Braunkohlenabbau: nächste Planungsphase
dem langen Weg, den künftigen Braunkohlentagebau um Holzweiler herum zu planen, das 2016 von der Umsiedlung ausgenommen wurde, ist der nächste – noch klein wirkende – Schritt getan.
ERKELENZ / KÖLN Holzweiler ist gestern bei der Planung seiner Dorfzukunft einen für den Moment zwar kleinen, aber möglicherweise im Rückblick einmal wichtigen Schritt vorangekommen. In Köln hat der Braunkohlenausschuss der Bezirksregierung die Erstellung eines Vorentwurfs für den Braunkohlenplan beauftragt, über den die letzte geplante Abbauphase für den Tagebau Garzweiler II geregelt wird. Und dabei wurden in die nun anstehenden Beratungen, die bis 2020 dauern, Unterlagen eingebracht, die sowohl eine Abbauplanungsvariante enthalten, die Holzweiler eine Halbinsellage ersparen und die Landstraße 19 nach Kückhoven zu einem größeren Teil erhalten würde, als auch der Vorschlag der Bürgerinitiative „Wir in Holzweiler“, die nach dem Tagebau neu zu bauende Autobahn 61 weiter nach Osten zu verlegen, um auf der Sonnenseite des künftigen Restsees ein breiteres, besser nutzbares Ufer zu bekommen.
Im vergangenen Herbst hatte sich der Braunkohlenausschuss der Bezirksregierung Köln bei einer Tagung in Inden schon einmal mit der Abbauplanung des Tagebaus Garzweiler II befasst. Damals allerdings wiesen die Politiker und Regierungspräsidentin Gisela Walsken die von RWE Power vorgelegten Pläne zurück und forderten weiterge- hende Überlegungen. Es seien nicht alle Punkte der energiepolitischen Leitentscheidung berücksichtigt worden, über welche die rot-grüne Landesregierung 2016 den Tagebau verkleinert und Holzweiler vor einer Umsiedlung verschont hatte, hatte es geheißen.
Inzwischen liegen mehr Vorschläge auf dem Tisch, über welche in den nächsten zwei Jahren zu bera- ten sein wird. Allein für die Trassenführung der künftigen Autobahn 61 stellte Susanne Brüggemann von der Bezirksregierung gestern sechs Varianten vor; im Herbst waren es erst drei gewesen. Hierüber werden aber noch viele Gespräche zu führen sein, machte Brüggemann weiter deutlich, denn „keine Variante erreicht die vorgegebenen Ziele zu 100 Prozent. Dies ist im weiteren Verfahren zu vertiefen.“Als „Eckpunkte“des Vorentwurfs für den Braunkohlenplan dargestellt wurden von ihr hingegen die „zweiseitige Lage von Holzweiler zum Tagebau“, und dass die „L 19 möglichst erhalten werden soll“.
Die Bezirksregierung Köln sieht in dem gestrigen Tag „keinen Redaktionsschluss für alternative Vorschläge“. Mit den Unterlagen und den darin enthaltenen Varianten, über welche der Ausschuss gestern abgestimmt hat, tritt die Behörde nun in ein Verfahren ein, in welchem die sich teilweise widersprechenden Interessen betrachtet und in einer rechtlichen Abwägung bis 2020 zu einer Entscheidungsgrundlage geführt werden sollen.
Dass es gegenläufige Interessen gibt, zeichnete sich gestern bereits ab. Sollte die Idee aus Holzweiler zum künftigen Verlauf der Autobahn 61 nicht den Vorgaben entsprechen, solle die Bezirksregierung im weiteren Verfahren „daraus umsetzbare Alternativen erarbeiten“, bat Ferdinand Kehren (SPD, Erkelenz). Und Manfred Krause (Grüne, Solingen) erklärte den Vorschlag unterstützend: „Ich sehe jetzt Alternativen, die es für die A 61 im Oktober noch nicht gab und die Ressourcen schonen, welche die L 19 weitgehend erhalten und für Holzweiler die Halbinsellage vermeiden.“Ihnen entgegen traten beispielsweise Rainer Thiel (SPD, Rhein-Kreis Neuss), der mahnte, es gebe auch andere Betroffenheiten als der Menschen in Holzweiler, diese Autobahn sei für viele wichtig, oder Harald Zillikens (CDU, Bürgermeister in Jüchen): „Jede Verschiebung der A 61n greift in den Bereich der Gemeinde Jüchen ein – die A 61 muss möglichst nahe an der heutigen Trasse bleiben, andere Varianten muss ich für Jüchen ablehnen.“
Wichtig ist für Erkelenz nach der Sitzung des Braunkohlenausschusses gestern, dass in das weitere Verfahren mit einer Variante gegangen wird, die für Holzweiler eine Halbinsellage vermeiden kann, und dass für die Autobahnplanung nun eine zusätzliche Variante zur Diskussion steht, die das Seeufer besser nutzbar macht. Ihnen gab Stefan Götz (CDU), Vorsitzender des Braunkohlenausschusses, mit auf den Weg: „Das Verfahren ist ergebnisoffen. Wir freuen uns über das große Engagement der Bürger aus Holzweiler und werden diese Anregungen und Vorschläge genauesten prüfen.“