Berufsperspektive für Flüchtlinge
Das Erkelenzer Windenergieunternehmen PSM beteiligt sich an einem bundesweit einmaligen und erstmaligen Projekt, in dem Flüchtlinge auf die Prüfung vor der Industrie- und Handelskammer zur Elektrofachkraft vorbereitet werden.
ERKELENZ Seit 20 Jahren ist PSM in Erkelenz im Wachstumsmarkt der Windenergie tätig. Die Nachfrage nach zusätzlichen Mitarbeitern im technischen Bereich, die sich um die Wartung und Reparatur von Windkraftanlagen kümmern, ist ungebrochen und kann durch Neueinstellungen und Auszubildende nicht gedeckt werden. Da konnten sich die Geschäftsführer schnell für ein Projekt begeistern, in dem Flüchtlinge zu Serviceelektrikern in der Windenergie ausgebildet werden.
„Wir leisten hier einen Beitrag zur Integration und erhalten voll motivierte, engagierte junge Männer, die dank des Projektes nicht eine klassische Lehre machen müssen“, erläutert Torsten Stoll. Sein Kollege in der Geschäftsführung von PSM, Ian Paul Grimble, ist stolz darauf und zufrieden, dass PSM dieses Projekt mit dem Titel „Empower Refugees“nicht nur aktiv unterstützt, sondern durch diese Ertüchtigung der Flüchtlinge auch qualifizierte Mitarbeiter gewinnen wird. Durchgeführt wird das bundesweit einmalige und erstmalige Projekt vom gemeinnützigen Verein Kraftwerkschule in Essen. Dort werden in einer Fördermaßnahme zwölf Flüchtlinge auf die Prüfung vor der Industrie- und Handelskammer Essen Ende 2019 zur Elektrofachkraft vorbereitet.
Vier dieser Flüchtlinge bestritten unter der Obhut von Hardi Gronau bei PSM das erste, in die Berufstätigkeit einführende Praktikum; in Erkelenz werden sie auch die drei praktischen Teile ihrer Schulungsmaßnahme absolvieren – und hier werden sie mit dem IHK-Prüfungs- abschluss in der Tasche eine Anstellung finden. Drei Flüchtlinge aus Syrien und einer aus dem Iran, zum Teil schon als Schneider in ihrem Heimatland oder als Maschinenbaustudent tätig, haben ihre grundsätzliche Eignung für den künftigen Beruf bewiesen. Aufgrund ihres Alters Ende 20 und der Vorbildung ist die klassische Lehre für sie keine Option. „Sie sind handwerklich geschickt, lernwillig, sie haben keine Höhenangst – und sie lernen sehr schnell Deutsch“, attestiert ihnen Gronau. „Wir sind dankbar, dass uns diese Chance geboten wird“, sagt Ali Mahmoud, der wie seine Kollegen ein dauerhaftes Bleiberecht besitzt. „Wir können hier einen sicheren, zukunftsorientierten Arbeitsplatz erhalten“, fügt Anas Du Alghna hinzu.
Ali Mahmoud
2016 ist der Projektbeauftragte Michael Schuhmacher mit der Idee, Flüchtlinge durch Qualifizierungsmaßnahmen zu hochwertigen Fachkräften auf dem Sektor der Erneuerbaren Energien auszubilden, beim NRW-Wirtschaftsministerium angetreten. Dann hat es fast zwei Jahre gedauert, bis die Kraftwerksschule alle Formalitäten und Regularien erfüllt, zwölf an dieser Ausbildung interessierte Flüchtlinge gefunden und teilnahmewillige Unternehmen gefunden hatte. „PSM war sofort Feuer und Flamme“, bekundet Lehrgangsleiter Christian Jaffke.
„Wir hoffen, dass unsere Begeisterung überschwappt auf andere Unternehmen und Branchen“, sagt Stoll. „Was bei den Erneuerbaren funktioniert, kann auch im Bausek- tor gelingen.“Wünschenswert wären weniger Vorschriften von Bund und Land, damit durch derartige Qualifizierungen Flüchtlinge dauerhafte Perspektiven erhalten.
„Wir werden bei PSM nach wie vor viele Auszubildende haben müssen“, ergänzt Grimble. „Wenn wir zusätzlich Flüchtlinge durch staatlich anerkannte Qualifizierungen gewinnen können, ist das nicht nur für uns ein Gewinn, sondern auch eine gelungene Integration.“Er ist optimistisch wie Hossein Mowludi, der im Brustton der Überzeugung für sich und seine drei Kollegen sagt: „Wir schaffen das!“
„Wir sind dankbar, dass uns diese Chance
geboten wird“
Projektteilnehmer