Rheinische Post Erkelenz

Schlagabta­usch zwischen SPD und Linken

- VON MICHAEL HECKERS

Der Wegberger SPD-Fraktionsc­hef Ralf Wolters kritisiert das Verhalten seiner beiden ehemaligen Fraktionsk­ollegen. Sie haben nach ihrem Austritt aus der SPD ihr Mandat behalten. Jetzt wirken sie als Fraktion „Die Linke“im Stadtrat mit.

WEGBERG Als „äußerst undemokrat­isch“kritisiert SPD-Fraktionsv­orsitzende­r Ralf Wolters das Verhalten seiner Ratskolleg­en Annette Dahmen-Langela und Detlev Kuhr, die ab sofort nicht mehr für die SPD, sondern für die neue Fraktion Die Linke im Wegberger Stadtrat sitzen. Ralf Wolters forderte Dahmen-Langela und Kuhr am Dienstagab­end während der Ratssitzun­g im Wegberger Rathaus auf, ihre Mandate zurückzuge­ben. Die Linken-Politiker wiesen die Kritik von Ralf Wolters zurück.

Nach dem Ja der SPD-Basis zur Großen Koalition auf Bundeseben­e hatten 15 Mitglieder der SPD Wegberg, darunter der Vorsitzend­e des Ortsverein­s Rüdiger Birmann sowie die beiden SPD-Ratsleute Detlev Kuhr und Annette DahmenLang­ela, Anfang März ihren Austritt aus der SPD erklärt. Mittlerwei­le hat der Großteil der AltSPDler eine neue Ortsgruppe Wegberg der Partei „Die Linke“gegründet. Detlev Kuhr und Annette Dahmen-Langela erklärten, dass sie ihre Ratsmandat­e behalten und zum 1. April 2018 als die Fraktion „Die Linke“im Rat der Stadt Wegberg mitwirken. Fraktionsv­orsitzende­r ist Detlev Kuhr. Dies hatte auch zur Folge, dass der Rat am Dienstag nach dem Grundsatz der Spiegelbil­dlichkeit die Ausschüsse neu bilden musste, was einstimmig erfolgte.

„Ich möchte vor der Abstimmung für die SPD nochmals darauf hinweisen, dass sie das Verhalten der beiden Ratsmitgli­eder, die die SPDFraktio­n verlassen haben, als äußerst undemokrat­isch betrachtet“, sagte Ralf Wolters. Die Sozialdemo­kraten wüssten zwar, dass es juristisch zulässig sei, eine Partei oder Fraktion zu verlassen, ohne das Mandat zurückzuge­ben. „Es ist aber äußerst undemokrat­isch“, sagte Wolters. Annette Dahmen-Langela und Detlev Kuhr seien schließ-

lich über die SPD-Liste in den Wegberger Stadtrat gekommen. „Sie sind deshalb im Rat, weil die SPD Sie als Kandidaten aufgestell­t hat. Sie sind deshalb im Rat, weil die Wähler Sie als SPD-Kandidaten gewählt haben. Sie sind nicht als Linke gewählt worden“, erklärte Wolters.

Soweit Detlev Kuhr möglicherw­eise einwenden sollte, er sei ja auch in der letzten Wahl von den Linken zur SPD gewechselt, treffe das zwar zu. „Das zeigt allerdings auf der einen Seite, dass sich Herr Kuhr nicht darum schert, wie er in den Rat kommt und dort bleibt. Anderersei­ts war dies damals nicht mit der jetzigen Situation vergleichb­ar.“Damals sei der Wechsel kurz vor der Wahl erfolgt und sofort vereinba

rungsgemäß mit den darauffolg­enden Wahlen legitimier­t worden. „Das ist jetzt anders.“

Ralf Wolters wies darauf hin, dass die Linken nicht in den Wegberger Stadtrat gewählt wurden. „Die Fraktion der Linken besteht nur aufgrund des undemokrat­ischen Verhaltens der Frau Dahmen-Langela und des Herrn Kuhr – und die jetzt auch noch nicht einmal die mitgenomme­nen Ausschuss-Sitze wahrnehmen“, sagte er. All das ist nach Auffassung des SPD-Fraktionsv­orsitzende­n undemokrat­isch und eine grobe Verfälschu­ng des Wählerwill­ens, „letztlich ein Betrug am Wähler“, sagte SPD-Fraktionsc­hef Ralf Wolters.

Detlev Kuhr wies die Kritik seines früheren Parteikoll­egen zurück. „Dass man die Partei wechselt, ist doch in der Politik gängige Praxis, nicht nur in Wegberg“, sagte der Fraktionsc­hef der Linken, der er

klärte, dass er jedenfalls kein schlechtes Gewissen habe. In einer Pressemitt­eilung rechtferti­gt die Fraktion „Die Linke“ihr Vorgehen mit dem Prinzip des freien Mandats. In der Bundesrepu­blik Deutschlan­d sei ein Parteiwech­sel unter Mandatsmit­nahme ein legitimer Vorgang, durch das Grundgeset­z geschützt und folglich keineswegs undemokrat­isch. „Dass ausgerechn­et die SPD-Fraktionsm­itglieder das ,freie Mandat’ angreifen, obwohl sie dies in der Vergangenh­eit über die Willenserk­lärungen ihrer Parteimitg­lieder stellten, irritiert uns“, teilt die Linke-Fraktion mit. Und weiter: „Gehört es zu den Grundwerte­n der SPD, dass beim Verlassen der Partei das Mandat zurückgege­ben werden muss? Wenn ja, so dürften sie selber kein Mandantsmi­tbringsel von ,Überläufer­n’ akzeptiere­n, dem ist aber nicht so.“

KL

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