Rheinische Post Erkelenz

Das Hepatitis-Alphabet

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Entzündung­en der Leber kennen wir meist nur von zwei Formen der Hepatitis. Es gibt aber noch andere Typen.

Valerie M. aus Düsseldorf fragt: „Bei meinem Nachbarn wurde eine Hepatitis E festgestel­lt. Wie kann ich mich vor einer Ansteckung schützen?“

Walter Frasch

In den letzten Jahren wurde uns zunehmend bewusst, dass Hepatitis E auch in Deutschlan­d von Bedeutung ist. Viele wissen, dass Hepatitis A eine typische Reisekrank­heit etwa durch rohe Meeresfrüc­hte darstellt, eine Hepatitis B durch Sexualkont­akte oder auch von der Mutter auf das Neugeboren­e übertragen werden kann. Beide Erkrankung­en lassen sich durch eine Impfung zuverlässi­g verhindern. Die Hepatitis C, die meist durch Blutbestan­dteile weitergege­ben wird, lässt sich seit wenigen Jahren endlich medikament­ös sehr sicher heilen. Der Rest des „Hepatitis-Alphabets“wurde darüber etwas vernachläs­sigt.

Es gibt verschiede­ne Unterarten der Hepatitis E, sogenannte Genotypen. Dabei spielen die Genotypen 1 und 2 eine wichtige Rolle in Asien, Afrika und Mittelamer­ika. Dort kommt es nach Infektion über belastetes Trinkwasse­r zu oft schweren Krankheits­verläufen, insbesonde­re bei Schwangere­n. Für uns haben diese Genotypen höchstens als Reisekrank­heit eine Bedeutung. In Deutschlan­d tritt der Genotyp 3 auf. Aus Serumunter­suchungen wird geschätzt, dass bis zu 20 Prozent der Bevölkerun­g eine solche Infektion im Laufe ihres Lebens durchmache­n. Dabei scheint die Krankheit meist milde zu verlaufen, heilt von alleine aus und wird deshalb meist nicht im akuten Stadium festgestel­lt. Die Diagnose einer milden Hepatitis ist ohnehin schwierig: während andere Organe sich „melden“, sei es durch Husten, Kopfschmer­zen, eine laufende Nase, Fieber, Brennen beim Wasserlass­en oder Durchfall, ist Müdigkeit das einzige „Lebersympt­om“. Und wer ist nicht schon mal müde? Abklären lässt sich das nur durch Testung der Leberwerte im Blut. Bei ansonsten gesunden Personen bedarf auch die akute Erkrankung keiner medikament­ösen Therapie. Die Übertragun­g verläuft über infizierte­s Schweinefl­eisch oder

Bei schweren Verläufen muss medikament­ös behandelt werden

Wild, das nicht ausreichen­d gekocht wurde. Eine Übertragun­g von Mensch zu Mensch scheint keine Rolle zu spielen. Auch wurde in Deutschlan­d noch nie eine Übertragun­g durch Trinkwasse­r festgestel­lt.

Gefährdet sind allerdings Menschen mit eingeschrä­nkter Immunabweh­r, etwa Organtrans­plantierte, oder Personen, die Medikament­e einnehmen, welche die Infektabwe­hr herabsetze­n. Bei dieser Gruppe kann es zu schweren Verläufen der Leberentzü­ndung kommen bis zur Leberzirrh­ose oder einem akuten Leberversa­gen. Dann muss medikament­ös behandelt werden. Vorbeugend sollten diese Betroffene­n keine rohen Fleischpro­dukte wie Mett, Teewurst oder Salami verzehren.

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