Plakat-Werbung in eigener Sache
Rüdiger Thrum ist 60, hat einen guten Job und reist mit der Fortuna quer durch das Land. Das will er nicht mehr alleine machen.
Rüdiger Thrums Porträt schaut vom Plakat auf den Bahnsteig des UBahnhofs an der Kettwiger Straße. Neben ihm und gegenüber hängen andere Plakate, auf denen alles Mögliche angepriesen wird. Aber Rüdiger Thrum will mit seinem Plakat nichts verkaufen. Er wirbt nur für sich selbst.
60 Jahre ist Rüdiger Thrum alt, ein hoch gewachsener, stämmiger Mann, der im Vertrieb arbeitet, mit grauem Bürstenschnitt und losem Mundwerk. „Single nennt sich jeder. Ich bezeichne mich lieber als auftragsloser Liebhaber“, sagt er und lacht. Seit einem Jahr ist Thrum, der zwei Katzen und einen erwachsenen Sohn hat, nun allein. In dieser Zeit hat er sich bereits mit mehreren Frauen getroffen, aber nichts Passendes gefunden. „Bei mir ist die Partnersuche nicht so einfach“, sagt er. Flüchtige Bekanntschaften in Kneipen und Bars sind ihm meist zu oberflächlich, Annoncen in Zeitungen jedoch oft zu steif.
„Ich bin eben ein bisschen verrückt, aber ich stehe auch fest im Leben“, beschreibt Thrum sich selbst. „Ich suche weder abgehalfterte Existenzen noch biedere Damen. Ich will weder beim ersten Treffen in die Kiste, noch nach einem halben Jahr erst über einen Kuss nachdenken“Also wurde er kreativ. In den Düsseldorfer Bahnhöfen hängen zahlreiche Plakate, auf denen für Plakatwerbung geworben wird. Kurz entschlossen mietete Rüdiger Thrum eine solche Fläche an der Halstestelle Kettwiger Straße. Ein Schnappschuss, ein paar Details zu ihm und seiner idealen Zukünftigen – schon konnte die Werbung in eigener Sache losgehen. „Ich hoffe, so jemanden kennenzulernen, der mein Leben mit mir teilt“, sagt der auftragslose Liebhaber.
Thrums Leben teilen; das bedeutet auch und vor allem Fortuna. Denn der 60-Jährige ist ein langjäh- riger Anhänger, hat mit 17 Jahren einen Fanclub gegründet, ist nach wie vor aktiv und fährt zu fast allen Spielen. Auswärtsspiele verbindet er meistens mit einem kurzen Stadturlaub. „In der letzten Saison habe ich mir Dresden, Darmstadt und Aue angeschaut, demnächst sind es eben München oder Leipzig“, sagt er, und fügt zwinkernd hinzu: „Schade, eigentlich habe ich mich auf Hamburg gefreut“.
Rüdiger Thrum erwartet von Frauen, die sich bei ihm melden, wahrlich nicht, „dass sie den ganzen Tag im Fortuna-Trikot rumlaufen“. Er wünscht sich vor allem, gemeinsame Zeit miteinander verbringen zu können: „Alleine im Auto zu sitzen ist langweilig, durch schöne Städte spazieren ist zu zweit auch angenehmer“, sagt er. Selbst im Stadion wünscht sich Thrum eine Begleitung, vor allem dann, wenn er sich nicht mit den anderen Fans in Stimmung bringt, weil er kaum Alkohol trinkt.
Im heimischen Düsseldorf geht Rüdiger Thrum gern einkaufen, kocht, fährt mit dem Fahrrad oder geht in die Sauna. „Alles Aktivitäten, bei denen ich mir jemanden an meiner Seite wünsche“.
Er suche eine aktive Frau, unternehmungslustig soll sie sein, zu haben für Kissenschlachten und auch romantische Dinner. Und er sucht sie nicht wie jeder Andere. Wirklich erklären kann er seine ungewöhnliche Liebeswerbung selbst nicht: „Es war ein spontaner Einfall, und ich habe mir gedacht: Warum nicht, man lebt nur einmal“, sagt er. Und dieses Leben will er mit einer Frau verbringen.
„Ich suche nichts Bestimmtes. Ich will neue Menschen kennen lernen, und wenn es passt, dann passt es eben.“Wenn es wirklich passt, hofft er, irgendwann auf dem Rasen der Düsseldorfer Esprit-Arena zu heiraten. Die nötigen Kontakte zum Verein hat er. Fehlt nur noch die richtige Frau.