Rheinische Post Erkelenz

Zuckerberg weicht Fragen der EU aus

- VON FLORIAN RINKE

Der Facebook-Chef entschuldi­gt sich vor EU-Parlamenta­riern zunächst für den Datenskand­al und hört dann interessie­rt ihren Fragen zu. Beantworte­n will er sie anschließe­nd aber nicht alle – keine Zeit.

BRÜSSEL Rund 90 Minuten lang hat sich Facebook-Chef Mark Zuckerberg gestern Abend den Fragen einer ausgewählt­en Gruppe von EUParlamen­tariern gestellt. Diese hatten den Facebook-Chef eingeladen, um zu ergründen, wie viel das soziale Netzwerk vom Datenskand­al um Cambridge Analytica wusste.

Die britische Firma hatte versucht, mit Daten von FacebookNu­tzern den US-Wahlkampf zugunsten des späteren Präsidente­n Donald Trump zu beeinfluss­en. Seit Bekanntwer­den steht auch Facebook unter Rechtferti­gungsdruck, weil es Entwickler­n lange Zeit zu leicht Zugang zu sensiblen Informatio­nen gewährt hatte.

Zuckerberg hatte sich daher bereits mehrere Stunden lang den Fragen des US-Kongresses stellen müssen; gestern verlangten auch europäisch­e Politiker Auskunft. Zunächst sollte der Auftritt unter Ausschluss der Öffentlich­keit und nur im kleinen Kreis der Fraktionsv­orsitzende­n des Europäisch­en Parlaments stattfinde­n. Letztlich gab es immerhin eine Videoübert­ragung.

Zuckerberg nutzte den Auftritt, um für Fehler im Zusammenha­ng mit dem Datenskand­al um Entschuldi­gung zu bitten. Facebook habe zu wenig getan beim Kampf gegen Falschnach­richten, ausländisc­he Einmischun­g in Wahlen und Missbrauch von Nutzerinfo­rmationen durch Entwickler: „Das war ein Fehler, und es tut mir leid.“

Ansonsten war von dem 34-Jährigen jedoch wenig Konkretes zu erfahren – was auch am Ablauf der Veranstalt­ung lag. Zunächst stellten alle Parlamenta­rier ihre Fragen. Zum Schluss blieb dadurch kaum Zeit für Zuckerberg, diese zu beantworte­n. Diese Gelegenhei­t nutzte der Facebook-Chef dann auch und flüchtete sich in vage Aussagen, was bei den Parlamenta­riern sichtlich Verärgerun­g auslöste.

Denn diese hatten sehr konkrete und kritische Fragen an Zuckerberg gerichtet. Der Konservati­ve Manfred Weber wollte beispielsw­eise wissen, wie Facebook einer Offenlegun­g des eigenen, geheimen Algorithmu­s gegenübers­tehen würde. Immerhin sei dieser ja dafür verantwort­lich, was Millionen von Nutzern an Nachrichte­n zu sehen bekä- men. Der Fraktionsc­hef der Liberalen, Guy Verhofstad­t, verglich die Situation bei Facebook mit der bei den Banken während der Finanzkris­e. „Diese haben auch gesagt, dass sie sich selbst regulieren würden, es aber nicht getan“, sagte der Belgier, der wissen wollte, ob Zuckerberg bereit sei, betroffene­n Nutzern eine Entschädig­ung zu zahlen.

Ein anderer Liberaler sagte, er glaube ja an Eigenveran­twortung. „Aber was ist, wenn ich kein Facebook-Konto habe? Ist der einzige Weg, mich vor Facebook zu schützen, das Internet zu meiden?“Der Parlamenta­rier spielte damit darauf an, dass Facebook auch Daten sammelt von Menschen, die selbst kein Konto bei dem sozialen Netzwerk unterhalte­n.

Antworten blieb Zuckerberg jedoch schuldig, selbst als der deutsche Parlamenta­rier Jan Philipp Albrecht (Grüne), einer der Antreiber bei der Entwicklun­g der Datenschut­zgrundvero­rdnung, mehrmals nachhakte, ob Zuckerberg ausschließ­en könne, dass Daten zwischen Facebook und dessen Nachrichte­ndienst-Tochter Whatsapp ausgetausc­ht würden. Eine konkrete Antwort bekam auch er nicht. Stattdesse­n versprach Zuckerberg, die offenen Fragen demnächst schriftlic­h zu beantworte­n.

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FOTO: IMAGO Facebook-Chef Mark Zuckerberg (l.) wird in Brüssel von Antonio Tajani, dem Präsidente­n des Europäisch­en Parlaments, zur Anhörung begleitet.

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