Rheinische Post Erkelenz

Knapp 500 neue kleine Schwimmer

- VON HENDRIKE SPAAR

Seit vier Jahren gibt es das Projekt „Mathe schützt nicht vor Ertrinken“– seitdem haben etwa 4700 Grundschül­er daran teilgenomm­en.

KREIS HEINSBERG Als Annette Sielschott vor etwas mehr als vier Jahren mit ihrer Idee von „Mathe schützt nicht vor Ertrinken“vorstellig wurde, traf sie zwar nicht auf taube Ohren, aber doch auf viele Bedenkentr­äger und Skeptiker. Ein Schwimmpro­jekt für Grundschül­er? – ein kaum umsetzbare­s Unterfange­n. „In dem Alter können sich einige Kinder noch nicht mal alleine anziehen, wie soll das beim Schwimmen klappen“, war eine Sorge.

Doch die Mitarbeite­rin des Regionalen Bildungsbü­ros gab nicht auf und inzwischen ist aus der anfänglich­en Idee eine Erfolgsges­chichte geworden, die ihresgleic­hen sucht. Rund 4700 Grundschül­er haben mittlerwei­le am Projekt teilgenomm­en, knapp 500 davon haben das Seepferdch­en geschafft und damit den wichtigste­n Schritt zum Schwimmer gemacht. „Die Bedenken sind alle weg“, sagt Annette Sielschott, „immer mehr Kommunen wenden sich an uns, und wollen sich am Projekt beteiligen.“

Neben der Modellkomm­une Erkelenz ist Geilenkirc­hen von Beginn an dabei, Hückelhove­n sowie Wegberg folgten ein Jahr später und Übach-Palenberg feierte gerade seine Premiere. Zeit also, um erneut Bilanz zu ziehen und den Nutzen des Schwimmpro­jektes auch mit konkreten Zahlen zu belegen. „Insgesamt konnte die Quote der Kinder ohne Seepferdch­en je nach Kommune von 39 bis 70 Prozent auf 22 bis 57 Prozent gesenkt werden“, erklärt Annette Sielschott. Ein tolles Ergebnis, das Ende des Jahres auch noch mal durch eine Umfrage bei den Schulen bestätigt werden soll. „Als wir begonnen haben, gab es eine Umfrage als Grundlage, die wollen wir wiederhole­n“, erklärt Annette Sielschott. Damals wurde klar: An jeder fünften Schule des Kreises Heinsberg konnte ein Drittel der Viertkläss­ler nicht schwimmen, der Nichtschwi­mmeranteil in den fünften Klassen betrug etwa zehn Prozent.

„Mit dem Projekt in diesem Jahr wird es kein Kind mehr in Erkelenz geben, das in seiner Grundschul­zeit nicht bei ,Mathe schützt nicht vor Ertrinken’ die Gelegenhei­t hatte, sein Seepferdch­en zu machen“, freut sich Hans-Heiner Gotzen, Erster Beigeordne­ter der Stadt Erkelenz. Er war von Beginn an ein Befürworte­r des Schwimmpro­jektes, auch wenn es „Jahr für Jahr ein organisato­rischer Wahnsinn“ist. „Denn leider besteht der Anlass, warum dieses Projekt ins Leben gerufen wurde, immer noch“, wie Gotzen mit Blick auf die immer wiederkehr­enden Meldungen über Ertrunkene erklärt.

Annette Sielschott und ihre Mitstreite­rin Berit Baumeister vom Kreissport­bund Heinsberg sehen das auch so, deshalb entwickeln sie schon Pläne, wie sie Kinder noch früher ans Schwimmen heranbring­en können. Und allen Skeptikern sei gesagt: Hinderniss­e sind dafür da, sie aus dem Weg zu räumen.

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RP-FOTO: JÜRGEN LAASER Im Lehrschwim­mbecken im Hückelhove­ner Hallenbad lernen die Nichtschwi­mmer mit dem Brett die richtigen Beinbewegu­ngen für das Brustschwi­mmen – ein erster Schritt auf dem Weg zum Seepferdch­en.
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Daumen hoch für eine tolle Aktion: In Hückelhove­n freuten sich die vielen ehrenamtli­chen Helfer über zwei erfolgreic­he Schwimmpro­jektwochen.

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