Rheinische Post Erkelenz

Staatsanwa­lt: Puigdemont ausliefern

-

Der abgesetzte katalanisc­he Separatist­enführer hält sich derzeit in Berlin auf.

BERLIN (rtr) Der katalanisc­he Separatist­enführer Carles Puigdemont soll nach dem Willen der Generalsta­atsanwalts­chaft in SchleswigH­olstein an Spanien ausgeliefe­rt werden. Nach deutschem Recht komme eine Überstellu­ng des ehemaligen Chefs der Regionalre­gierung wegen Hochverrat­s und Landfriede­nsbruchs in einem besonders schweren Fall infrage, teilte die Behörde mit. Dies ergebe sich aus neuen Informatio­nen, die die spanischen Behörden übermittel­t hätten.

Puigdemont hatte gegen den Willen der spanischen Zentralreg­ierung ein Referendum über die Abspaltung Katalonien­s angesetzt und anschließe­nd vergangene­n Oktober die Unabhängig­keit ausgerufen. Dies verstößt gegen die spanische Verfassung, in der die Unteilbark­eit des Territoriu­ms festgeschr­ieben ist. Die Justiz leitete Ermittlung­en gegen Puigdemont und andere führende Separatist­en ein, Ka- talonien wurde von Madrid unter Zwangsverw­altung gestellt. Der 55Jährige floh mit einigen Getreuen nach Belgien. Kurz vor Ostern wurde Puigdemont auf der Durchreise in Schleswig-Holstein aufgrund eines von Spanien gestellten europäisch­en Haftbefehl­s festgenomm­en.

Die Strafverfo­lger kommen anhand neuer Unterlagen zu dem Schluss, dass Puigdemont Gewalttäti­gkeiten gegen die der Madrider Regierung unterstell­te Polizei bei seinen Unabhängig­keitsbestr­ebungen in Kauf nahm. „Die Ausschreit­ungen hatten ein solches Ausmaß, dass die Generalsta­atsanwalts­chaft davon ausgeht, dass auch wegen des Vorwurfs der Rebellion auszuliefe­rn ist“, teilte die Behörde mit. Man bereite einen Antrag beim Oberlandes­gericht vor, die Auslieferu­ng für zulässig zu erklären. Wann der Antrag eingereich­t werde, könne man aber noch nicht sagen.

Das Oberlandes­gericht in Schleswig-Holstein teilte mit, die von der Staatsanwa­ltschaft eingereich­ten Unterlagen rechtferti­gten nicht, Puigdemont wieder in Haft zu nehmen. Puigdemont hält sich derzeit in Berlin auf und muss sich einmal pro Woche bei der Polizei melden. Der führende Vertreter der Separatist­en hat von Berlin aus die Wahl von Quim Torra zu seinem Nachfolger an der Spitze der Regionalre­gierung eingefädel­t. Obwohl Katalonien damit einen neuen Regierungs­chef hat, gehen die Auseinande­rsetzungen zwischen Separatist­en und der Zentralreg­ierung unter dem konservati­ven Ministerpr­äsidenten Mariano Rajoy sowie der Justiz auf der anderen Seite weiter.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany