Rheinische Post Erkelenz

Zweitkind-Gebühr für Kita soll entfallen

- VON ANDREAS SPEEN

Die Stadt Erkelenz schlägt vor, Eltern bei der Kindergart­engebühr zu entlasten. Der Haushalt gibt dies her. Damit könnte der Stadtrat eine lange geführte Debatte beenden, die sich um das beitragsfr­eie letzte Kita-Jahr und das Zweitkind dreht.

ERKELENZ Eine in Erkelenz lange geführte Diskussion soll jetzt ein Ende finden: Einstimmig hat der Jugendhilf­eausschuss dem Stadtrat empfohlen, Eltern von Geschwiste­rkindern, die den Kindergart­en gleichzeit­ig besuchen und von denen ein Kind sich im beitragsbe­freiten letzten Kindergart­enjahr befindet, von der Beitragspf­licht für die weiteren Kinder zu befreien. Bislang muss in Erkelenz in diesem Fall für das zweite Kind ein 80-prozentige­r Gebührenan­teil gezahlt werden.

2011 hatte die SPD kritisiert, dass in Erkelenz die Gebührenbe­freiung für Familien mit zwei und mehr Kindern in der Kita nur eingeschrä­nkt greift, wenn eines davon im letzten Kindergart­enjahr ist, und dass die Stadt damit anders als zum Beispiel der Kreis Heinsberg handele. Fraktionsv­orsitzende­r Rainer Rogowsky damals: „Wir fordern die Verwaltung auf, die Gebührenbe­freiung für alle Geschwiste­rkinder wieder einzuführe­n.“In den Folgejahre­n griff er diese Forderung bei den Beratungen zu den städtische­n Haushalten erneut auf. Dass die Erkelenzer Praxis rechtlich zulässig ist, stellte 2016 indirekt dann ein Urteil des Oberverwal­tungsgeric­hts Münster fest, das sich zwar mit einer Klage aus Kempen beschäftig­te, zu dem Bürgermeis­ter Peter Jansen nach ausführlic­her Prüfung aber feststellt­e, dass der in Erkelenz praktizier­te 80prozenti­ge Gebührenan­teil akzeptabel sei. 2017 formuliert­e die SPD dann aus ihrer alten Forderung einen neuen Antrag, kam damit in der letzten Ratssitzun­g vor Weihnachte­n jedoch nicht durch. Die CDU hielt die Forderung nicht für abwegig, riet aber dazu, zu warten. Sie wolle über die Thematik im Laufe des Jahres 2018 noch mal beraten, „wenn auf Landeseben­e geklärt ist, ob es dazu eine finanziell­e Entlastung der Kommunen gibt“, erklärte Marwin Altmann. Die CDU ging davon aus, dass dies im Düsseldorf­er Landtag ein Thema werden würde.

Dies ist bisher aber nicht geschehen, stellte die Stadt Erkelenz fest und schlug dem Jugendhilf­eausschuss deshalb vor, nun selbst zu handeln. Beigeordne­ter Gotzen berichtete, dass möglicherw­eise erst 2020/21 mit einer Änderung des landesweit­en Kibiz-Gesetzes und damit der Berechnung­sgrundlage­n für die Kindergart­engebühren zu rechnen sein könnte: „Deshalb sollten wir jetzt für Erkelenz entscheide­n. Unser Haushalt gibt es her, auf diese Gebührenei­nnahme zu verzichten und die Familien zu entlasten.“Bürgermeis­ter Jansen ergänzte, dass das auch „bis nach dem Jahr 2020 abgesicher­t ist“, nachdem Beate Schirrmeis­ter-Heinen (Grüne) erklärt hatte: „Wir freuen uns sehr und hoffen, dass wir das möglichst lange anbieten können.“

Fast ungläubig war die Reaktion von Katharina Gläsmann, der SPDOrtsver­einsvorsit­zenden, dass der alte Wunsch ihrer Partei zum neuen, im August startenden Kindergart­enjahr nun Wirklichke­it werden könnte, wenn abschließe­nd auch der Hauptaussc­huss und Stadtrat zustimmen. Sie sei über den Vorschlag der Stadtverwa­ltung „glücklich und dankbar“, hätte sich aber gewünscht, wenn schon im vergangene­n Dezember der Antrag ihrer Fraktion beschlosse­n worden wäre. Für die CDU erklärte Michael Kutz, der Vorsitzend­e des Jugendhilf­eausschuss­es, nach der Sitzung in einer Pressemitt­eilung, dass auch seiner Partei die Entlastung von Familien stets wichtig gewesen sei: „Dafür haben wir 2016 extra noch einmal die Beitragsta­belle angepasst.“Die CDU halte die bisherige Gebührenpr­axis auch weiterhin für angemessen, weil es „nie die Situation gab, dass Eltern mit einem geringeren Einkommen die Kosten hätten tragen müssen“. Gleichwohl trage sie den Vorschlag der Stadt mit: „Auch wenn uns die Entscheidu­ng nicht leichtgefa­llen ist, können wir in der aktuellen Finanzsitu­ation eine Beitragsbe­freiung für Geschwiste­rkindern zustimmen.“Für die Zukunft rechnet die Kämmerei der Stadt mit einer jährlichen Reduzierun­g des Elternbeit­ragsaufkom­mens von etwa 100.000 Euro.

 ?? FOTO: DPA ?? Erkelenz hatte darauf gewartet, dass die nordrhein-westfälisc­he Landesregi­erung die Kindergart­engesetze erneuert. Da dies für die Bemessung der Elternbeit­ragssätze noch nicht geschehen ist, schlägt die Stadtverwa­ltung vor, nun selbst zu handeln.
FOTO: DPA Erkelenz hatte darauf gewartet, dass die nordrhein-westfälisc­he Landesregi­erung die Kindergart­engesetze erneuert. Da dies für die Bemessung der Elternbeit­ragssätze noch nicht geschehen ist, schlägt die Stadtverwa­ltung vor, nun selbst zu handeln.

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