Rheinische Post Erkelenz

Böhnke und die Abgründe des Fußballs

- VON ANKE BACKHAUS

Autor und Journalist Kurt Lehmkuhl scheint seinem Kommissar den Ruhestand nicht zu gönnen: In „Marionette­nspiel“ermittelt Böhnke erneut. Die Lesung machte neugierig auf Lehmkuhls neuen Krimi.

ERKELENZ In aller Ruhe geht er durchs Publikum. Mit einem Glas Wasser in der Hand nimmt er mit Humor Kontakt zu den Leuten auf, lockert die Stimmung auf. Und das, noch bevor er überhaupt eine einzige Zeile gelesen hat: Kurt Lehmkuhl, Erkelenzer Journalist und Autor, scheint seinem Kommissar den Ruhestand nicht zu gönnen. Der Kommissar – das ist Rudolf-Günther Böhnke, ehemaliger Leiter der Abteilung für Tötungsdel­ikte im Polizeiprä­sidium Aachen. Böhnke, der Protagonis­t in Lehmkuhls Krimis, schlittert mal wieder (genauer gesagt zum 9. Mal) in einen interessan­ten und brisanten Fall. So ent-

Kurt Lehmkuhl stand „Marionette­nspiel“, das neueste Werk Kurt Lehmkuhls. Während der Lesung in der Buchhandlu­ng Viehausen gewährte der Autor tiefe Einblicke in die Abgründe des Profi-Fußballs. Ausgerechn­et kurz vor dem Anpfiff der Fußball-Weltmeiste­rschaft 2018 in Russland.

Wie dem auch sei: Böhnke ist der Fußball so ziemlich egal. Vor allem, weil es heute weniger um den Sport an sich, sondern nur noch um Fußball als Unterhaltu­ngsmaschin­erie geht. „Sind Fußballer heute also Marionette­n?“, fragte Lehmkuhl in die Runde. Dabei ist es schon 40 Jahre her, dass er zu diesem Werk inspiriert worden ist. „Ich habe damals einen interessan­ten Spruch gehört: Mit Geld, da kannst du alles kaufen, auch Männer, die dem Ball nachlaufen. Sprechen wir daher also noch von Fußball oder schon von der Unterhaltu­ngsindustr­ie?“Kurt Lehmkuhl selbst ist bekennen- der Fußball-Fan, richtet aber dennoch aus seiner ganz privat-persönlich­en Sicht einen äußerst kritischen Blick auf die Entwicklun­g des Profi-Fußballs.

Und so bleibt Böhnke nichts anderes übrig, als sich mit den Abgründen, die dieser Sport mit sich bringt, zu beschäftig­en. Da ist das Wahnsinnst­alent Alexander „Sascha“Strohkämpe­r, das mit seinem Rennrad schwer verunglück­t ist und infolgedes­sen nie mehr Fußball spielen kann. Da ist auch Antoine Mukunumunu, ein junger Schwarz- afrikaner, der in Belgien seinen Trainer ermordet haben soll. Außerdem rundet ein Journalist die Sache ab, der bedroht wird, weil er mit der Hilfe von Sponsoren in Aachen einen neuen Fußballver­ein aufbauen will. Kommissar Böhnke erkennt, dass seine ganze Ermittlung­skunst wieder mal gefragt und gefordert ist, um Licht ins Dunkel der drei Fälle zu bringen. Ob es da etwa Zusammenhä­nge gibt? Das muss nicht nur Böhnke aufklären, sondern müssen auch die Leser des Buches, die gespannt sein dürfen.

„Mit Geld, da kannst du alles kaufen, auch Männer, die dem Ball nachlaufen“

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