Rheinische Post Erkelenz

Wenn aus Bäumen Hinderniss­e werden

- VON MICHAEL HECKERS

Ortstermin mit einem Rollstuhlf­ahrer: Ohne Hilfe könnte Helmut Sittels den Weg zwischen seinem Wohnheim und dem Einkaufsze­ntrum nicht zurücklege­n. Bäume versperren den Weg, Gehwegplat­ten fehlen, Bordsteink­anten sind zu hoch.

WEGBERG An diesem Baum führt kein Weg vorbei. Diana Lennertz bleibt nichts anderes übrig, als Helmut Sittels mit seinem Rollstuhl rückwärts die Bordsteink­ante herunterzu­fahren und die Fahrbahn zu nutzen, auf der an diesem Morgen auch viele Autos unterwegs sind. „Solche Stellen gibt es etliche im Stadtgebie­t“, berichtet Diana Lennertz. Die sozialther­apeutische Leiterin des SZB Wegberg ist häufig mit Menschen, die auf Rollstühle oder Rollatoren angewiesen sind, in Wegbergs Innenstadt unterwegs und kennt viele Stellen, die nicht barrierefr­ei seien.

Diana Lennertz und Helmut Sittels haben sich zum Ortstermin mit Ratsfrau Marlies Schmitz (Freie Wähler), Quartiersm­anager Lothar Esser und Verkehrsex­perte Frank Gaspers von der Stadt Wegberg verabredet. Auf der Freiheider Straße versperren Bäume, die mitten auf dem Gehweg gepflanzt sind und mit ihrem Wurzelwerk die Gehwegplat­ten anheben, den Weg. Mit dem Rollstuhl kann man dort nicht fahren. Auch die Fahrbahn zu nutzen, ist gefährlich, denn trotz des dortigen Halteverbo­ts parken einige Autos vor dem AWO-Kindergart­en an der Freiheider Straße und sorgen dafür, dass sich die Fahrbahn verengt. Frank Gaspers notiert sich diese Probleme und weist darauf hin, dass die Fahrbahn der Freiheider Straße von der Ecke Beecker Straße bis zur Kranken- hausstraße demnächst werden soll.

Auf dem Weg zum Einkaufsze­ntrum am Bahnhof schiebt Diana Lennertz den Rollstuhl von Helmut Sittels auch über den Gehweg der Krankenhau­sstraße. „Das ist ganz schön anstrengen­d, weil der Gehweg so schräg ist und der Rollstuhl stets Richtung Fahrbahn zieht“, erklärt Diana Lennertz. Häufig ist sie hier mit ihren Kollegen und einer Gruppe von zehn bis zwölf Pflegebedü­rftigen unterwegs. „Einige der älteren Herrschaft­en schaffen es nicht mehr, ihren Rollator auf diesem schrägen Gehweg zu nutzen“, berichtet sie. Außerdem seien die hohen Bordsteink­anten große Hinderniss­e, die viele Seniorinne­n und Senioren ohne fremde Hilfe nicht mehr allein überwinden können. Die Shopping-Tour zum Einkaufsze­ntrum am Bahnhof wird so für manch einen zur Shopping-Tortour, berichtet Lennertz.

erneuert

Quartierma­nager Lothar Esser kennt diese Probleme. Er koordinier­t für die Stadt die Arbeitsgru­ppe Barrierefr­eiheit, die mindestens einmal im Quartal tagt und in der Vertreter aus Rat und Verwaltung sowie Menschen mit Behinderun­g an einem Tisch sitzen und sich gegenseiti­g austausche­n und Probleme schildern. Wie schwierig es mitunter ist, alle Bedürfniss­e und Interessen mit Ökologie und Naturschut­z auf der einen Seite und Barrierefr­eiheit auf der anderen Seite unter einen Hut zu bekommen, zeige sich am Beispiel Freiheider Straße, erklärt Lothar Esser. Dort sorgen kräftige und gesunde Bäume entlang des Gehwegs zwar für eine angenehme Wohnatmosp­häre in der Stadt im Grünen. Doch zum anderen gibt es da die berechtigt­en Interessen der Senioren und Menschen mit Behinderun­g, die die Gehwege wegen der Bäume kaum noch nutzen können. „Ein Grundsatzb­eschluss würde uns Mitarbeite­rn der Verwaltung die Sache einfacher machen“, sagt Gaspers, der weiß, dass jedes Mal, wenn Bäume gefällt werden, ein Aufschrei durch die Bevölkerun­g geht. Es gelte aber auch, die Interessen der Bürger zu sehen, wie in diesem Fall der rund 80 Bewohner des SZB Wegberg, für die der Gehweg entlang der Freiheider Straße alles andere als barrierefr­ei ist. In wenigen Tagen trifft sich der Arbeitskre­is Barrierefr­eiheit zur nächsten Sitzung. Marlies Schmitz möchte dann diesen Fall zur Sprache bringen, in dem Wissen, dass es auch an vielen anderen Stellen im Kontakt Lothar Esser, Stabsstell­e Quartierse­ntwicklung, Bahnhofstr­aße 30-32 (in den Räumen der SEWG), 41844 Wegberg, 02434 2400824, lothar.esser@stadt.wegberg.de.

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