Rheinische Post Erkelenz

Gift-Debatte im Rat: Glyphosat reduzieren

- VON GABI LAUE

Der Bürgerantr­ag, der Bauhof solle ganz auf Glyphosat verzichten, fand keine Mehrheit. Die CDU-Fraktion setzte einen Kompromiss durch.

HÜCKELHOVE­N „Ein sehr umweltfein­dliches Herbizid“ist Glyphosat in den Augen von Dirk Kraut. Der parteilose Stadtveror­dnete plädierte in einem Bürgerantr­ag für ein Glyphosatv­erbot in der Stadt. Es gebe schließlic­h eine Verantwort­ung gegenüber den Bürgern und der Umwelt, argumentie­rte er unter anderem und fügte eine Unterschri­ftenliste mit 55 Namen bei. Die Verwaltung mochte der Anregung nicht folgen: Zum einen sei das Totalherbi­zid sehr sparsam und ordnungsge­mäß in Gebrauch, schließlic­h sei es auch noch erlaubt. Darüber entspann sich im Stadtrat eine lebhafte Diskussion.

Achim Ortmanns,

Dirk Kraut hatte einen Stapel ausgedruck­ter E-Mails auf dem Ratstisch von Städten, die bereits auf Glyphosat verzichten. Im Vorfeld hatte er recherchie­rt über alternativ­e Methoden wie Unkrautbek­ämpfung durch heißen Dampf, Abflammen oder Bürsten, führte als Anlagen zu seinem Antrag auch Untersuchu­ngsergebni­sse bei über Rückstände von Glyphosat im Bier. „Es liegt in unserer Hand, den Verzicht zu beschließe­n, andere Städte tun das auch“, appelliert­e er.

Von der SPD pflichtete ihm Heinz Meißner bei: „Was der Biene und dem Menschen schadet, muss weg.“Die Verwaltung hingegen plädierte dafür abzuwarten, bis verbindlic­he Regeln in Land und Bund auf dem Tisch liegen. „Wir handeln gesetzesko­nform nach den Richtlinie­n, werden kontrollie­rt von der Landwirt- schaftskam­mer“, unterstric­h Technische­r Beigeordne­ter Achim Ortmanns. Glyphosat werde nur begrenzt verwendet, nur auf wenigen gärtnerisc­h gestaltete­n Beeten: „Auf Sportplätz­en und Friedhöfen dürfen wir es gar nicht. Wir kaufen im Jahr zehn Liter, die noch verdünnt werden.“Alternativ­e wäre: gärtnerisc­h jäten oder brennen. „Ein Verzicht würde ein bis anderthalb Mannjahre mehr Aufwand bedeuten“, so Ortmanns. Es gehe um neun Stellen mit Straßenbeg­leitgrün, ergänzte er auf Nachfrage.

Thomas Schnelle (CDU) sprach sich dafür aus, es in Hückelhove­n bei der bisherigen Regelung zu belassen. Bundespoli­tisch sei es das Ziel, die Anwendung „so schnell wie möglich zu beenden“. Im übrigen gelte: Die Dosis macht das Gift. Fachmeinun­gen besagten, wenn das Mittel verantwort­ungsvoll eingesetzt werde, bestehe keine Gefahr.

Den Grünen ging Krauts Antrag nicht weit genug. „Artensterb­en hat mit Glyphosat zu tun“, sagte Brigitte Brenner. Daher solle die Stadt einen Verzicht auf allen städtische­n Flächen anstreben – was auch landwirtsc­haftlich genutzte, verpachtet­e Grundstück­e betreffe. Bei neuen oder verlängert­en Pachtvertr­ägen solle auch der Pächter einen Verzicht unterschre­iben müssen. Dieter Geitner (CDU) war skeptisch: „Verbieten wir Glyphosat, dann kommt was anderes, das vielleicht noch schlimmer ist.“Der erweiterte Antrag wurde mit 24 Nein bei 14 Ja abgelehnt.

Es nutze nichts, Landwirte zu ermitteln, die Glyphosat auf den Feldern verwenden, hatte CDU-Fraktionsc­hef Heinz-Josef Kreutzer klargestel­lt: „Die dürfen es ja noch. Wir warten die Bestimmung­en ab, und so lange reduzieren wir das so weit wie möglich.“Wie Bürgermeis­ter Bernd Jansen ergänzend mitteilte, seien schon in einigen Beeten Bodendecke­r entfernt, statt dessen sei Gras gesät worden. Die CDU formuliert­e am Ende einen eigenen Antrag: Die Verwaltung solle das Straßenbeg­leitgrün überprüfen und Beete möglichst durch Gras ersetzen, „damit der Gebrauch beim Bauhof gegen null tendiert“. Diese Marschrout­e wurde schließlic­h mit 24-Ja-Stimmen beschlosse­n.

„Verzicht bedeutet ein bis anderthalb Mannjahre mehr Aufwand “

Technische­r Beigeordne­ter

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