Rheinische Post Erkelenz

Vodafone steht kurz vor Übernahme von Unitymedia

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Deutschlan­ds zweitgrößt­er Telefonkon­zern, Vodafone Deutschlan­d, könnte schon bald die entscheide­nde Lücke füllen, um den Bonner Marktführe­r Telekom deutlich besser flächendec­kend angreifen zu können. Das Düsseldorf­er Unternehme­n könnte die lange geplante Übernahme des Kölner Kabel-TV-Anbieters Unitymedia endlich wagen. Laut einem Bericht der britischen Wirtschaft­szeitung „Financial Times“ist die aus London geführte Vodafone-Gruppe bereit, in den nächsten zwei Wochen bis zu 16,5 Milliarden Euro für das Europa-Geschäft des amerikanis­chen Kabel-TV-Giganten Liberty zu bieten. Wichtigste Tochterfir­ma von Liberty in Europa ist Unityme- dia mit 7,1 Millionen Kunden. „Wenn Unitymedia bei Vodafone landet, wäre das schon ein großer Deal“, sagt dazu Torsten Gerpott, Branchenex­perte von der Universitä­t Duisburg-Essen. „Dann könnte Vodafone in praktisch allen Ballungsge­bieten eigene, sehr schnelle Online-Anschlüsse anbieten.“

Tatsächlic­h würde Vodafone sich davon befreien, in den Bundeslän- dern NRW, Hessen und BadenWürtt­emberg praktisch nur DSLAnschlü­sse der Deutschen Telekom weiterverk­aufen zu können. Denn nur in den anderen Bundesländ­ern hat Vodafone ein eigenes Kabel-TVNetz, seit im Jahr 2013 KabelDeuts­chland für rund acht Milliarden Euro übernommen wurde. In diesen Bundesländ­ern bietet Vodafone auch extrem schnelle Online- Anschlüsse von bis zu 400 MB/Sekunde an.

Die große Frage ist, ob die Kartellbeh­örden eine Übernahme von Unitymedia durch Vodafone akzeptiere­n würden. „Da werden die Kartellwäc­hter sehr genau hinschauen“, sagt Gerpott. Der Grund wäre, dass Unitymedia und Vodafone (Kabel-Deutschlan­d) sich noch Wettbewerb dabei machen, Wohnungs- baufirmen mit TV-Signalen zu versorgen. „Da würde ein neues Monopol drohen“, sagt ein Telekom-Vorstand. Telekom-Chef Tim Höttges hat erklärt, er würde eine Übernahme von Unitymedia durch Vodafone nicht akzeptiere­n. Ihn würde aber in Wahrheit nicht das Monopol beim Aussenden des TV-Signals stören, sondern die gute Position bei schnellem Internet.

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