Fund weist auf romanische Kirche hin
Zum Tag der Archäologie lädt der Landschaftsverband nach Titz-Höllen. Im Wettrennen gegen den Tagebau gelangt manch historische Erkenntnis ans Tageslicht: In Immerath wurde ein Taufbecken aus dem 16. Jahrhundert gefunden.
ERKELENZ / TITZ In einer Region, in der große Teile der Landschaft durch den Braunkohlenabbau einfach verschwinden, steht die Archäologie vor besonderen Problemen. Umso wichtiger erscheint der Tag der Archäologie, zu dem am kommenden Samstag der Landschaftsverband Rheinland (LVR) in seine Außenstelle nach RödingenHöllen (Gemeinde Titz) einlädt.
„Wir können ein Jubiläum feiern“, erklärt Uwe Steinkrüger seitens des Landschaftsverbands und verweist auf die 25. Wiederholung dieses Tages, der besonders für die Öffentlichkeit gedacht ist. Hobbyarchäologen und interessierte Besucher bekommen die Möglichkeit, eine Ausgrabungsstelle ganz in der Nähe von dem der drei Tagebaue Garzweiler, Hambach und Inden zu besuchen. Dabei kommen die Gäste in die Nähe der Abbruchkante, noch auf sicherem Grund, ansonsten aber vom Tagebaubetreiber RWE Power gesperrt.
Fachkundige Führungen bieten eine Fülle an Informationen. Denn einerseits erfährt der Besucher etwas über das Vorgehen bei Ausgrabungen, andererseits entsteht die Vergangenheit vor dem geistigen Auge des Betrachters. Geschichte handgreiflich zu erleben, lässt sie deutlich lebendiger erscheinen.
Der Ort für den diesjährigen Besuch hält Udo Geilenbrügge als Leiter der Außenstelle des LVR noch geheim. „Es wird sich um eine Siedlung aus der Jungsteinzeit handeln“, verspricht er. Verschwiegenheit herrscht vor kommenden Samstag auch mit Blick auf allzu Neugierige, die sich in der Vergangenheit oftmals auch noch als Langfinger entpuppten. Die Archäologie kämpft mit dem Diebstahl. Eigens dafür veröffentlichten mehrere Institute eine Broschüre, die Handreichungen und gesetzliche Grundlagen für den Sondengang enthalten. Private „Schatzsucher“sind für die Archäologie eine sehr hilfreiche Unterstützung, allerdings nur im dafür vorgesehenen rechtlichen Rahmen, macht Professor Jürgen Kunow deutlich.
Wie notwendig die wissenschaftliche Vorgehensweise ist, erklärt der Fachmann vom Landschaftsverband anhand eines Leistungsberichts. Er beschreibt die Archäologie in der Braunkohlenregion als „janusköpfig“. Einerseits verschwin- den mit den Tagebauen wichtige historische Zeugnisse, andererseits habe der Druck von Politik und Öffentlichkeit dafür gesorgt, dass in der Region die größte Stiftung auf diesem Gebiet in Deutschland entstanden sei. Nur an Zinsen stünden jedes Jahr eine halbe Million Euro für Projekte zur Verfügung. Ein Großteil der Gelder fließt in Exa- mensarbeiten. Die Anzahl der Bewerber sei so groß, dass nicht jeder zum Zuge käme.
Anschaulich erklärt Alfred Schuler, wie zum Beispiel der Abriss des Immerather Doms, der einstigen katholischen Kirche St. Lambertus in Erkelenz-Immerath, bereits nach kurzer Zeit Erkenntnisse auf eine romanische Vorgängerin zutage för- derte. Ein Taufbecken aus dem 16. Jahrhundert wurde gefunden, in der Erde lag auch ein Schlussstein aus der ehemaligen Apsis. Aber auch die Rekonstruktion von Haus Palant und eines römischen Gutshofes im ehemaligen Borschemich belegen, wie besiedelt die Region einmal gewesen war. Die notwendigen Erläuterungen bieten die Pro- jektleiter beim Tag der Archäologie in Rödingen-Höllen.
Eine sehr seltene römische Großsiedlung steht außerdem als Model zur Besichtigung, allerdings auch zahlreiche Grabbeigaben aus der Spätantike geben am nächsten Samstag, 2. Juni, ein anschauliches Zeugnis über den privaten Reichtum ihrer Besitzer.