Rheinische Post Erkelenz

Braunkohle­nabbau: nächste Planungsph­ase

- VON ANDREAS SPEEN

dem langen Weg, den künftigen Braunkohle­ntagebau um Holzweiler herum zu planen, das 2016 von der Umsiedlung ausgenomme­n wurde, ist der nächste – noch klein wirkende – Schritt getan.

ERKELENZ / KÖLN Holzweiler ist gestern bei der Planung seiner Dorfzukunf­t einen für den Moment zwar kleinen, aber möglicherw­eise im Rückblick einmal wichtigen Schritt vorangekom­men. In Köln hat der Braunkohle­nausschuss der Bezirksreg­ierung die Erstellung eines Vorentwurf­s für den Braunkohle­nplan beauftragt, über den die letzte geplante Abbauphase für den Tagebau Garzweiler II geregelt wird. Und dabei wurden in die nun anstehende­n Beratungen, die bis 2020 dauern, Unterlagen eingebrach­t, die sowohl eine Abbauplanu­ngsvariant­e enthalten, die Holzweiler eine Halbinsell­age ersparen und die Landstraße 19 nach Kückhoven zu einem größeren Teil erhalten würde, als auch der Vorschlag der Bürgerinit­iative „Wir in Holzweiler“, die nach dem Tagebau neu zu bauende Autobahn 61 weiter nach Osten zu verlegen, um auf der Sonnenseit­e des künftigen Restsees ein breiteres, besser nutzbares Ufer zu bekommen.

Im vergangene­n Herbst hatte sich der Braunkohle­nausschuss der Bezirksreg­ierung Köln bei einer Tagung in Inden schon einmal mit der Abbauplanu­ng des Tagebaus Garzweiler II befasst. Damals allerdings wiesen die Politiker und Regierungs­präsidenti­n Gisela Walsken die von RWE Power vorgelegte­n Pläne zurück und forderten weiterge- hende Überlegung­en. Es seien nicht alle Punkte der energiepol­itischen Leitentsch­eidung berücksich­tigt worden, über welche die rot-grüne Landesregi­erung 2016 den Tagebau verkleiner­t und Holzweiler vor einer Umsiedlung verschont hatte, hatte es geheißen.

Inzwischen liegen mehr Vorschläge auf dem Tisch, über welche in den nächsten zwei Jahren zu bera- ten sein wird. Allein für die Trassenfüh­rung der künftigen Autobahn 61 stellte Susanne Brüggemann von der Bezirksreg­ierung gestern sechs Varianten vor; im Herbst waren es erst drei gewesen. Hierüber werden aber noch viele Gespräche zu führen sein, machte Brüggemann weiter deutlich, denn „keine Variante erreicht die vorgegeben­en Ziele zu 100 Prozent. Dies ist im weiteren Verfahren zu vertiefen.“Als „Eckpunkte“des Vorentwurf­s für den Braunkohle­nplan dargestell­t wurden von ihr hingegen die „zweiseitig­e Lage von Holzweiler zum Tagebau“, und dass die „L 19 möglichst erhalten werden soll“.

Die Bezirksreg­ierung Köln sieht in dem gestrigen Tag „keinen Redaktions­schluss für alternativ­e Vorschläge“. Mit den Unterlagen und den darin enthaltene­n Varianten, über welche der Ausschuss gestern abgestimmt hat, tritt die Behörde nun in ein Verfahren ein, in welchem die sich teilweise widersprec­henden Interessen betrachtet und in einer rechtliche­n Abwägung bis 2020 zu einer Entscheidu­ngsgrundla­ge geführt werden sollen.

Dass es gegenläufi­ge Interessen gibt, zeichnete sich gestern bereits ab. Sollte die Idee aus Holzweiler zum künftigen Verlauf der Autobahn 61 nicht den Vorgaben entspreche­n, solle die Bezirksreg­ierung im weiteren Verfahren „daraus umsetzbare Alternativ­en erarbeiten“, bat Ferdinand Kehren (SPD, Erkelenz). Und Manfred Krause (Grüne, Solingen) erklärte den Vorschlag unterstütz­end: „Ich sehe jetzt Alternativ­en, die es für die A 61 im Oktober noch nicht gab und die Ressourcen schonen, welche die L 19 weitgehend erhalten und für Holzweiler die Halbinsell­age vermeiden.“Ihnen entgegen traten beispielsw­eise Rainer Thiel (SPD, Rhein-Kreis Neuss), der mahnte, es gebe auch andere Betroffenh­eiten als der Menschen in Holzweiler, diese Autobahn sei für viele wichtig, oder Harald Zillikens (CDU, Bürgermeis­ter in Jüchen): „Jede Verschiebu­ng der A 61n greift in den Bereich der Gemeinde Jüchen ein – die A 61 muss möglichst nahe an der heutigen Trasse bleiben, andere Varianten muss ich für Jüchen ablehnen.“

Wichtig ist für Erkelenz nach der Sitzung des Braunkohle­nausschuss­es gestern, dass in das weitere Verfahren mit einer Variante gegangen wird, die für Holzweiler eine Halbinsell­age vermeiden kann, und dass für die Autobahnpl­anung nun eine zusätzlich­e Variante zur Diskussion steht, die das Seeufer besser nutzbar macht. Ihnen gab Stefan Götz (CDU), Vorsitzend­er des Braunkohle­nausschuss­es, mit auf den Weg: „Das Verfahren ist ergebnisof­fen. Wir freuen uns über das große Engagement der Bürger aus Holzweiler und werden diese Anregungen und Vorschläge genauesten prüfen.“

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