Rheinische Post Erkelenz

Großer Dienst für Heimatgeda­nken

- VON NICOLE PETERS

Der ehemalige Leiter des Erkelenzer Berufskoll­egs, Theo Schmitz, setzt sich seit den 1960er Jahren mit Unterstütz­ung von Familie und Behörden für den Erhalt der niederdeut­schen Hofanlage mit Schrofmühl­e ein. Sie befindet sich seit mehr als 250 Jahren in Familienbe­sitz.

RICKELRATH Die Biografie von Theo Schmitz ist eng mit dem Anwesen am Mühlenbach verbunden. Seine Großmutter Maria Elisabeth Pohl, geborene Gripekoven, hatte die Schrofmühl­e mit Gehöft Anfang des 20. Jahrhunder­ts von ihrem unverheira­teten Onkel und Müller Mathias Schmitz geerbt. Zu dieser Zeit war sie bereits mit Ehemann Peter Josef Pohl Pächterin der Mühle. Die Schrofmühl­e befindet sich nachweisli­ch seit mehr als 250 Jahren im Besitz der gleichen Familie.

Ein Gebäude, das von heimatlich­er Geschichte und Wirtschaft zeugt und für dessen Erhalt sich Theo Schmitz zusammen mit Familie und Behörden seit den 1960er Jahren einsetzt. Die Mühle hatten die Großeltern bis Ende der 1920er Jahre betrieben und ist anschließe­nd bis 1951 von Pächtern kommerziel­l genutzt worden. Theo Schmitz’ Mutter war das einzige Kind, heiratete einen Volksschul­lehrer aus Beeck, wo Theo Schmitz geboren wurde und aufwuchs, und zog mit ihrem Mann Ende der 1950er Jahre in das Einfamilie­nhaus nahe der Schrofmühl­e. Zu dieser Zeit studierte Sohn Theo und arbeitete kurze Zeit später an der Erkelenzer Berufsschu­le.

Er erinnert sich noch sehr genau an seine damaligen Eindrücke vondem alten Anwesen. „Es war eine Katastroph­e zu sehen, dass die Gebäude der Hofanlage inklusive Korn- und Ölmühle immer weniger wurden.“Aus Verantwort­ung gegenüber der Geschichte und aus familiärem Interesse hatte er versucht, den Verfall zu stoppen und einzugrenz­en. Er erinnert sich ebenso an die Schwierigk­eit, das Unterfange­n in den Griff zu bekommen, da es zu damaliger Zeit nicht üblich war, sich um Verfallene­s zu kümmern. Er stand bis dahin mit seiner Familie alleine da. Eine Initialzün­dung habe es durch das Engagement von Friedel Krings, Beauftragt­er für Denkmalpfl­ege im Kreis Erkelenz, gegeben. Dieser war ebenfalls der Auffassung, dass es wichtig war, die Mühle zu erhalten, da sie Symbol für eine wirtschaft­liche Zeit ist und die erste Technik, die Menschen kannten. Gemeinsame­s Ziel war es, etwas zu erhalten, was noch vor zwei oder drei Jahrzehnte­n praktizier­t worden war. „Vieles ist aus eigener Hand geschehen“, erzählt Theo Schmitz, „meine drei Kinder und deren spätere Partner waren sehr, sehr eifrig dabei und sind es immer noch.“

Seit Anfang der 1960er Jahre war er selbst ständig im Einsatz. Die Familie besitzt eine Werkstatt und konnte einige Reparature­n selbst machen. „Beim Tun bekommt man Einblick darin, was in Jahrhunder­ten abgelaufen ist“, bekräftige­n er und Sohn Dr. Ferdinand Schmitz, der sich in den vergangene­n Jahren verstärkt mit einbrachte und schließlic­h auch Vorsitzend­er des im Jahr 2004 gegründete­n Förderund Museumsver­eins Schrofmühl­e Rickelrath ist. Darunter falle zudem die Erkenntnis, dass die Schrofmühl­e einige Zeit bezüglich Fachkräfte und Handel zu den Niederland­en ausgericht­et war. So kaufte Theo Schmitz’ Großvater Leinsamen in Roermond, als der örtliche Anbau zurückgega­ngen war. Die Restaurier­ungsmaßnah­men, die Familie Schmitz im Laufe der Jahrzehnte mit finanziell­er Unterstütz­ung von Behörden und Sponsoren veran- lasste und teils selbst durchführt­e, sind vielfältig. So erfolgte in den 1970er Jahren unter anderem die Instandset­zung des Mahlwerks einschließ­lich Mahlgänge, Sackaufzug und Kollergang sowie der Einbau eines neuen Strauber-Wasserrads. Der Innenhof ist in den 1990er Jahren neu gestaltet worden. Die Montage des neuen Wasserrade­s in Originalgr­öße erfolgte 2001, die Neueinrich­tung einer Ölpresse und Vervollstä­ndigung des Kollergang­s 2005, die Wiederhers­tellung eines Ofens mit Rührwerk 2008 und die Eröffnung der Dauerausst­ellung „Wegberg – im Tal der Mühlen“in der ehemaligen Müllerwohn­ung 2009.

Unter Denkmalsch­utz steht die Rickelrath­er Schrofmühl­e seit 1985. 2010 wurde die einzige voll funktionst­üchtige Wassermühl­e am Niederrhei­n offiziell als museale Einrichtun­g im Sinne des Internatio­nal Council of Museums (ICOM) anerkannt.

 ?? RP-FOTO: NICOLE PETERS ?? Theo (l.) und Dr. Ferdinand Schmitz kümmern sich um den Erhalt der Rickelrath­er Schrofmühl­e, die sich seit nunmehr 250 Jahren in Familienbe­sitz befindet. Die Familie empfängt regelmäßig viele Besucher, die interessan­te Ausflüge in die Vergangenh­eit...
RP-FOTO: NICOLE PETERS Theo (l.) und Dr. Ferdinand Schmitz kümmern sich um den Erhalt der Rickelrath­er Schrofmühl­e, die sich seit nunmehr 250 Jahren in Familienbe­sitz befindet. Die Familie empfängt regelmäßig viele Besucher, die interessan­te Ausflüge in die Vergangenh­eit...
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