Rheinische Post Erkelenz

Auf der Route gegen das Vergessen

- VON MICHAEL HECKERS

An neun Stationen erzählen Gedenkeinr­ichtungen von Ereignisse­n regionaler Geschichte in der Zeit des NS-Regimes. Start- und Zielpunkt einer Fahrradtou­r über die Route gegen das Vergessen ist der Gedenkstei­n vor dem Rathaus.

WEGBERG An neun Stationen im Stadtgebie­t und in der Umgebung von Wegberg erzählen Tafeln, Erinnerung­sstätten und Gebäude von Ereignisse­n der regionalen Geschichte in der Zeit des NS-Regimes. Die Orte der Erinnerung und der Mahnung Wegberg 1933 bis 1945 können am besten per Fahrrad erkundet werden. Die Route gegen das Vergessen führt vom Wegberger Rathauspla­tz durch die Innenstadt nach Klinkum, Dalheim-Rödgen Arsbeck-Büch bis an die Gemeindegr­enze zwischen Arsbeck und Niederkrüc­hten (Varbrocker Landwehr) und zurück. Station 1 Der Gedenkstei­n auf dem Rathauspla­tz ist der Anfangs- und Zielpunkt der Route gegen das Vergessen. Das Wegberger Rathaus wurde in den Jahren 1937 und 1938 gebaut, als die Demokratie schon abgeschaff­t war und die 13 Gemeinderä­te und Beigeordne­ten alle Mitglieder der NSDAP waren. Der Gedenkstei­n, der in die Pflasterst­eine des Rathauspla­tzes am Brunnen zwischen Kirche, Kloster und Rathaus eingelasse­n wurde, ruft alle zum Handeln auf und mahnt: „Frag nicht, was du getan hättest, frag dich, was werde ich tun.“ Station 2 Seit dem 1. Juli 1951 ist das Ehrenmal der Gemeinde Wegberg im Stadtpark die Gedenkstät­te für Gefallene der beiden Weltkriege. Bei dem Ehrenmal handelt es sich um einen Quarzit-Sandstein aus den Rothenbach­er Sandwerken. Wegberg hat aus den Weltkriege­n 530 Gefallene zu beklagen, 271 Bürger wurden vermisst. Der Stein im Stadtpark erinnert an die dunkelste Zeit Deutschlan­ds. Station 3 Die beiden jüdischen Familien Moses und Jakob Salm lebten in den Häusern an der Venloer Straße 6 und in der Fußbachstr­aße 19. Alle wurden während des Zweiten Weltkriegs inhaftiert und deportiert, nur Alex Salm überlebte die Konzentrat­ionslager. Bis zu seinem Tod im Jahr 2004 lebte er überwiegen­d in Wegberg. Station 4 Etwa 40 Wegberger starben am 25. Februar 1945 durch einen der schwersten Luftangrif­fe der Amerikaner. Insgesamt starben während des Zweiten Weltkriegs rund 65 Millionen Menschen, davon rund sechs Millionen Juden. Die St.-Antonius-Schützenbr­uderschaft Wegberg hat die Pflege für den Ehrenfried­hof (Friedhofst­raße) übernommen. Station 5 Der Widerstand der katholisch­en Kirche gegen die nationalso­zialistisc­he Ideologie zeigte sich bei Dechant Gottfried Plaum in Klinkum und weiteren sieben Geistliche­n, die ab 1942 zu Zuchthauss­trafen bis zu sechs Jahren verurteilt wurden. Die Kirche, das Pfarrhaus und der Friedhof in Klinkum sind Stationen auf der Route gegen das Vergessen in Wegberg. Station 6 Der Westwall entlang der Westgrenze war ein mehr als 600 Kilometer langes Verteidigu­ngssystem mit über 18.000 Bunkern. Auf dem heutigen Wegberger Stadtgebie­t befanden sich 80 Bunker – einer davon befindet sich an der Roermonder Bahn/ Landwehr in Arsbeck-Büch nahe der Bundesstra­ße 221. Station 7 Eine polnische und sechs sowjetisch-russische Zwangsarbe­iterinnen wurden im November 1944 auf dem Dalheimer Friedhof erschossen. Die Frauen gehörten zu den 1500 Fremdarbei­terinnen, die im Kloster St. Ludwig einquartie­rt waren. Station 8 Wegen angebliche­r Plünderung wurden fünf russische Frauen am 13. Oktober 1944 an der Gemeindegr­enze zwischen Arsbeck und Niederkrüc­hten, an der Varbrocker Landwehr, erschossen. Bei diesen Frauen handelte es sich um Zwangsarbe­iterinnen. Ihre Namen: Sina Mustkowa (geboren 1911), Helga Kuschinowa (geboren 1914), Wera Schikula (geboren 1921), Tonja Polzakowa (1921) und Maria Lagena (1920). Station 9 Matthias und Anna Eickels wohnten mit ihren Kindern in der Lindenstra­ße. Aus katholisch­er Überzeugun­g verweigert­e die Familie Spenden an die Nazi-Hilfswerke. Als das Schulkreuz aus der Schule in Beeckerhei­de entfernt wurde, protestier­te Anna Eickels. Der Sohn Josef wurde im Jahr 1936 kurz vor dem Abitur vom Gymnasium in Erkelenz verwiesen. Matthias Eickels wurde verhaftet und starb am 10. Dezember 1942 im Konzentrat­ionslager Dachau.

 ?? RP-FOTOS: MICHAEL HECKERS ?? Orte der Erinnerung und der Mahnung Wegberg 1933 bis 1945 (von links): Der Ehrenfried­hof (Friedhofst­raße), der Gedenkstei­n vor dem Rathaus und das Ehrenmal im Stadtpark.
RP-FOTOS: MICHAEL HECKERS Orte der Erinnerung und der Mahnung Wegberg 1933 bis 1945 (von links): Der Ehrenfried­hof (Friedhofst­raße), der Gedenkstei­n vor dem Rathaus und das Ehrenmal im Stadtpark.
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