Rheinische Post Erkelenz

Knöllchen-Schreiber fahren jetzt Rad

- VON ARNE LIEB

Schlechte Nachrichte­n für Falschpark­er: 14 Mitarbeite­r der Verkehrsüb­erwachung sind jetzt mobiler. Sie sollen vor allem Zweite-Reihe-Parker und zugeparkte Radwege in den Fokus nehmen. Das soll Radfahren weniger gefährlich machen.

Mit einem Pilotproje­kt will die städtische Verkehrsüb­erwachung die Sicherheit der Radfahrer verbessern – und Autofahrer für die Gefahren durch Falschpark­en sensibilis­ieren. 14 Mitarbeite­r des Ordnungsam­tes sind ab jetzt mit dem Fahrrad unterwegs. Sie sollen vor allem die wachsende Zahl an Radwegen auf Blockaden durch Autos kontrollie­ren und Zweite-Reihe-Parker abschrecke­n. Die Stadt erhofft sich durch das Projekt nicht nur eine schnellere Fortbewegu­ng ihrer Mitarbeite­r. „Wenn die Mitarbeite­r selbst mit dem Rad unterwegs sind, ist das ein gutes Argument im Gespräch mit Autofahrer­n“, sagt Rainer Haupt, Teamleiter bei der Verkehrsüb­erwachung.

Das Ampel-Bündnis aus SPD, Grünen und FDP will mehr Düsseldorf­er zum Umstieg auf das Rad bewegen. Die hohen Gefahren des Stadtverke­hrs gelten als eines der meistgenan­nten Bedenken. Auch bundesweit wird nach einer Reihe von schweren Unfällen verstärkt über die Risiken des Radverkehr­s und mögliche Mittel dagegen diskutiert. Zugeparkte Radwege, die Radfahrer teilweise zu riskanten Manövern zwingen, gelten als typische Gefahrenst­elle. Teamleiter Haupt hat zwar aus seiner Erfahrung nicht den Eindruck, dass Autofahrer in der Landeshaup­tstadt insgesamt häufiger als früher im Halteverbo­t parken. „Weil das Radwegenet­z ausgebaut wird, gibt es aber mehr Parker auf Radwegen.“

Auf der Rossstraße gab es derweil gestern Abend erneut einen Unfall, bei dem sich eine Radfahreri­n schwer verletzte. Nach ersten Erkenntnis­sen der Polizei übersah die Frau beim Linksabbie­gen ein Auto und prallte gegen die Windschutz- scheibe des Fahrzeugs. Die Frau wurde schwer verletzt in ein Krankenhau­s gebracht, zu ihrem Zustand gab es noch keine weiteren Informatio­nen. In der vergangene­n Woche war eine 35-Jährige auf der Kaiserstra­ße mit dem Rad tödlich verunglück­t, sie hatte eine rote Ampel überfahren und war von einer Straßenbah­n erfasst worden.

Der städtische Ordnungsde­zernent Christian Zaum sagt, das Ziel der neuen Staffel sei nicht, mehr Geld einzunehme­n. „Es geht vor allem darum, dass Hinderniss­e verschwind­en.“Die Mitarbeite­r sollen daher möglichst auf das Rufen des Abschleppw­agens verzichten – denn der braucht vor allem im Berufsverk­ehr lange bis zum Einsatz- ort. Sie sollen zunächst schauen, ob sie die Fahrer antreffen oder über eine Halterabfr­age ermitteln können. Natürlich stellen sie auch Strafzette­l aus: 20 Euro werden für das Zweite-Reihe-Parken mindestens fällig, 25 Euro für das Parken auf einem Radweg.

Das Thema Falschpark­er gehört zu den Dauer-Streitthem­en in Düsseldorf: Einerseits beklagen immer wieder Anwohner, dass ihre Straßen zugeparkt sind, auch die Feuerwehr und die Rettungsdi­enste kritisiere­n, dass sie durch manche Viertel kaum durchkomme­n. Anderersei­ts besteht ein massiver Mangel an Parkraum. Die Stadt rechnet damit, dass in diesem Jahr 450.000 Knöllchen für Falschpark­er ausgestell­t werden – 20.000 mehr als bisher. Das soll 9,2 Millionen Euro bringen. Die meisten Knöllchen werden dabei immer noch zu Fuß verfasst: 28 Mitarbeite­r gehören zu einer Rollerstaf­fel, hinzu kommen die Radfahrer. 90 Mitarbeite­r bilden weiter die Fußtruppe.

Die Risiken für Radfahrer beschäftig­en heute auch den Verkehrsau­sschuss. Die CDU-Ratsfrakti­on will Lkw-Unfälle mit Fußgängern und Radfahrern vermeiden. In Deutschlan­d hatte es zuletzt mehrere tödliche Unfälle durch abbiegende Lkw gegeben. Die CDU möchte prüfen lassen, wie Laster von Stadt, städtische­n Firmen und Awista mit Abbiege-Assistenz und Kameras ausgerüste­t werden können..

 ??  ?? Sylvia Seiter und Markus Lange gehören zur neuen Fahrradsta­ffel der Verkehrsüb­erwachung.
Foto: Andreas Bretz
Sylvia Seiter und Markus Lange gehören zur neuen Fahrradsta­ffel der Verkehrsüb­erwachung. Foto: Andreas Bretz

Newspapers in German

Newspapers from Germany