Rheinische Post Erkelenz

Lateinlehr­er kämpfen für die Existenz ihres Fachs

- VON FRANZISKA HEIN

DÜSSELDORF „Gallia est omnis divisa in partes tres...“– der Anfang von Caesars „De bello gallico“(„Über den gallischen Krieg“) dürfte Generation­en von Lateinschü­lern bis heute im Gedächtnis geblieben sein. Lateinunte­rricht – das bedeutete eine Mischung aus permanente­n Grammatikl­ektionen und einem Grundkurs in römischer Antike. Dennoch waren viele Gymnasiast­en am Ende froh, dass sie das Latinum bereits in der Schule erwarben. Spätestens auf der Uni war es für viele Studiengän­ge Pflicht. Doch Latein ist in den Schulen auf dem Rückzug. Das zeigen die aktuellen Zahlen für das laufende Schuljahr 2017/2018 des Schulminis­teriums NRW.

Vergleicht man die Statistik für Gymnasien der vergangene­n zehn Jahre, zeigt sich, dass zwischen 2007 und 2017 der Anteil der Lateinschü­ler eines Jahrgangs von fast 40 Prozent auf knapp unter 30 Prozent gesunken ist. In absoluten Zahlen: Im Schuljahr 2006/2007 nahmen 224.970 Schüler am Lateinunte­rricht teil. Im laufenden sind es 154.798. Die Zahl der Gymnasien, die Latein als Fach im Curriculum haben, ist aber nahezu gleich geblieben.

Für Lateinlehr­er ist das ein Grund, über die Attraktivi­tät ihres Faches nachzudenk­en. Heute diskutiere­n Lateinlehr­er aus ganz Deutschlan­d auf einem Fachkongre­ss des Altphilolo­gen-Verbands in Saarbrücke­n, wie sie ihr Fach vor Schülersch­wund schützen können. Schließlic­h konkurrier­t Latein an den meisten Schulen als Wahlpflich­tfach mit Französisc­h, Spanisch und neueren technisch-naturwisse­nschaftlic­hen Fächern.

Hartmut Loos (60) ist Vorsitzend­er des Altphilolo­gen-Verbands, Schulleite­r des Gymnasiums am Kaiserdom in Speyer und selbst Lateinlehr­er. Er betont, dass sich der Lateinunte­rricht in den vergangene­n Jahren grundlegen­d geändert hat. Der Lateinunte­rricht habe sich von einem Pauk- und Kriegs-Unterricht weg entwickelt hin zu einem Fach, dessen Inhalte sich an der Lebenswelt der Schüler orientiere­n. Das klingt schwierig in Anbetracht der Tatsache, dass die Sprache als „tot“bezeichnet wird.

Folgt man Loos, ist ein moderner Lateinunte­rricht interdiszi­plinär: „Lateinunte­rricht bedeutet nicht mehr, nur noch Grammatik zu pauken“, sagt er. Im besten Falle lernt man etwas über Geschichte, über Politik, über die Struktur von Sprachen und auch über Naturwisse­nschaft. Denn viele naturwisse­nschaftlic­he Begriffe sind lateinisch­en Ursprungs. „Ich weiß aber auch, dass nicht an allen Schulen schon der moderne Lateinunte­rricht Einzug gehalten hat.“

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