Wenn das Theater Borussia besucht
Umgekehrt läuft’s bestens. Schon in der dritten Spielzeit lockt die Borussia-Revue die Massen ins Theater. Nun stand der Gegenbesuch an. PR-Referentin Sabine Mund und Marketing-Chef Philipp Peters wagten sich in die brodelnde Arena.
Sabine Mund ist irritiert. „Wieso brüllen die dauernd ,Schalke’“, fragt sie. Natürlich ruft die Gladbacher Nordkurve nicht „Schalke“, das wäre ja verrückt. Die PR-Referentin des Theaters hat sich verhört. Sie ist zum allerersten Mal im BorussiaPark – beim Spiel gegen Wolfsburg. Im Vorfeld war sie schon ein bisschen aufgeregt. „Nicht in die Nordkurve!“, sagt sie mehrfach. „Nicht in die Nordkurve!“Natürlich nicht, es wäre für die Premiere zu heftig, da zu stehen, wo die Hardcore-Fans sind.
Ihr Chef, Philipp Peters, ist zum zweiten Mal im Stadion. „Ich war schon einmal im November hier“, sagt er. Der Neubau des Hotels gegenüber dem Stadion sei extrem gewachsen in der kurzen Zeit. Die beiden haben sich verabredet. „Borussia ist Dauergast bei uns im Theater, da müssen wir doch einmal einen Gegenbesuch machen“, sagen sie. Nun klappt es endlich.
Die Fans singen ihre Hymne: „Wir schwören Stein und Bein auf die Elf vom Niederrhein.“Alle haben sich von den Plätzen erhoben. „Das singen die bei uns im Theater auch immer“, sagt Sabine Mund. Und sie erkennt Stadionsprecher Torsten „Knippi“Knippertz auf dem Rasen, Er heizt die Menge an. „Wie im Theater“, wiederholt Sabine Mund. Stimmt. Im Theater werden die Zuschauerränge bei der Borussia-Revue zur Nordkurve. „Toll, das jetzt mal hier zu erleben.“
Und sie haben Glück, sehen ein klasse Spiel. Wobei Sabine Mund sich gern von den Ereignissen in der Nordkurve ablenken lässt. „Das ist ja toll, was die da machen“, sagt sie. Überhaupt, das Ganze sei so unwirklich. „Ich fühle mich wie in einem Film.“Die Fans in der Kurve reißen unisono die Arme hoch, verharren, klatschen auf Kommando. Immer und immer wieder. „Das sieht ja toll aus, das erinnert mich an Korallen im Meer, die hin und herwiegen.“So poetisch hat sicher vorher niemand die Choreographien der Nordkurve beschrieben.
Die Spielzüge der Borussia sind sensationell. Es fallen Tore. Wunderschön. Die Fans toben. Sabine Mund und Philipp Peters freuen sich auch. Allerdings etwas verhaltener als die Gladbach-Freunde in der Nordkurve. Sie müssen sich noch eingewöhnen. „Es muss schön sein, wenn das Herz so sehr für einen Verein schlägt“, sagt Sabine Mund. Ja, das ist so.
In der Pause gibt’s Bier und Wurst. Das gehört dazu. In der ersten Halbzeit haben die Fans dreimal ihr „Döp döp döp“erklingen lassen. Der zweite Abschnitt bleibt döp-los. Was die Stimmung nicht trübt. Die Nord- und die Südkurve skandieren abwechselnd „VfL“. Die Fans im Norden sind lauter.
Das Spiel ist aus. „Das war einfach toll“, sagt Sabine Mund auf dem Weg zum Auto. „Und dass 47.000 Menschen so diszipliniert sein können.“Ja, das können sie. Wenn sie wollen.