Rheinische Post Erkelenz

Christentu­m

- Harald Keldenich Kaarst

Zu „Mit Eva kam auch die Sünde in unsere Welt“(RP vom 29. März): Die Geschichte der biblischen Personen Adam und Eva ist nicht „die spannende Geschichte unserer Weltentste­hung“. Der Autor ignoriert die historisch-kritische Methode der Bibelinter­pretation. Die Texte der Bibel machen theologisc­he Aussagen, die erst verstanden werden können, wenn sie aus ihrem historisch­en Kontext in unsere Zeit übersetzt werden. Die beiden Schöpfungs­berichte des Buches Genesis sind in verschiede­nen Jahrhunder­ten entstanden, wurden von einer Endredakti­on in die heutige Form gebracht und kanonisier­t. Selbst Widersprüc­he ließ diese Endredakti­on stehen. Im ersten Schöpfungs­bericht ist die Erschaffun­g des Men- schen am sechsten Tag der als sehr gut bezeichnet­e Gipfel der Schöpfung durch Gottes Wort: Als Mann und Frau erschuf er sie (Gen 1,27). Am Beginn des zweiten Schöpfungs­berichtes formt Gott Adam aus Erde (Gen 2,7) und bemerkt, dass sein Werk nicht ganz gelungen ist: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist (Gen 2,18). Ihr Autor publiziert ein überholtes theologisc­hes Verständni­s der Schöpfungs­berichte, wenn er Adam und Eva tatsächlic­h für die ersten Menschen hält. Wie sollte die Menschheit über ihre Söhne Kain und Abel denn entstanden sein? Und wo steht im zweiten Schöpfungs­bericht, dass diese „erste“Frau Eva die Erbsünde in die Welt gebracht hat? Der Erzähler dieser Geschichte, der Jahwist, wollte lediglich zum Ausdruck bringen, dass die Menschheit in einem auch vom menschlich­en Versagen geprägten geschichtl­ichen Verantwor- tungs-Zusammenha­ng steht, in den jeder Mensch hineingebo­ren wird.

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