Ein Richter auf Abwegen
Heino Ferch spielt einen Berliner Juristen, dessen Tochter von einem Angeklagten entführt wird.
BERLIN (dpa) Was nützt das größte Ehrgefühl, wenn dann doch ein mühsam aufgebautes Lügengebäude zusammenbricht – und nicht nur den angesehenen Posten, sondern auch die Familie zerstören könnte? Darum geht es in „Der Richter“: Der Berliner Richter Joachim Glahn (Heino Ferch) ist ein beherrschter Mann. Er hat eine ihn liebende Gattin Alexandra (Gesine Cukrowski), Tochter Luise (Elisa Schlott) studiert natürlich Jura (nimmt aber heimlich Koks), und seine schroffe Mutter Gisela (Marie Anne Fliegel) hängt ständig an der Weinflasche.
Und er hat eine Geliebte, die Gerichtsmedizinerin Michaela (Victoria Sordo). Vor Gericht bekommt er es mit dem Angeklagten Wieland (Wolfram Koch) zu tun, einem Abrissunternehmer. Er erpresst Glahn, um seine sofortige Freilassung zu erreichen: Wielands Freund Maik Fechner (Sebastian Hülk) macht sich an Luise heran und entführt sie. Dann hat da auch noch der Bauunternehmer Lüders (André Jung) seine Finger im bösen Spiel.
Es geht um Abhängigkeiten, Gier nach Macht und Geld, verlorene Ehre und Intrigen. Die Geschichte um ein vertuschtes Verbrechen wirkt allerdings recht konstruiert. Vermutlich würde ein Richter eher seine Befangenheit erklären, als schließlich einen derartigen Mist vor Gericht zu produzieren – vor allem keiner, der es so ernst mit sei- nem Job meint und sogar selbst Szenen eines Verbrechens nachstellt wie dieser Herr Glahn. So drängen sich dem Zuschauer angesichts solch eines unwahrscheinlichen Szenarios allerhand Fragen auf: Wie kann es sein, dass ein Angeklagter aus der Zelle heraus eine Entführung organisiert? Und dass sich eine Gerichtsmedizinerin zur Handlangerin des Richters machen lässt?
Von einigen anderen Unzulänglichkeiten ganz zu schweigen, die rund um diesen Richter angehäuft werden. Immerhin passt die rüde Sprache gut zu dieser größtenteils unspannenden und unglaubwürdigen Geschichte. Heino Ferch gibt einmal mehr den einsamen Kämpfer. Er spielt die Figur des Richters, der sein eigener Henker ist, als eine Mischung aus selbstgerechtem Macho, herrschsüchtigem Vater und grundegoistischem Mann.
„Der Richter“, ZDF, 20.15 Uhr