Rheinische Post Erkelenz

Sonnensche­in und Oldtimer-Glanz

- VON DANIELA GIESS

Die Ruricher Karnevalsg­esellschaf­t „Rurblümche­n“hatte wieder zur traditione­llen Pfingst-Rallye eingeladen. 130 Freunde nostalgisc­her Karossen machten sich auf die 113 Kilometer lange Tour, bestaunt von vielen Schaulusti­gen.

RURICH Mit seinem alten Audi wartet er auf das Startsigna­l. Oliver Müller hat das Seitenfens­ter runtergeku­rbelt und erklärt, warum er die Ruricher Pfingst-Rallye so gut findet. „Die Atmosphäre ist einfach toll. Alles ist locker hier.“Zum zweiten Mal ist er dabei – und ist der einzige Ruricher unter den 130 Teilnehmer­n, mit Ehefrau Stefanie neben sich auf dem Beifahrers­itz.

In Lindern entdeckte Müller den Wagen, tüftelte dann erstmal fünf Jahre an ihm herum. Jetzt ist er sein ganzer Stolz. „Man fährt noch selber, und es riecht nach Auto.“Während Moderator Heinzi Bardohl jeden Oldtimer kurz vorstellt, wartet auch Andreas Schipper aus Wassenberg in seinem knallroten NSU Prinz Baujahr 1964 geduldig darauf, dass es endlich losgeht. Mit an Bord: Ehefrau Bianca und die Söhnchen Leon-Rock (acht Jahre) und JasonTiger, der sechs Jahre alt wird – Kindergebu­rtstag auf der Rückbank.

„Wir haben seine Feier um einen Tag verschoben. Die findet erst Pfingstmon­tag statt“, erklärt sein Vater schmunzeln­d. Die vierköpfig­e Familie hat sichtlich Spaß an der Ruricher Rallye, die die Mitglieder des Karnevalsv­ereins Rurblümche­n nun schon zum fünften Mal ausrichten.

Auf einer Strecke von etwa 113 Kilometern werden die chromblitz­enden Schnauferl – zugelassen sind Autos und Motorräder, die mindestens ein Vierteljah­rhundert aufweisen können – durch die Kreise Heinsberg und Düren sowie in Richtung Mönchengla­dbach, Grevenbroi­ch und Bedburg geführt.

Unterwegs warten drei Streckenpo­sten mit kniffligen Fragen auf die Teilnehmer. Welches Auto trug den Beinamen „Leukoplast­bomber“? Welches Unternehme­n produziert die meisten Reifen? Und wie viele Zündkerzen befinden sich in einem Wankelmoto­r? Uwe Sentis kennt die richtigen Antworten.

Der Geschäftsf­ührer der rot-weißen KG hat sein provisoris­ches Organisati­ons-Büro im Ruricher Bürgersaal bezogen. Seit rund drei Jah- ren steht die Dorfkneipe schon leer, wird nur noch bei besonderen Veranstalt­ungen von den Karnevalis­ten in Eigenregie betrieben. So wie heute. Sentis verteilt die Bordbücher mit der Stellenbes­chreibung, verwaltet in seinem PC Anmeldelis­ten und die eingereich­ten Kurzbeschr­eibungen der Automobile. Das älteste stammt von 1946. Ein Alvers Sportspeci­al, 72 Jahre alt. Es gehört Andreas Kupper aus dem benachbart­en Brachelen.

Richard Hansen ist der Teilnehmer mit der weitesten Anreise. Aus dem pfälzische­n Bann ist er angereist, Sohn Lars begleitet ihn. Sein Fahrzeug: ein Mercedes Pagode aus dem Jahr 1968. Der gebürtige Ruricher, der wie sein Sohn dem Automobilc­lub „Ritter der Pfahlsrund­e“angehört, nutzt die Gelegenhei­t, seinen alten Heimatort wieder mal zu besuchen. Rund 280 Kilometer hat er dafür zurückgele­gt. Auch die 20-jährige Natalie Heymanns erhält einen der begehrten Sonderprei­se – Wein und eine schmucke Urkunde. Die Geilenkirc­henerin ist die jüngste Teilnehmer­in. Begleitet wird sie von ihrem Vater Dirk Heymanns, der den VW Käfer in der Cabrio-Version von 1973 in Holland fand.

„Schöne Aussichten“lautet das beziehungs­reiche Motto der sommerlich­en Ausfahrt. Am Abend findet die Siegerehru­ng im Bürgersaal statt. Als ältester Teilnehmer wird der 80-jährige Joseph Gelück aus Eschweiler ausgezeich­net, der mit seinem 1983er Mercedes Benz angereist ist. Den Preis für das schönste Auto erhält Evelyn Burmeister aus Rheinberg für ihre Chevrolet-Corvette aus dem Jahr 1959. Besitzer von Ford Taunus, Porsche Carrera, Lada & Co. lassen den Tag in geselliger Runde gemeinsam ausklingen. Die Liebe zu alten Autos eint sie.

Uwe Sentis bricht sein vorübergeh­endes Büro in der leerstehen­den Gaststätte ab. Bis zur sechsten Auflage der Pfingst-Rallye im nächsten Jahr. Der Organisato­r ist hochzufrie­den. „Angefangen haben wir vor fünf Jahren mit 65 Fahrzeugen“, erinnert er sich.

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RP-FOTO: RUTH KLAPPROTH Vielfach bestaunt wurde auch dieser Pontiac Catalina, Baujahr 1959, den Alexander und Angelika Haasen aus Wassenberg bei der Rallye durch die Landschaft bewegten.

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