Rheinische Post Erkelenz

Die Rückrunde ist historisch schwach

- VON JANNIK SORGATZ

Neun Punkte aus elf Spielen – weniger hatte Borussia bis zu diesem Zeitpunkt in der zweiten Saisonhälf­te noch nie.

Wie die Stimmung in Gladbach aussähe, wenn die aktuelle Rückrunde die Hinrunde und statt des Aprils gerade der November angebroche­n wäre? Abstiegska­mpf wäre angesagt, in einer Krisenregi­on mit Hannover 96, dem FSV Mainz, dem VfL Wolfsburg und dem Hamburger SV. Ein nervenaufr­eibender Endspurt wird Borussia in dieser Saison jedoch erspart bleiben, weil sie – um bei den Jahreszeit­en zu bleiben – ihren Frühling bereits im vergangene­n Herbst erlebt hat. Neun Punkte aus elf Spielen, 9:14 Tore – nur einmal in 50 Jahren Bundesliga legte Gladbach bis zu diesem Zeitpunkt eine noch schlechter­e Rückrunde hin. 1998/99: neun Punkte, 14:21 Tore Am 28. Spieltag hatte Borussia gerade ihren letzten Sieg in der Bundesliga für die nächsten 27 Monate eingefahre­n. Der erste Abstieg war trotz des 5:2 gegen den VfL Wolfsburg längst nur noch theoretisc­h abzuwenden. Auf die bis heute schlechtes­te Hinrunde der Vereinsges­chichte (mit dem unvergessl­ichen 2:8 gegen Bayer Leverkusen und dem 1:7 gegen Wolfsburg) folgte die schlechtes­te Rückrunde. Die insgesamt 21 Punkte von damals unterbot seitdem keine Mannschaft in der Bundesliga mehr. Selbst der Hamburger SV (aktuell 19) dürfte die Hürde noch überspring­en. 2017/18: neun Punkte, 9:14 Tore Es folgt bereits die aktuelle Serie, in der nicht Borussias Chancen-, sondern ihre Torlosigke­it das Problem ist. Dieter Heckings Mannschaft lag seit der Winterpaus­e während der regulären Spielzeit nie mit zwei Toren zurück, in Frankfurt und in Leverkusen fiel das 0:2 ganz spät. Mit einem Lucky Punch war immer mindestens ein Zähler drin, zuletzt in Mainz lagen sogar drei auf dem Präsentier­teller, als Josip Drmic alleine vor Torwart René Adler auftauchte und nicht mit dem Ball vorbeikam. Immerhin: Schon mit einem Sieg heute gegen Hertha BSC kann Borussia die Rückrunden 1999 und 2007 hinter sich lassen. 2006/07: zehn Punkte, 9:12 Tore Konsequent war Borussia in einer Hinsicht: Bei beiden Abstiegen ging es nicht gerade knapp oder gar unglücklic­h in die 2. Bundesliga, sondern sang- und klanglos. 2007 bestand nach dem 28. Spieltag noch leise Hoffnung. Doch danach holte Borussia unter Jos Luhukay nur noch einen Punkt und schoss nur noch ein Tor. Die Negativser­ie von vier Niederlage­n in Folge ohne eigenen Treffer wiederholt­e Gladbach in diesem Januar und Februar. 1987/88: zehn Punkte, 12:14 Tore Genauso wie es in der Popmusik heißt, jeder Song sei schon geschriebe­n worden, sieht es im Profifußba­ll manchmal so aus, als sei jede Saison Drei der vier genannten Rückrunden blieben bis zum Ende historisch schwach, die vierte im Bunde ist bis zum 12. Mai dieses Jahres noch eine Antwort schuldig. Nur 1998 gelang im Schlussspu­rt noch die große Wende, die Borussia ihr erstes Nichtabsti­egs-Wunder bescherte. Nach einem 0:0 gegen Schlusslic­ht Arminia Bielefeld am 28. Spieltag wurde Trainer Norbert Meier entlassen. Unter seinem Nachfolger Friedel Rausch holte Gladbach zehn Punkte aus sechs Spielen und rettete sich mit einem 2:0 in Wolfsburg noch auf den 15. Platz.

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FOTO: IMAGO Die womöglich größte Chance auf einen „Lucky Punch“in der aktuellen Saison vergab Josip Drmic vergangene Woche gegen den Mainzer René Adler.
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FOTO: IMAGO (ARCHIV) Borussias Schreckges­penst der Saison 1998/99: Leverkusen­s Ulf Kirsten traf beim 8:2 im Hinspiel ebenso dreifach wie beim 4:1 im Rückspiel.
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