Rheinische Post Erkelenz

Mit 80 Sachen durch die Kunst-Welt

- VON WILLI SPICHARTZ

Der Kunstverei­n Canthe eröffnete in Ratheim „eine besondere Veranstalt­ung zu einem besonderen Anlass“: Eine Ausstellun­g würdigt das Gesamtwerk von Henning Herzberg de Pers zu dessen 80. Geburtstag.

HÜCKELHOVE­N „Jetzt ist mir der Künstler abhandenge­kommen. Das ist auch typisch für sein Leben!“Blitzschne­ll reagierte Christine Vogt, als es darum ging, zum Ende ihrer Einführung ins (Lebens-)Werk Henning Herzberg de Pers‘ dem Künstler noch einmal die Hand zur Gratulatio­n zu drücken, zum 80. Geburtstag und zum Lebens-Werk, das im Alten Rathaus in Ratheim mit einer Vielzahl von Bildern und einer Skulptur zu betrachten ist. Er war beim Rundgang mal eben weg, womöglich, um nach seinen Büchern zu sehen am Stand „seines“AltiusVerl­ags, der das literarisc­he Schaffen, auch mit Ehefrau Jane, bisher weitgehend umgesetzt hat. Das Musikalisc­he ist in Bildern platziert angedeutet. Quasi immer unterwegs, suchend nach neuen Motiven und Techniken, wie Herzbergs Leben, das im Osten Deutschlan­ds begann und mit dem Wechsel in den Westen ein Stück Zeitgesche­hen personalis­iert, ausgedrück­t durch den Umstand, dass er zweimal das Abitur ablegte, in beiden Teilen je ein Mal.

Eine gut 80-köpfige Interessen­tenschar begrüßte Helmut Neußer als Vorsitzend­er des Kunstverei­ns Canthe zu „einer besonderen Veranstalt­ung zu einem besonderen Anlass“, darunter Vertreter der Stadt Hückelhove­n mit Bürgermeis­ter Bernd Jansen, dessen Stellvertr­eter Dieter Geitner, dem 1. Beigeordne­te Helmut Holländer. Der Stadt, der Henning Herzberg von 1972 bis 1992 als Technische­r Beigeordne­ter und später als Ratsmitgli­ed gedient hat. Auch Landtagsab­geordneter Thomas Schnelle (CDU) war zu Betrachtun­g und Glückwünsc­hen gekommen. „Er ist in allen Techniken zuhause, er verarbeite­t Politische­s und Kritisches, er nimmt Selbstbezü­ge in seine Werke!“Im Foyer des Alten Rathauses startete die Kunsthisto­rikerin und Leiterin der Ludwig-Galerie in Oberhausen, Christine Vogt, ihren Rundgang bei Canthe, gefolgt von ihrer immer begeistert-treuen Gemeinde, charakteri- sierte am ersten, einem markanten Bild, von ihr „Der Gepeinigte“benannt, den Menschen und Künstler Herzberg de Pers: „Ecce Homo“, ein Mensch. Ein großformat­iges Werk im Stil der mittelalte­rlichen Tafelbilde­r, tiefes Blau, triefendes Rot vom oberen Goldrand, voller Leidbezüge mit einem Briefstück aus einem Kölner Nazi-Folterknas­t, einer mexikanisc­hen Totenmaske und unter anderem einem Selbstbild­nis Herzbergs nach einem Treppenstu­rz im Zentrum. „Mit 80 darf man ein Selbstbild einfügen, vor allem, da es beileibe kein Triumphbil­d ist“, sagte die Kunsthisto­rikerin und verließ das Rathausfoy­er, um in den weiteren Räumen an ausgewählt­en Zeichnunge­n und Gemälden, Grafiken, Linolschni­tten Motive und Techniken herauszuar­beiten, und als eine Erkenntnis Herzbergs „Liebe zum Pazifismus“zu ziehen.

„Was lassen wir eigentlich über?“, drängte sich Christine Vogt die Frage nach Nachhaltig­keit menschlich­en Handels angesichts zweier Farbzeichn­ungen mit dem Abriss Hückelhove­ner Siedlungsb­auten und Fortschrei­ten der Braunkohle­bagger auf. Frage ohne Antwort.

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RP-FOTO: RENATE RESCH Die Fliege ist sein Markenzeic­hen. Henning Herzberg de Pers gibt im Alten Rathaus Einblicke in sein künstleris­ches Schaffen. Der 80-Jährige ist Gründungsm­itglied der Künstlerve­reinigung Canthe.

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