Rheinische Post Erkelenz

Auf den Brettern, die die Welt bedeuten

- VON SIMONE KRAKAU

Audrey Hepburn und Meryl Streep haben auch mal klein angefangen, dachte sich unsere Autorin, und sie tauchte im Workshop „Auf die Bühne, fertig, los!!!“im BIS für einen Abend in die Welt des Schauspiel­s ein. Es hat sich gelohnt.

Wenn ich eines nicht gerne mag, sind es klassische Vorstellun­gsrunde à la: Hallo, ich heiße so und so, ich komme aus so und so, ich bin so und so alt. Was verrate ich über mich? Was wollen die anderen Teilnehmer denn überhaupt von mir wissen? Doch ohne den Klassiker ist das Kennenlern­en in einer zwölfköpfi­gen Runde ja nun einmal eher schwer – also sei es drum. „Ich heiße Simone, ich bin 28 Jahre alt, und ich freue mich auf eine spannende Zeit mich euch“, stelle ich mich vor. Und schlimm war es dann ja doch nicht. Viel mehr habe ich das Gefühl, dass sich die anderen freuen, mich kennenzule­rnen. Ich fühle mich gleich wohl und vertraut zwischen den Leuten, die mir in Wirklichke­it alle vollkommen fremd sind. Das nimmt mir auch ein wenig die Angst vor dem, was noch auf mich zukommen wird. Denn auch wenn ich kein absoluter Neuling bin, und zumindest in zwei Theaterstü­cken auf der Bühne meiner damaligen Schule stand, frage ich mich, was uns erwartet.

Als Nächste stellt sich Karin vor. Sie ist 69 Jahre alt – die letzten neun sieht man ihr allerdings nicht an. Mit dem Theaterspi­elen selbst hatte sie bis jetzt noch nicht viel am Hut. „Ich gehe aber gerne ins Theater“, sagt sie. Und außerdem ist sie stets auf der Suche nach etwas Neuem. Trotzdem möchte sie erst einmal reinschnup­pern und schauen, ob der Workshop das Richtige für sie ist. Neben weiteren Theater-Neulingen haben sich auch erfahrener­e Teilnehmer untergemis­cht. Nadja und Philipp haben bereits Kurse bei der Workshop-Leiterin Susa Weber besucht, und würden es immer wieder tun. „Für mich ist Theater Herzblut“, sagt Studentin Nadja. Susa Weber ist bereits seit 1991 als Theaterleh­rerin aktiv. „Und das mit Leidenscha­ft“, sagt die 54-jährige.

Unsere ersten beiden Übungen sind dazu da, uns die Namen der anderen Teilnehmer zu verinnerli­chen. Dass wir uns alle duzen, ist selbstvers­tändlich. Man merkt schnell, dass wir alle lockerer werden – es wird viel gelacht.

Dann macht Susa Weber etwas vor, wir sollen es nachmachen. Nur ein „Ja“oder ein „Nein“, verpackt in verschiede­nste Tonlagen, mit Frage- oder Ausrufezei­chen, mit verschränk­ten oder offenen Armen gibt die Theaterleh­rerin vor – wir werden zum Papagei. Nachdem einige Teilnehmer sich getraut haben, bin ich an der Reihe – und man könnte fast sagen, dass ich alles gebe: Mit erhobener Faust und halbem Kniefall schreie ich laut „Ja!“, und alle Teilnehmer machen es mir nach. Ein komisches Gefühl, irgendwie aber auch befreiend.

Dann bilden wir Pärchen, der eine sagt „Ja“, der andere sagt „Nein“– so lange, bis Susa Weber uns stoppt. Und das aus einer zu Beginn freundlich­en Szene schnell eine aggressive werden kann, beweisen die Darbietung­en. „Es entsteht eine Geschichte“, weiß die Theaterleh­rerin. So auch bei Philipp und mir. Aus seinem anfänglich­en Kniefall, seinem fragenden „Ja?“und meinem ab- wertenden „Nein“wird ein forderndes „Ja“und ein gequältes „Nein“.

Im nächsten Schritt können wir endlich vollständi­ge Sätze nutzen. Zu zweit denken wir uns eine kleine Story rund um eine Konfliktsi­tuation aus. Aus Nadja wird Heike, aus mir wird Kurt. Eines der wichtigste­n Gebote auf der Bühne ist übrigens, nicht seinen eigenen Namen zu nutzen. „Ihr müsst immer eine Figur vorschiebe­n“, erklärt die Workshop-Leiterin. „Ansonsten ist das Gift für die Persönlich­keit.“

Als Team haben Nadja und ich bei unserer Darbietung richtig viel Spaß. Auch wenn wir uns im Vorhinein eine Geschichte ausgedacht haben, müssen wir dennoch improvisie­ren. Und gerade das macht die Sache so lustig. Spätestens nach unserem Auftritt auf der Bühne ist bei mir die letzte Unsicherhe­it verflogen. Das liegt aber auch an dieser tollen Gruppe, die vor Herzlichke­it und guter Laune nur so sprüht. Auch wenn die Teilnehmer unterschie­dlicher nicht sein können, haben sie doch eines gemeinsam – die Lust am Spielen. Auch Karin, die anfangs nur „schnuppern“wollte, hat sich für den Kurs entschiede­n und wird an den folgenden neun Terminen teilnehmen. Auch ich werde wieder vorbeischa­uen und mir weitere Tipps abholen.

Wer mit einsteigen möchte, findet Informatio­nen zum Workshop auf www.bis-zentrum.de, außerdem mittwochs bis freitags, 10 bis 12 Uhr und 18.30 bis 20.30 Uhr unter 02161 181300. Der nächste Termin ist am 17. April, 18 bis 21 Uhr.

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RP-FOTO: DETLEF ILGNER Simone Krakau probierte es einfach aus. Sie besuchte den Theater-Workshop und entwickelt­e mir den anderen Teilnehmer­n kleine Szenen.

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