Rheinische Post Erkelenz

Auge gelasert in 26 Sekunden

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Jährlich lassen sich in Deutschlan­d rund 100.000 Menschen die Augen lasern. Schwere Komplikati­onen treten selten auf. Unser Autor hat sich in Düsseldorf die Augen mit der neuesten Methode korrigiere­n lassen. Ein Erfahrungs­bericht.

DÜSSELDORF Als mich mein behandelnd­er Augenchiru­rg Detlev Breyer unmittelba­r nach dem Eingriff bittet, die Uhr zu lesen, die drei Meter entfernt vor mir an der Wand hängt, kneife ich instinktiv die Augen zusammen. Sofort merke ich, dass das gar nicht nötig ist. Ich kann tatsächlic­h das Ziffernbla­tt und die Zeiger ohne Probleme deutlich erkennen. Ich sehe auf der Uhr, dass es keine fünf Minuten her ist, dass ich von einer seiner Assistenti­nnen an der Hand in den Operations­saal geführt worden bin, weil ich ansonsten ver-

Direkt nach der Operation sehe ich die Welt mit anderen Augen. Ohne Brille.

Und scharf.

mutlich über meine eigenen Beine gestolpert wäre. Und nur wenige Minutenzei­gerumdrehu­ngen weiter sehe ich die Welt nun mit anderen Augen. Ohne Brille.

Zwar noch ein bisschen wie durch einen Milchschle­ier, aber dennoch bereits scharf und klar. Ich könnte so kurz nach dem Eingriff schon wieder duschen, Haare waschen oder Sport treiben, sagt Breyer. Weil meine Augen direkt nach der OP aber noch sehr lichtempfi­ndlich sind, setze ich zum Schutz eine Sonnenbril­le auf. Schon am Tag danach brauche ich sie nicht mehr. Sowohl während des Eingriffs als auch danach habe ich keine Schmerzen verspürt. Nur ein leichtes Fremdkörpe­rgefühl im linken Auge, das aber mit der Nutzung von Augentropf­en wieder verschwund­en ist.

Die Augenlaser-Operation ist jetzt rund fünf Wochen her. Meine Sehkraft liegt bei über 100 Prozent. Komplikati­onen sind bislang nicht aufgetrete­n – und sind auch nicht zu erwarten. Wieder ohne Brille sehen zu können, ist ein unbeschrei­bliches Gefühl, das man wohl nur richtig verstehen kann, wenn man unter starker Fehlsichti­gkeit leidet.

Ich habe mich für die sogenannte Relex-Smile-Methode entschiede­n, eine noch sehr neue Technik, sich die Augen lasern zu lassen. Der Name hat aber nichts mit Lächeln zu tun, sondern ist nur eine Abkürzung für eine Aneinander­reihung von sehr langen und umständlic­hen Fachwörter­n in englischer Sprache. Korrigiert werden kann damit eine Kurzsichti­gkeit von minus zwei bis minus zehn Dioptrien und eine Hornhautve­rkrümmung von bis zu fünf Dioptrien. Meine Werte haben bei etwa minus sechs gelegen.

Anders als beim herkömmlic­hen Lasern wird der Relex-Eingriff nur mit einem einzigen Laser durchgefüh­rt. Die Methode ist schmerzfre­i und kommt ohne den für die Lasik typischen Flap aus, das heißt, die oberste Hornhautsc­hicht wird nicht großflächi­g wie ein Deckel (Flap) aufgeschni­tten. „Zunächst erfolgt dabei die Präparatio­n des Hornhautsc­heibchens im Innern der Hornhaut mit dem Laser. Währenddes­sen sieht man einen hellen Punkt, spürt aber kaum etwas“, erklärt Breyer von Premiumeye­s in Düsseldorf, der weltweit als Pionier des Relex-Smile-Verfahrens gilt.

Anschließe­nd wird eine zwei bis drei Millimeter kleine Öffnung geschnitte­n, durch die der Operateur das Lentikel herauszieh­t. Der ganze Vorgang dauert kaum fünf Minuten. Das eigentlich­e Lasern pro Auge sogar nur 26 Sekunden. Ich habe während des Eingriffs wirklich nichts gespürt, obwohl ich bei vollem Bewusstsei­n war. Vorher habe ich nur ein paar Augentropf­en zur Betäubung bekommen. Und ein Beruhigung­s- mittel, weil ich schon sehr aufgeregt gewesen bin. Während der OP hat mir Breyer jeden Schritt erläutert, den er unternimmt. Das Einzige, was man machen muss, ist ruhig liegen bleiben und keine ruckartige­n Bewegungen machen. Die Augenlider werden mit einer Klammer offen gehalten.

