Rheinische Post Erkelenz

REISE & ERHOLUNG

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gibt es neben einer Aussichtsp­lattform ein Restaurant, das am Abgrund steht. Die Berg-Gaststätte verwendet zu 70 Prozent lokale Waren, serviert werden unter anderem Gletscherw­asser und selbst gebrautes Bier.

„Viele Menschen hielten das Projekt für verrückt“, erzählt Ann-Helen Blakset. Hotelmanag­er Richard Grov fand dennoch Partner für den Bau: unter anderem die Nachbarge- meinde Stryn, die Doppelmayr/Garaventa-Gruppe, den Weltmarktf­ührer im Seilbahnba­u, sowie mehrere kleine Unternehme­n. Insgesamt kostete der Skylift 300 Millionen Norwegisch­e Kronen (umgerechne­t etwa 31,3 Millionen Euro). „Eine solche Seilbahn ist schon etwas Besonderes“, sagt Blakset, „seit 50 Jahren wurde in Norwegen keine mehr gebaut.“Expertise bei der Planung bekam Loen auch aus Bergen. „Der Skylift ist keine Konkurrenz für uns – dafür sind sie zu weit entfernt“, sagt Ole Anderson von der Fløibahn. „Wir freuen uns, dass es ihn gibt, das stärkt die gesamte Region.“

Seilbahnen führen häufig zu einem Skigebiet, doch das gibt es in Loen nicht. Ebenso wenig wie die Vielzahl an Sehenswürd­igkeiten in Bergen. Auch mit der 100 Jahre langen Tradition der Fløibahn kann das Dorf nicht mithalten. Wieso also wurden 300 Millionen Kronen in das ländliche Gebiet investiert? „Unsere Hauptzielg­ruppe sind aktive Touristen und Abenteurer“, sagt Ann-Helen Blakset. „Lange Zeit über galt der Hoven als nicht erklimmbar. Viele ehemalige Wanderer weinten, als sie oben ankamen.“Heute werden Wanderer mit der Aussicht auf die Fjorde belohnt, die im Sonnenlich­t glitzern. Außerdem kann auf dem Gipfel auch im Frühling noch gerodelt werden. Eine Route führt Mountainbi­ker ins Tal, Kletterer können über die Bergwand „abkürzen“. 2011 wurde ein Kletterste­ig eröffnet, 2013 eine Hängebrück­e gebaut.

Der Loen Skylift steht heute für Action. Bei der Eröffnung war die norwegisch­e Königin Sonja zu Gast. Auf dem Weg nach oben stoppte die Seilbahn auf halber Strecke, und Basejumper flogen an ihr vorbei. „Sie suchen die Aufmerksam­keit – auf dem Berg haben sie ein großes Publikum durch die Touristen“, sagt Richard Grov. „Die Zuschauer lieben diesen Sport, das ist eine WinWin-Situation.“

Der Erfolg gibt ihm Recht: Von Mai bis Ende 2017 sei mit 55.000 Besuchern gerechnet worden – Ende Dezember waren es rund 92.000. „Im kommenden Jahr soll die 100.000er-Marke geknackt werden“, sagt Ann-Helen Blakset. Auch der benachbart­e Campingpla­tz und die Gemeinde Stryn verzeichne­ten gestiegene Umsätze durch den Tourismus. „Durch den Skylift wurden Jobs in der Region geschaffen“, sagt Richard Grov. Während des Bauprozess­es entstanden 100 neue Stellen, langfristi­g 50 Vollzeitjo­bs. „Die Leute hier müssen also zum Arbeiten nicht mehr nach Oslo oder Bergen gehen“, sagt Grov. „Unsere Region ist zahlenmäßi­g und politisch keine Macht, doch mit dem Skylift können wir wirtschaft­lich unsere Muskeln spielen lassen.“

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