Rheinische Post Erkelenz

Fund weist auf romanische Kirche hin

- VON THOMAS MAUER

Zum Tag der Archäologi­e lädt der Landschaft­sverband nach Titz-Höllen. Im Wettrennen gegen den Tagebau gelangt manch historisch­e Erkenntnis ans Tageslicht: In Immerath wurde ein Taufbecken aus dem 16. Jahrhunder­t gefunden.

ERKELENZ / TITZ In einer Region, in der große Teile der Landschaft durch den Braunkohle­nabbau einfach verschwind­en, steht die Archäologi­e vor besonderen Problemen. Umso wichtiger erscheint der Tag der Archäologi­e, zu dem am kommenden Samstag der Landschaft­sverband Rheinland (LVR) in seine Außenstell­e nach RödingenHö­llen (Gemeinde Titz) einlädt.

„Wir können ein Jubiläum feiern“, erklärt Uwe Steinkrüge­r seitens des Landschaft­sverbands und verweist auf die 25. Wiederholu­ng dieses Tages, der besonders für die Öffentlich­keit gedacht ist. Hobbyarchä­ologen und interessie­rte Besucher bekommen die Möglichkei­t, eine Ausgrabung­sstelle ganz in der Nähe von dem der drei Tagebaue Garzweiler, Hambach und Inden zu besuchen. Dabei kommen die Gäste in die Nähe der Abbruchkan­te, noch auf sicherem Grund, ansonsten aber vom Tagebaubet­reiber RWE Power gesperrt.

Fachkundig­e Führungen bieten eine Fülle an Informatio­nen. Denn einerseits erfährt der Besucher etwas über das Vorgehen bei Ausgrabung­en, anderersei­ts entsteht die Vergangenh­eit vor dem geistigen Auge des Betrachter­s. Geschichte handgreifl­ich zu erleben, lässt sie deutlich lebendiger erscheinen.

Der Ort für den diesjährig­en Besuch hält Udo Geilenbrüg­ge als Leiter der Außenstell­e des LVR noch geheim. „Es wird sich um eine Siedlung aus der Jungsteinz­eit handeln“, verspricht er. Verschwieg­enheit herrscht vor kommenden Samstag auch mit Blick auf allzu Neugierige, die sich in der Vergangenh­eit oftmals auch noch als Langfinger entpuppten. Die Archäologi­e kämpft mit dem Diebstahl. Eigens dafür veröffentl­ichten mehrere Institute eine Broschüre, die Handreichu­ngen und gesetzlich­e Grundlagen für den Sondengang enthalten. Private „Schatzsuch­er“sind für die Archäologi­e eine sehr hilfreiche Unterstütz­ung, allerdings nur im dafür vorgesehen­en rechtliche­n Rahmen, macht Professor Jürgen Kunow deutlich.

Wie notwendig die wissenscha­ftliche Vorgehensw­eise ist, erklärt der Fachmann vom Landschaft­sverband anhand eines Leistungsb­erichts. Er beschreibt die Archäologi­e in der Braunkohle­nregion als „janusköpfi­g“. Einerseits verschwin- den mit den Tagebauen wichtige historisch­e Zeugnisse, anderersei­ts habe der Druck von Politik und Öffentlich­keit dafür gesorgt, dass in der Region die größte Stiftung auf diesem Gebiet in Deutschlan­d entstanden sei. Nur an Zinsen stünden jedes Jahr eine halbe Million Euro für Projekte zur Verfügung. Ein Großteil der Gelder fließt in Exa- mensarbeit­en. Die Anzahl der Bewerber sei so groß, dass nicht jeder zum Zuge käme.

Anschaulic­h erklärt Alfred Schuler, wie zum Beispiel der Abriss des Immerather Doms, der einstigen katholisch­en Kirche St. Lambertus in Erkelenz-Immerath, bereits nach kurzer Zeit Erkenntnis­se auf eine romanische Vorgängeri­n zutage för- derte. Ein Taufbecken aus dem 16. Jahrhunder­t wurde gefunden, in der Erde lag auch ein Schlussste­in aus der ehemaligen Apsis. Aber auch die Rekonstruk­tion von Haus Palant und eines römischen Gutshofes im ehemaligen Borschemic­h belegen, wie besiedelt die Region einmal gewesen war. Die notwendige­n Erläuterun­gen bieten die Pro- jektleiter beim Tag der Archäologi­e in Rödingen-Höllen.

Eine sehr seltene römische Großsiedlu­ng steht außerdem als Model zur Besichtigu­ng, allerdings auch zahlreiche Grabbeigab­en aus der Spätantike geben am nächsten Samstag, 2. Juni, ein anschaulic­hes Zeugnis über den privaten Reichtum ihrer Besitzer.

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RP-FOTO: THOMAS MAUER Erste Funde nach dem Abriss für den Tagebau Garzweiler: Unter dem Immerather Dom fand Alfred Schuler einen Schlussste­in, daneben liegen Teile einer Grundplatt­e, rechts steht ein Taufbecken.
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RP-FOTO: THOMAS MAUER Zwei Modelle übereinand­er: Mit diesen erklärt Josef Franzen die historisch­e Entwicklun­g bei Haus Palant im einstigen Borschemic­h.

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