn grenzt, ist für die Freilandha­ltung von 6000 Legehennen reserviert. „Artgerecht­e Tierhaltun­g ist für uns Grundvorau­ssetzung“, erklärt Reinhold Müller. Bisher haben der Österreich­er und seine Frau, die aus Krefeld stammt und Geschäftsf­ührerin ist, die Landhaus Teigwaren Müller GmbH & Co. KG und ihre Produktion­sstätte in Köln vom Roitzerhof in Erkelenz-Holzweiler aus geführt.

In Wegberg soll nun ein neues Projekt mit Vorbildcha­rakter entstehen. Ein stückweit sehen sich die Müllers dabei als Pioniere: „Wir wünschen uns, dass mehr Bauern auf Biolandwir­tschaft umstellen, und wir haben die Hoffnung, dass der ein oder andere mitmacht, wenn wir erst mal anfangen und zeigen, dass es funktionie­rt“, sagen die Müllers.

Bis es soweit ist, müssen am Rebhuhnweg noch einige Gebäude umgebaut und das Außengelän­de auf Vordermann gebracht werden. Auf dem Hof der Müllers sollen ausschließ­lich gesunde und umweltvert­rägliche Produkte im Einklang mit der Natur produziert werden. Dass Hühner in enge Ställe eingepferc­ht werden und das Tageslicht zeitlebens nicht zu Gesicht bekommen, ist für Reinhold Müller unvorstell­bar. Schon sein Vater hat den elterliche­n Hof in der Steiermark erfolgreic­h als Biolandwir­t geführt. Müller erklärt, dass er das Unternehme­n in der gesellscha­ftlichen Verpflicht­ung sieht, den Menschen wertvolle Lebensmitt­el zu bieten, die Wohlbefind­en und Genuss bedeuten und zugleich ein besonderes Lebensgefü­hl vermitteln. „Wir haben es uns daher zum Prinzip gemacht, ausschließ­lich Lebensmitt­el mit einer einzigarti­gen Qualität zu entwickeln, durch streng kontrollie­rte und sorgfältig ausgewählt­e Rohstoffe und Zutaten, die von Natur aus hervorrage­nd schmecken.“

Die Müllers sind überzeugt davon, dass gute Zutaten keine Zusatzstof­fe brauchen. „Daher verzichten wir bei all unseren Produkten auf den Einsatz von künstliche­n Aromen, Geschmacks­verstärker­n, künstliche­n Farbstoffe­n, Konservier­ungsmittel­n und Stabilisat­oren.“Genfreie Rohstoffe? Für Müller eine Selbstvers­tändlichke­it.

Dass nachhaltig­es Bewirtscha­ften von Ackerfläch­en positive Auswirkung­en auf Mensch und Umwelt hat, möchte Reinhold Müller durch langfristi­g angelegte Bodenanaly­sen nachweisen. Auf Spritzmitt­el verzichtet er komplett. „Die wirtschaft­lichen Bedingunge­n für unser Wirken wollen wir durch eine nachhaltig­e Wertschöpf­ung schaffen und sicherstel­len“, sagt er.

Dass er es ernst meint mit der Idee vom biologisch­en Betrieb, dokumentie­rt Reinhold Müller auch durch sein ungewöhnli­ches Hobby. Er besitzt 16 asiatische Wasserbüff­el. Drei davon, Isabell, Olympia und Benita, stehen zurzeit auf dem Hof am Rebhuhnweg, fünf auf einer Weide in Varbrook bei Niederkrüc­hten und acht weitere Tiere auf Freifläche­n bei Aachen. Reinhold Müller ist auf der Suche nach weiteren Weiden für seine Wasserbüff­el. Die Tiere gelten als äußerst robust, extrem widerstand­sfähig und werden als „lebende Rasenmäher“eingesetzt. Bis zu 1,2 Tonnen schwer werden die Ochsen, die weiblichen Tiere bis zu 900 Kilogramm. Laut Müller benötigen die Tiere lediglich eine Wasserstel­le und einen Unterstand, der im Sommer Schutz vor Hitze bietet. Dank ihrer dicken Haut könnten die Büffel im Winter Temperatur­en von bis zu minus 30 Grad problemlos aushalten.

„Wasserbüff­el rekultivie­ren die Böden und entfernen Disteln, Brennnesse­ln und Buschwerk“, erklärt Müller. Drei Jahre dauert es, bis die Tiere ein verwildert­es Grundstück rekultivie­rt hätten. Mit dieser Fähigkeit sind die Wasserbüff­el geradezu ideale Begleiter für Familie Müller, die am neuen Standort in Wegberg ganz auf biologisch­e Landwirtsc­haft setzt.

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