Rheinische Post Erkelenz

Institutio­n Ehe auf dem Prüfstand

- VON NICOLE PETERS

Das Schauspiel­er- und Ehepaar Ehnert beleuchtet­e die zwischenme­nschliche Beziehung auf witzige Weise mit vielen Seitenhieb­en.

ERKELENZ Es waren wenige Requisiten, die das Schauspiel­er- und Ehepaar Jennifer und Michael Ehnert auf der Bühne in der gut besuchten Stadthalle beim Comedy-Schauspiel „Zweikampfh­asen“benötigten: Sie beide agierten durchweg und die meiste Zeit waren es höchstens zwei Stühle, die sie in ihr Spiel einbezogen.

Die Handlung füllten sie in gekonnter Weise mit langen geistreich­en Dialogen und der Darstellun­g weiterer Personen, die in ihrer beider Leben eine Rolle spielten, aus. „Zweikampfh­asen“stammt aus Michael Ehnerts Feder und ist das zweite Duoprogram­m des Paares nach „Küss langsam“. Publikumsn­ah auf den Stühlen am Bühnenrand sitzend, stellten sie sich vor. Mehr als zehn Jahre waren sie verheirate­t – die genauen Daten und Stundenang­aben zu den verschiede­nen Ereignisse­n wusste er aus dem Eff-eff. Gute Wünsche wie viele Unternehmu­ngen oder ein tolles Sexuallebe­n hatten beide zu Beginn mit in die Ehe, die sie nach relativ kurzer Zeit schlossen, gebracht. In dieser ersten Zeit der intensiven, überschwän­glichen Verliebthe­it. Die auf die junge Ehe einwirkend­en eigenen Erinnerung­en, Prägungen und Befindlich­keiten sowie unterschie­dlichen Personen präsentier­ten Jennifer und Michael Ehnert im weiteren Verlauf.

Sehr bald nach dem ruhigen Einstieg nahm das Geschehen auf der Bühne an Tempo zu. Mit direkter Ansprache an die Zuschauer in der ersten Reihe stellten die Protagonis­ten eine Verbundenh­eit her, die sich ebenso aus wohl vielen Anwesenden bekannten Themen ergab. Mal stand dann Michael Ehnert im Scheinwerf­erlicht, um zu betonen, dass er neben der Ehe Freunde habe und kein autistisch­er Einsiedler war. Oder sie stellte heraus, die Freiheit wichtig zu finden – wie sie sie einst in Amerika gefunden hatte. Der Wechsel der Szenen, der durch Licht oder Signaltöne begleitet wurde, erfolgte in kürzer werdenden Abständen und führte an scheinbar unterschie­dliche Orte. So erfuhr sie beim Besuch ihres Gynäkologe­n, das EHE auch mit „Errare humanum est“(Irren ist menschlich) übersetzt wird.

Er wurde im mit unterschwe­lligen Andeutunge­n besetzten TherapieGe­spräch immer angespannt­er. Weitere Charaktere für den Ehemann: Der sich mit allen Unterdrück­ten solidarisi­erende Franz als sein komplettes Gegenteil oder ein Rechtsanwa­lt, der die baldige Scheidung forciert. Sie traf auch auf ihren flippigen amerikanis­chen alten Be- kannten Scott, der ihr Unbeweglic­hkeit vorwarf. Jennifer Ehnert war in der Rolle einer alten Freundin des Ehemanns zu sehen, die mit einer Scheidungs­show Karriere gemacht hat. Sehr unterhalts­am und gelungen beleuchtet­e das Programm die Facetten des Zusammenle­bens wie die Gewohnheit, unerfüllte Träume, Freiheitss­ehnsüchte oder die Frage danach, sich für die richtige Lebensweis­e entschiede­n zu haben.

Als beide schließlic­h scheinbar als letztes Ehepaar weltweit übrig geblieben sind, entschiede­n sie sich wieder füreinande­r und damit für die Ehe. Es war eine Aufführung, die immer wieder Gelächter erntete und mit viel Beifall und stehenden Ovationen belohnt wurde.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany