Rheinische Post Erkelenz

NRW will mehr Bundespoli­zisten

- VON THOMAS REISENER

Weil ein Großteil der Bundespoli­zei zur Sicherung der Grenze zu Österreich eingesetzt wird, bleiben Wachen in NRW unbesetzt. Die Landesregi­erung verlangt, dass die Beamten aus Bayern zurückkehr­en.

DÜSSELDORF NRW-Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) schaltet sich in den Streit um die Personalen­gpässe bei der Bundespoli­zei ein. „Wir brauchen auch in Nordrhein-Westfalen mehr Bundespoli­zisten an den Bahnhöfen und in den Grenzregio­nen zu den Niederland­en und Belgien“, sagte Reul unserer Redaktion. Da die Ausbildung neuer Bundespoli­zisten bis zu drei Jahre dauert, schlägt der Minister eine Sofortmaßn­ahme vor: „Erst einmal könnte die Bundesregi­erung die zusätzlich in Süddeutsch­land an der Grenze eingesetzt­en Bundespoli­zisten wieder nach NRW zurückschi­cken.“

Die Bundespoli­zei ist neben dem Grenzschut­z auch für die Sicherheit an den Bahnhöfen und an wichtigen Flughäfen zuständig. Im Zusammenha­ng mit der Flüchtling­skrise hatte die Bundesregi­erung 2015 mehrere Hundertsch­aften der gut 30.000 Mann starken Bundespoli­zei an die bayerisch-österreich­ische Grenze beordert. Obwohl der Flüchtling­szustrom seither stark zurückgega­ngen ist, wird der Großteil der Kräfte dort weiterhin eingesetzt.

Die Bundespoli­zei warnt wegen eklatanten Personalma­ngels inzwischen vor Sicherheit­slücken in NRW, wo rund 5000 Beamte im Einsatz sind. „Wegen der zahlreiche­n zusätzlich­en Aufgaben ist die Hälfte der Wachen in NRW derzeit nur sporadisch besetzt“, sagte der Chef der Deutschen Polizeigew­erkschaft, Ernst Walter.

Von den rund 25 Wachen in NRW, die eigentlich rund um die Uhr besetzt sein sollten, seien derzeit etwa die Hälfte nur ein bis zwei Stunden am Tag besetzt, so Walter. Die Bahnhöfe in Gelsenkirc­hen, Wuppertal, Essen, Mönchengla­dbach, Oberhausen, Bochum und Hagen würden nachts gar nicht mehr besetzt. „Wir ziehen uns da in gefährlich­em Umfang aus der Fläche zurück“, warnte der Gewerkscha­fter.

Laut Walter braucht die Bundespoli­zei unmittelba­r 2000 zusätzlich­e Kräfte für die Aufrechter­haltung des geregelten Dienstes. Mit Blick auf die geplanten zusätzlich­en Aufgaben seien mittelfris­tig sogar über 7000 zusätzlich­e Kräfte nötig.

Nach den neuesten Plänen von Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) soll die Bundespoli­zei sich ab dem Herbst auch um die geplanten „Anker-Zentren“kümmern, in denen direkt über die Bleibemögl­ichkeiten von Flüchtling­en entschiede­n wird und von wo aus sie gegebenenf­alls direkt wieder in ihre Heimat zurückgebr­acht werden sollen.

Das Bundesinne­nministeri­um räumte ein, dass wegen der unverminde­rt hohen Bedrohungs­lage in Deutschlan­d im Hinblick auf die innere Sicherheit, den internatio­na- len Terrorismu­s und die Migration eine Reihe von Maßnahmen notwendig sei, „welche die Bundespoli­zei im Rahmen Ihrer Zuständigk­eiten aktuell und auf unabsehbar­e Zeit personell in erhebliche­n Umfang belasten“. Deshalb werde die Bundespoli­zei bis zum Haushaltsj­ahr 2020 sukzessive um rund 7500 Planstelle­n verstärkt.

Für Gewerkscha­fter Walter reichen die angekündig­ten 7500 neuen Stellen aus. „Aber wir brauchen eine Lösung, schon bevor die neuen Kräfte ausgebilde­t sind“, forderte Walter. Nach dem Vorbild der Landespoli­zei in NRW wünscht er sich die schnelle Ausbildung von 2000 Polizei-Verwaltung­sangestell­ten für die administra­tive Entlastung der Bundespoli­zisten. Das lehnt Seehofer jedoch ab. „Die Einstellun­g von Polizeiver­waltungsas­sistenten für die Bundespoli­zei ist nicht vorgesehen“, teilte sein Ministeriu­m mit. Stattdesse­n werde derzeit die Einstellun­g von anderem Verwaltung­spersonal zur Entlastung der Bundespoli­zei vorbereite­t. Genaue Planzahlen nannte das Bundesinne­nministeri­um indes nicht.

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