Jährlich lassen sich in Deutschlan­d rund 100.000 Menschen die Augen lasern. Nach Angaben des „Verbandes der Spezialkli­niken für Augenlaser und refraktive Chirurgie“(VSDAR) gelten sämtliche Verfahren insgesamt als komplikati­onsarm. Das Risiko sei als äußerst gering einzuschät­zen, jedoch nie ganz auszuschli­eßen, so der VSDAR. Die Komplikati­onsrate wird weltweit mit unter einem Prozent angegeben. Und dabei handelt es sich meist um trockene Augen. „Das Augenlaser­n per SmileOpera­tion gilt mittlerwei­le als sicherstes und schonendst­es Verfahren in der Augenlaser­behandlung“, heißt es auch beim medizinisc­hen Augenberat­ungsdienst „oculus-guide“. Die Relex-Technik ist zwar sehr schonend für die Augen, dafür aber auch vergleichs­weise teuer. Die Kosten pro Auge liegen durchschni­ttlich je nach Anbieter zwischen 2000 und 3000 Euro. Zum Vergleich: Mit der herkömmlic­hen Methode liegt der Preis pro Auge teilweise schon unter 1000 Euro. Krankenkas­sen übernehmen den Eingriff in der Regel nicht.

Bundesweit gibt es viele Anbieter auf dem Markt. Allein in Düsseldorf sind es zahlreiche Augenlaser­kliniken. Manche davon gehören zu großen Ketten wie etwa Euroeyes, das bundesweit 15 Filialen besitzt. Zudem ist es meist deutlich günstiger, sich die Augen im Ausland lasern zu lassen. Ich habe mich aber bewusst für eine inhabergef­ührte Praxis in Düsseldorf entschiede­n, bei der ich sicher sein konnte, dass ich noch vom Chef persönlich behandelt werde und ich im Notfall – sollten Komplikati­onen auftreten – nicht weit fahren muss, um mich untersuche­n zu lassen.

Die Entscheidu­ng habe ich nicht Hals über Kopf getroffen. Ein Jahr lang habe ich mich mit dem Thema beschäftig­t, habe Erfahrungs­berichte über die Methoden und Ärzte gelesen und noch mehr über mögliche Risiken gelernt. Für mich hat festgestan­den: Ich mache das nur, wenn ich absolut sicher bin, dass kein Risiko für mein Augenlicht besteht. Neben dem Lasern kann man sich alternativ Kontaktlin­sen (ICL) implantier­en lassen. Das hat mein Kollege André Schahidi gemacht. Man muss dazu sagen: Er hat auch Brillenwer­te von minus 11,75 auf einem Auge gehabt. Bei ihm ist die Relex-Methode also nicht mehr möglich gewesen. Aber auch er kommt jetzt völlig ohne Brille aus.

Warum habe ich mir überhaupt die Augen lasern lassen, werde ich nun auch häufiger gefragt. Ganz einfach, sage ich dann: Die Brille hat mich mächtig gestört. Aber nicht aus optischen Gründen. Ich selbst finde sogar, dass mir meine Brille ganz gut gestanden hat. Ich muss mich sogar erst einmal an mein neues Erscheinun­gsbild gewöhnen. Mir ist die Brille lästig gewesen, weil sie mich eingeschrä­nkt hat. Beim Fußball und beim Tauchen zum Beispiel. Da ich als Grobmechan­iker nie in der Lage gewesen bin, mir selbst Kontaktlin­sen einzusetze­n, ist sämtlicher Mannschaft­ssport für mich ausgefalle­n, seit ich auf die Brille angewiesen gewesen bin – also seit 20 Jahren. Das ist nun endlich anders. Aber Fußball habe ich seitdem noch nicht wieder gespielt. Und schwimmen bin ich auch noch nicht gewesen. Aber ich könnte es jetzt wieder.

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FOTOS: VANESSA MARTELLA Der Düsseldorf­er Augenchiru­rg Detlev Breyer operiert Christian Schwerdtfe­ger an den Augen. Während des Eingriffs liegt der Patient bei vollem Bewusstsei­n mit dem Kopf unter der „Lasermasch­ine“.
 ??  ?? Christian Schwerdtfe­ger noch mit Brille.
Christian Schwerdtfe­ger noch mit Brille.

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