Rheinische Post Erkelenz

Wie Fahrräder sicher Auto fahren

- VON CLAUDIUS LÜDER

Wie Autofahrer ihr Fahrrad am besten zum Urlaubsort transporti­eren, will gut überlegt sein. Denn längst nicht jeder Fahrradträ­ger hält, was er verspricht. Jedes System hat Vor- und Nachteile.

Oben drauf, innen rein oder hinten dran: Wer sein Fahrrad mit dem Auto transporti­eren will, kann zwischen diesen drei Möglichkei­ten wählen. „Eine pauschale Aussage, welche Art von Trägersyst­em die beste ist, lässt sich aber nicht treffen“, sagt René Filippek vom Allgemeine­n Deutschen Fahrrad Club (ADFC).

Am schonendst­en ist der Transport im Auto. „Allerdings funktionie­rt das nur mit Kombis beziehungs­weise Vans. Für normale Pkw muss man oft die Räder ausbauen“, sagt David Koßmann vom Pressedien­st Fahrrad (pd-f). Bei Innenraumt­rägern würden auch grundsätzl­ich die Vorderräde­r ausgebaut und die Räder in ein Schienensy­stem eingehängt. Die Schienen selbst werden beispielsw­eise an den umgeklappt­en Sitzen eingehängt.

„Nachteil am Transport im Innenraum ist, dass die Zahl der Sitzplätze und auch die weiteren Zuladungsm­öglichkeit­en durch die Räder eingeschrä­nkt werden“, so Koßmann. Dafür aber seien die Räder bestens geschützt. Preislich gehen die Innenraums­ysteme meist bei rund 100 Euro los und sind damit vergleichs­weise günstig.

Der Klassiker ist der Dachtransp­ort. Der Vorteil: Bei diesen Systemen sind sowohl Heck als auch Kofferraum weiter nutzbar. „Zudem sind die Dachträger oft mit beispielsw­eise einer Box kombinierb­ar“, sagt Koßmann. Die Liste der Nachteile jedoch sei lang. Sie reicht vom hohen Luftwi- derstand über den dadurch erhöhten Spritverbr­auch bis zur unkomforta­blen Montagehöh­e. „Ein E-Bike mit einem Gewicht von 25 Kilo aufs Dach zu heben, ist nicht so witzig.“Die Folge seien oft auch Kratzer am Wagen. Mit Preisen ab circa 200 Euro gehören die Dachsystem­e ebenfalls noch zu den günstigere­n Varianten am Markt.

Dachträger fallen aber immer wieder auch bei PraxisPrüf­ungen durch. „Bei Tests auf dem Slalomparc­ours, mit denen ein Ausweichma­növer simuliert werden soll, haben wir es erlebt, dass Fahrräder auf dem Dach regelrecht weggeknick­t sind“, sagt Holger Ippen vom Fachmagazi­n „Auto Zeitung“. Bei Auffahrunf­ällen können sich schlecht gesicherte Dachladung­en zudem zum gefährlich­en Geschoss entwickeln.

„Auch bei qualitativ schlechten Billig-Heckträger­n haben unter Testbeding­ungen Rahmenhalt­erungen an der Fahrrad-Rahmenbefe­stigung versagt, was ebenfalls zum Abwurf führte“, sagt Ippen. Montiert werden diese Systeme an der Heckklappe von Kombis, es gibt aber auch Modelle für Limousinen und sogar Cabrios. „Das Fahrzeug muss aber dafür auch zugelassen sein“, schränkt Koßmann ein. Ein Kombi mit einer Heckklappe aus Vollglas beispielsw­eise komme nicht infrage.

„Ein Nachteil der Heckträger ist zudem die eingeschrä­nkte Sicht nach hinten – und man darf den Heckcheibe­nwischer nicht mehr benutzen.“Meist würden die Räder bei diesen Systemen quer zum Auto montiert, es gebe inzwischen aber auch Konstrukti­onen, bei denen die Räder längs angebracht werden. „Der Vorteil ist dann, dass das Fahrzeug nicht künstlich verbreiter­t wird“, meint Koßmann.

Der Favorit unter den Experten sind Systeme für die Anhängerku­pplung. „Durch die geringe Höhe sind sie leicht zu beladen, und manche Modelle haben sogar eine Auffahrsch­iene für die schweren Elektroräd­er“, sagt Filippek. Ist der Kupplungst­räger mit einer Abklappvor­richtung ausgerüste­t, kann sogar die Heckklappe weiterhin genutzt werden.

„Ein großer Vorteil dieser Systeme ist die schnelle leichte Einpunkt-Befestigun­g sowie die Tatsache, dass die Fahrräder nicht über Kopf auf das Fahrzeugda­ch gehievt werden müssen“, sagt Ippen. „Zudem befinden sie sich im Windschatt­en des Autos und verursache­n bei schneller Fahrt weniger Geräusche und geringeren Kraftstoff-Mehrverbra­uch als beim Dach-Transport.“Der niedrigere Schwerpunk­t wirkt sich ebenfalls positiv aus. Das sei bei etwa 25 Kilo schweren Pedelecs nicht zu unterschät­zen.

Preislich rangieren die Kupplungst­räger allerdings an der Spitze. Rund 350 bis 500 Euro müsse für ein gutes System investiert werden, meint Ippen. Hinzu kommen unter Umständen die Kosten für eine Anhängerku­pplung. Das notwendige Zusatzkenn­zeichen liegt bei zehn Euro. Als Anhängerfa­hrt gilt das Fahren mit einem solchen Träger zwar nicht, aufs Tempo achten jedoch sollte trotzdem jeder. „Als Höchstgesc­hwindigkei­t empfehlen die Hersteller meist 120 km/h, die unbedingt eingehalte­n werden sollten“, rät Ippen.

Für E-Bikes geeignet sind nahezu alle Radträgers­ysteme. „Es empfiehlt sich aber, einen Blick auf die zulässige Traglast des Modells zu werfen“, meint Koßmann. Die liege oft bei 70 Kilo. Bei einem Einzelgewi­cht zwischen 25 bis 30 Kilo pro EBike sei das Limit entspreche­nd schnell erreicht. Daher rät der ADFC auch davon ab, EBikes auf dem Dach zu transporti­eren, da auch die zugelassen­e Dachlast schnell überschrit­ten werden könne.

Wird ein Fahrrad außerhalb des Autos auf einem Träger transporti­ert, sollten Autofahrer Taschen oder andere nicht fest installier­te Anbauteile entfernen. „Auch einen Ledersatte­l sollte man besser abbauen, sonst könnte er durch Nässe unbrauchba­r werden“, rät Koßmann. Das dann offene Rahmenrohr müsse dann anderweiti­g verschloss­en werden, damit kein Regen ins Innere das Fahrrads gelangen kann. Bei E-Bikes muss die Batterie ausgebaut werden. Hier gebe es Zubehör wie Neoprenhül­len, um die offenen Kontakte zu schützen.

Allein ein TÜV-Siegel oder ein anderes Zertifikat gäben keine Sicherheit, dass ein Radträger auch wirklich gut sei. „Bei einem früheren Test zeigte sich, dass zum Beispiel ein Hersteller sein Prüfsiegel nur für die Verpackung beantragt und erhalten hatte. Im Test fiel das Modell dann auch prompt durch“, erinnert sich Ippen.

Der Favorit unter den Experten sind Systeme

für die Anhängerku­pplung

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FOTO: SPORTIMPOR­T/WWW.PD-F.DE Heckträger gibt es für Limousinen, Kombis und auch Cabrios. Die Autos müssen dafür aber zugelassen sein.

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