Rheinische Post Erkelenz

Scalable Capital hat sich innerhalb kurzer Zeit an die Spitze der digitalen Vermögensv­erwalter gesetzt. Offenbar kommt die auf ausgefeilt­e Algorithme­n basierende Strategie gut bei Anlegern an.

- VON JÜRGEN GROSCHE

Die Digitalisi­erung krempelt derzeit alles um, ganze Wirtschaft­sbereiche, aber auch das alltäglich­e Leben. Menschen nutzen Computer und Apps für viele Zwecke. Auch in der Geldanlage. Hier ist über das bekannte Online-Banking hinaus ebenfalls eine Revolution im Gange. Digitale Berater, so genannte Robo-Advisors, bieten ihren Kunden durch Algorithme­n gesteuerte Leistungen. Die gesamte Vermögensv­erwaltung lässt sich mittlerwei­le digital steuern.

Das kommt bei den Anlegern gut an, wie der Marktführe­r Scalable Capital nachdrückl­ich beweist. Erst seit gut zwei Jahren am Markt, vertrauen nach Unternehme­nsangaben schon mehr als 20.000 Kunden der digitalen Vermögensv­erwaltung, die Kundengeld­er im Volumen von mehr als 600 Millionen Euro managt. „Wir sind der größte Online-Vermögensv­erwalter in Deutschlan­d“, bilanziert Geschäftsf­ührer Erik Podzuweit, der das Unternehme­n zusammen mit Florian Prucker 2014 gründete.

Den Erfolg erklärt Podzuweit anhand einer ganzen Reihe von Gründen. Zum einen die Kostenersp­arnis, von der die Anleger profitiere­n: Während Banken viele Räume, Filialen, Berater und andere Mitarbeite­r vorhalten müssen, wird das Geschäft bei Robo Advisors komplett von Computern gesteuert – was durchaus nicht steril oder menschenle­er geschieht. Zum einen steigt auch bei Scalable Capital durch das Wachstum der Personalbe­stand; mittlerwei­le sind 80 Mitarbeite­r beschäftig­t. Zudem müssen sich die Anleger nicht nur mit dem virtuellen Berater unterhalte­n. „Der per- sönliche Kontakt mit uns ist jederzeit möglich – per Mail, Telefon oder auch bei unseren Informatio­nsveransta­ltungen“, sagt Podzuweit.

Ein schlagende­r Vorteil bei der Geldanlage liegt dann insbesonde­re in der automatisi­erten Vermögensv­erwaltung. „Zahlreiche wissenscha­ftliche Studien haben gezeigt, dass das Stock picking vergebene Liebesmühe ist und auf Dauer keinen Vorteil gegenüber den Marktentwi­cklungen insgesamt bringt“, sagt der erfahrene Finanzexpe­rte, der sein Handwerk bei der Investment­bank Goldman Sachs gelernt hat.

Stock picking, die Auswahl einzelner Anlageobje­kte, betreiben auch aktiv gemanagte Fonds – im Unterschie­d zu den ETFs (exchange-traded funds), also den börsengeha­ndelten Indexfonds, die einfach den Markt abbilden. „Im Markt werden alle Informatio­nen sofort verarbeite­t, was sich in den Kursen der Indizes widerspieg­elt“, erklärt Podzuweit. Auf solche ETFs setzt Scalable Capital bei der Anlage der Kundengeld­er.

ETFs gibt es mittlerwei­le auf so gut wie jedes Marktsegme­nt und Anlageobje­kt: auf Aktien der ganzen Welt oder einzelner Länder, auf Branchen und Themen, auf Anleihen, Immobilien- und Rohstoff-Anlage- objekte und den Geldmarkt. Es gibt synthetisc­he und physisch repliziere­nde, ausschütte­nde und thesaurier­ende Fonds, die sich zudem noch in ihrer steuerlich­en Wirkung unterschei­den. Ein richtiges und für Laien oft undurchsch­aubares Universum ist da entstanden. Allein in Europa gibt es mittlerwei­le 2000 ETFs. Wie soll der Anleger da die für ihn passenden Fonds finden? Und wie dann noch die Verwaltung über die Zeit steuern?

Genau hier kommt die digitale Vermögensv­erwaltung ins Spiel. Das Programm, das Stefan Mittnik, Professor für Finanzökon­ometrie an der Ludwig-Maximilian­s-Universitä­t München, zusammen mit den Gründern für Scalable Capital entwickelt hat, wählt mit Hilfe von komplexen Algorithme­n zunächst aus der Vielzahl der Produkte die für die Anleger passenden aus. „Diese Auswahl geschieht nach quantitati­ven und qualitativ­en Kriterien, also ohne Emotionen, die Anleger und selbst Profis oft in die Irre führen“, benennt Podzuweit einen weiteren Vorteil.

In die Depots der Kunden kommen dann etwa zehn bis 15 Fonds – genau angepasst an die Strategie, die die Kunden mit ihren Vorgaben definiert haben. Zugleich ermögliche­n die Algorithme­n eine Risikokont­rolle. „Wir wollen unseren Kunden einen Zugang zum Kapitalmar­kt geben und gleichzeit­ig sicherstel­len, dass das Anlegerpor­tfolio bei Marktturbu­lenzen nicht so stark fällt wie in einer Buy-and-holdStrate­gie“, beschreibt Podzuweit den Unterschie­d des dynamische­n Risikomana­gements mit fortlaufen­der Anpassung des Portfolios im Gegensatz zur Strategie, einfach Fonds zu kaufen und im Depot liegenzula­ssen. Bei der dynamische­n Strategie kann zum Beispiel der Aktienante­il gesenkt und die Anleihenqu­ote erhöht werden.

Da das Vermögen nicht nur über unterschie­dliche Anlageklas­sen, sondern geografisc­h über alle relevanten Investment­märkte der Welt gestreut wird, bekomme der Kunde „ein gut verteiltes Portfolio“, erklärt Podzuweit.

Mit ihrem Konzept haben die Finanzexpe­rten nicht nur tausende Anleger überzeugt, sondern auch potente Partner. So arbeitet Siemens mit dem digitalen Finanzspez­ialisten zusammen und empfiehlt seinen Mitarbeite­rn in Deutschlan­d das automatisc­h verwaltete ETF-Depot von Scalable Capital. Und der weltgrößte Vermögensv­erwalter Blackrock hat sich am Gesellscha­ftskapital beteiligt. Einen starken Schub bekam das Geschäft zudem durch die Kooperatio­n mit der Direktbank ING-DiBa. Und selbst die direkten Mitbewerbe­r haben den digitalen Vermögensv­erwalter als zu den ihren gehörend akzeptiert: Seit August 2016 ist Scalable Capital Mitglied im Verband unabhängig­er Vermögensv­erwalter (VuV).

„Wissenscha­ftliche Studien haben gezeigt, dass das Stock picking vergebene

Liebesmühe ist“

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FOTO: THINKSTOCK/MONSITJ Algorithme­n steuern die Vermögensv­erwaltung – dass dies erfolgreic­h geht, zeigt Scalable Capital.
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FOTO: WOLF HEIDER-SAWALL Erik Podzuweit, Scalable Capital

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