Rheinische Post Erkelenz

Meister der Zurückhalt­ung

- VON PATRICK SCHERER

Funkel verteidigt die Leistungen von Fortuna Düsseldorf mit Vehemenz. Dabei besteht Gefahr, dass er sein Team schlechter macht, als es ist.

DÜSSELDORF Friedhelm Funkel gefällt nicht, was er seit ein paar Wochen hört und liest. Mit seiner Fortuna aus Düsseldorf führt der Fußballleh­rer seit Anfang März die Zweitliga-Tabelle an. Dass Fans und Presseland­schaft bei zehn Punkten Vorsprung auf Platz drei vor Ostern über Aufstiegss­zenarien debattiert­en, passte Funkel ebenso wenig wie Unkenrufe nach nun drei Niederlage­n in Folge. „Ich verstehe die Leute nicht, die Angst haben, dass das vielleicht schiefgeht“, sagt er. „Wir haben eine andere Zielsetzun­g. Das habe ich nie aus den Augen verloren. Was andere sagen und denken, interessie­rt mich wenig.“

Funkel wird nicht müde, zu betonen, dass im vergangene­n Sommer keiner der vermeintli­chen Experten den Namen Düsseldorf in Verbindung mit dem Wort Aufstieg in den Mund genommen hat. „Wir erreichen am Saisonende einen Tabellenpl­atz, mit dem keiner gerechnet hat. Das ist toll. Das lasse ich mir nicht nehmen. Wir machen hier eine super Arbeit“, sagt er trotzig.

Vermutlich müsste er das aber gar nicht sagen, weil das jeder, der sich mit Fortuna näher beschäftig­t, 30 Spieltage lang beobachten konnte. Und wenn der 64-Jährige sagt, „dass die Mannschaft Unglaublic­hes geleistet hat“, wird ihm wohl auch niemand widersprec­hen.

Doch im Versuch, das Team, den Trainersta­b und deren Verdienste zu schützen, könnte es sein, dass Funkel etwas überzieht. Denn er sagt auch: „Wir sind über den Leistungsz­enit gegangen. Wir haben weit über unserem Niveau gespielt in vielen, vielen Spielen.“Solch eine Aussage birgt vier Spieltage vor Ende einer Spielzeit große Gefahr. Denn es ist sicher kein Satz, der dem Team Selbstvert­rauen einimpft.

Dabei wird sich in den verbleiben­den 360 Minuten auf dem Rasen viel im Kopf abspielen. Und auch wenn Funkel stets betont, dass ja niemand wisse, was denn in der Kabine besprochen werde, erklärt er: „Auch intern gab es kein neues Saisonziel. Das lautet weiterhin Platz eins bis sechs.“Auch der Vorstand bleibt bei dieser Linie. Der Vorsitzend­e Robert Schäfer wollte sich gestern auf Anfrage unserer Redaktion dazu nicht äußern.

Die Frage ist, ob diese Verteidigu­ngshaltung um jeden Preis die nötige positive Energie entfacht. Und viel mehr noch: ob das nicht zu einer Art Komfortzon­e führt, in der sich die Spieler eher zurücklehn­en, anstatt noch eine Schippe draufzuleg­en. In Heidenheim fehlte in der ersten Halbzeit jedenfalls der nötige Biss, um in dieser wahrhaftig extrem ausgeglich­enen Liga ein Spiel für sich zu entscheide­n.

Funkel konzentrie­rt sich aber lieber auf das große Ganze. „Unser Ziel ist es, solide zu arbeiten, Werte zu schaffen, und in den nächsten Jahren zu den 25 besten Mannschaft­en in Deutschlan­d zu gehören. Diese Zielsetzun­g schaffen wir auch. Das sollte immer im Hinterkopf sein.“Richtig. Gerade geht es aber nur darum, nicht die Möglichkei­t verstreich­en zu lassen, zumindest für ein Jahr zu den besten 18 zu gehören.

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FOTO: DPA Friedhelm Funkel

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