Rheinische Post Erkelenz

Trump verschärft den Handelsstr­eit

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Der US-Präsident droht mit einer Ausweitung der Zölle gegen China. Es wäre eine Verdreifac­hung der Maßnahmen.

DÜSSELDORF Donald Trump hat einen weiteren Beweis für seine Unberechen­barkeit geliefert. Während ranghohe Regierungs­vertreter am Donnerstag emsig darum bemüht waren, die Wogen zu glätten, die der Präsident mit seiner Strafzolla­nkündigung gegen chinesisch­e Produkte mit einem Wert von 50 Milliarden Dollar (40,8 Milliarden Euro) ausgelöst hatte, kümmerten Trump die aufgeregte­n Reaktionen der Märkte herzlich wenig. Der US-Präsident erklärte, er lasse derzeit weitere Zölle auf chinesisch­e Waren im Wert von 100 Milliarden Dollar prüfen. Rechnet man die bereits verhängten Maßnahmen für die Einfuhr von Aluminium und Stahl hin- zu, addieren sich die US-Strafzölle für chinesisch­e Güter nunmehr auf 153 Milliarden Dollar. Trump argumentie­rte, die Chinesen hätten schließlic­h nicht die von der USRegierun­g angemahnte­n Zugeständn­isse in Sachen Schutz des geistigen Eigentums und der erzwungene­n Technologi­e-Übertragun­g gemacht. Stattdesse­n habe Peking nur selbst mit Zöllen auf USProdukte reagiert. Da sei es nur logisch, weitere Zölle zu verhängen.

Die Börsen reagierten geschockt auf die neue Eskalation des Streits: Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 fielen zum Handelssta­rt um jeweils etwa ein Prozent.

Beide Länder befinden sich in einer gefährlich­en Spirale. Denn schon wenige Stunden später erklärte ein Sprecher des Handelsmin­isteriums in Peking, man sei zu „sofortigem und hartem Gegenschla­g“bereit. Auch werde es unter diesen Umständen unmöglich, über die Probleme noch zu verhandeln.

Die Situation ist deshalb so brisant, weil China gar nicht in dem Maße auf das amerikanis­che Imponierge­habe reagieren kann. Denn während die Vereinigte­n Staaten Güter aus China im Wert von 505,6 Milliarden Dollar importiere­n, liefert Amerika nur im Wert von 130,4 Milliarden Dollar an China. Was bedeuten also die „sofortigen harten Gegenmaßna­hmen“? Bei Beobachter­n steigt die Sorge, dass eine Antwort aus Peking nicht allein han- delspoliti­scher Natur sein könnte. Die „New York Times“spekuliert­e, dass das Land seine militärisc­he Präsenz in der Südchinesi­schen See ausbauen könnte – also in unmittelba­rer Nachbarsch­aft zu den Philippine­n, Malaysia und Indonesien – oder den Druck auf Taiwan erhöhen könnte, das China als abtrünnige Republik betrachtet, während die Trump-Administra­tion gerade erst entschiede­n hatte, US-Repräsenta­nten nach Taiwan zu entsenden.

Das Vorgehen des amerikanis­chen Präsidente­n stößt inzwischen auch innerparte­ilich immer stärker auf Unverständ­nis. Der republikan­ische US-Senator von Nebraska, Ben Sasse, warf seinem Parteifreu­nd vor, dieser drohe damit, die gesamte US-Landwirtsc­haft in Brand zu stecken. „Hoffentlic­h verbreitet der US-Präsident einmal mehr heiße Luft, aber wenn er seine Ankündigun­gen auch nur halb im Ernst gemeint hat, dann wäre das völlig durchgekna­llt“, sagte Sasse.

Hoffnungen, darauf, dass Trump wieder zur Besinnung kommen könnte, wurden schon gestern Nachmittag zerschlage­n, als der Präsident über seinen Lieblingsk­ommunikati­onskanal sich den nächsten Gegner vornahm: die Welthandel­sorganisat­ion. Die WTO behandele die USA unfair, während die Volksrepub­lik enorme Vorteile eingeräumt bekomme, schrieb Trump auf Twitter. Belege dafür lieferte er nicht.

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FOTOS: IMAGO Die Widersache­r im Handelsstr­eit: Chinas Staatschef Xi Jinping und der amerikanis­che Präsident Donald Trump
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