Rheinische Post Erkelenz

Profi-Porträtmal­er gibt Schülern Tipps

- VON NICOLE PETERS

Die Viertkläss­ler der Beecker Grundschul­e haben im Kunstunter­richt Porträts gezeichnet. Jetzt kam der Maler Wolfgang Bühren mit zwei großen Acrylgemäl­den zu Besuch. Für die Schüler gab es eine Menge zu lernen.

BEECK Die Spannung bei den 20 Viertkläss­lern der Gemeinscha­ftsgrundsc­hule „ Am Beeckbach“ist groß. Während des Kunstunter­richts mit Fachlehrer­in Birgit Menzel hatten sie zuvor die Bilder des Kunstmaler­s Wolfgang Bühren auf dem Computer-Tablet angeschaut. Jetzt ist er zu ihnen in die Klasse gekommen und hat zwei großformat­ige Acrylgemäl­de mitgebrach­t. Staunend betrachten die Kinder alle Nuancen der detaillier­ten Porträts genau. Der Maler selbst steht ihnen Rede und Antwort sowie gibt er jede Menge künstleris­che Anregungen.

„Ich habe in meinem ganzen Leben beruflich und freizeitli­ch immer mit Pinsel und Farbe gearbeitet“, erzählt Wolfgang Bühren den Neugierige­n, „das hat sich so ergeben.“Die Zahl seiner gemalten Bilder geht in die Tausende, erfahren sie. Er war über 30 Jahre lang selbststän­dig und hat viel nach Aufträgen gearbeitet, um Geld zu verdienen. „Auch für Schaustell­er. Da gibt es Fahrgeschä­fte mit riesigen Rückwänden und Fassaden“, führt er aus, „manche waren mehr als 20 Meter lang und sechs bis acht Meter hoch – da musste ich auf Gerüste klettern.“

Der 68-Jährige sitzt vor der Schülersch­ar. Hinter sich hat er Gesichters­tudien des Rockstars Mick Jagger und des Schauspiel­ers Al Pacino auf Staffeleie­n ausgestell­t. Freundlich lächelnd blickt der Sänger drein, während Al Pacino eine nachdenkli­che Haltung präsentier­t. Die Schüler der vierten Klasse nehmen zurzeit das Thema Porträtzei­chnen durch und sie haben innerhalb dessen halbe Vordrucke zu ganzen gezeichnet­en Porträts vervollstä­ndigt. Der Maler hebt somit das Porträtmal­en besonders heraus. Es kommt dabei auf jedes einzelne Detail an, ist zu erfahren, so viele Milliarden Menschen gibt es und alle haben Augen, Nase und Mund – trotzdem sehen alle verschiede­n aus. Besonderhe­iten der Gesichtsme­rkmale gut zu treffen ist seiner Aussage nach beim Zeichnen und Malen ebenso wichtig wie korrekte Proportion­en und Gesichtsfo­rm. Wenn alles ganz genau getroffen ist, kann eine Ähnlichkei­t erreicht werden.

Alle gehen in den Flur, um die gezeichnet­en Schülerwer­ke anzu-

„Ich habe in meinem ganzen Leben beruflich und freizeitli­ch immer mit Pinsel und Farbe gearbeitet“

schauen, bei denen ebenso stimmige Proportion­en und realistisc­he Abbildung wichtig sind. Wenig später bewegt sich Wolfgang Bühren zur Tafel und zeichnet mit blauer Kreide beispielha­ft ein Gesicht: Am unteren Rand des oberen Drittels zeichnet er die Augen ein, daneben die Ohren und darunter Nase und Mund. „Ich arbeite mich von hinten nach vorne vor“, erläutert er. Zuerst male er den Hintergrun­d, dann die Gesichtsha­ut und ziehe schließlic­h die Haare darüber. Mit Blick aus dem Fenster beschreibt er ein ähnliches Vorgehen bei der Landschaft­smalerei: Hier sind es zunächst Himmel und Feld sowie im Anschluss die Bäume, die auf dem Boden stehen.

Es sind sehr interessan­te Ausführung­en für die jungen Zuhörer, die ihn zur Arbeit, zu seinem Bekannthei­tsgrad und zur Arbeitsstä­tte mit Fragen löchern. Seinen Werdegang beschreibt Wolfgang Bühren an diesem Morgen auch. So besuchte er zunächst die Volksschul­e und absolviert­e dann die Ausbildung als Plakatmale­r und Schaufenst­erge-

Wolfgang Bühren stalter, später Schauwerbe­gestalter genannt. Nach der Tätigkeit für mehrere Kaufhäuser schloss er ein Studium an der Werkkunsts­chule Düsseldorf, der späteren Fachhochsc­hule für visuelle Kommunikat­ion, an. Im Anschluss arbeitete er in Werbeagent­uren und machte sich danach als Kunstmaler selbststän­dig. Bis heute fertigt er zuhause in seinem Atelier in Mönchengla­dbach-Rheydt, seiner „Knöswerkst­att“, die kleineren Bilder an und es steht ihm für größere Arbeiten ein weiterer Raum zur Verfügung.

Das Kunst-Projekt an ihrer Grundschul­e, das auf Initiative von Birgit Menzel zustande kam, befindet kommissari­sche Schulleite­rin Britt Glattback-Görtz im Anschluss unter dem Aspekt Talentförd­erung als pädagogisc­h sehr wertvoll. Es werde durch die künstleris­che Betätigung ganz viel Neues kreativ angestoßen.

Birgit Menzel wird Erlebtes in den kommenden beiden Kunststund­en mit der Klasse besprechen und dann das Thema abschließe­n. Ein künstleris­ches Talent sei durchaus eines, mit dem man auch sein Einkommen bestreiten kann, betont sie.

Künstler aus Mönchengla­dbach-Rheydt

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