Rheinische Post Erkelenz

Drake im Duett mit Michael Jackson

- VON PHILIPP HOLSTEIN

Der populärste Rapper der Welt veröffentl­icht sein neues Rekord-Album „Scorpion“.

DÜSSELDORF Wer als Rapper wirklich reich ist, also richtig superreich, der kauft sich schon lange keine goldene Knarre oder schnelle Karre mehr, auch keine Boeing oder irgendwelc­hen anderen Bling-Bling, sondern Rechte. Und weil Drake ja gerade der Größte überhaupt ist und deswegen unglaublic­h vermögend, hat er sich für sein neues Album ein Stück von Michael Jackson lizenziere­n lassen, das noch gar nicht veröffentl­icht ist. So singt er nun also in dem ziemlich tollen Stück „Don’t Matter To Me“gemeinsam mit dem King Of Pop; ein Duett mit einer Stimme aus dem Jenseits sozusagen. Fetter geht es kaum, das war sicher teuer, und das soll es ja auch sein, denn: Samples sind das neue Statussymb­ol.

Der populärste Rapper der Welt hat eine neue Platte veröffentl­icht, und weil es im HipHop gerade wieder verstärkt darum geht, wer die meisten PS hat, ist „Scorpion“ein Doppelalbu­m mit 25 Stücken geworden. Warum so viele? Weil Drake es kann. Und weil das Album just an dem Tag erschien, als das Zählsystem für die US-Charts umgestellt wurde: Streams auf Bezahlplat­tformen wie Apple Music zählen nun mehr als solche von Gratis-Adressen wie Soundcloud. Für Drake dürfte es sich gelohnt haben: „Scorpion“wurde in den ersten 24 Stunden 300 Millionen Mal gestreamt und fast eine Million Mal verkauft.

Ließe man alle Luft aus dem Album, dessen erste Hälfte Rapsongs enthält, während die zweite soulig und R ’n’ B-lastig ist, hätte man zehn gute bis extrem gute Stücke. „Emotionles­s“etwa ist meisterlic­h produziert: In ein gospeliges Sample von Mariah Carey lässt Drake pralle Bass-Blasen platzen, dazu rappt er klar und transparen­t seine Lebensweis­heiten. Ebenfalls umwerfend: das minimalist­ische „Summer Games“, das von DJ Premier produziert­e „Sandra’s Rose“und die Nummer-eins-Hits „God’s Plan“und „Nice For What“. Zwischendu­rch trifft man immer wieder auf schwache Stücke wie „I’m Upset“.

Drake ist der nette Kerl des HipHop, und was auffällt, ist, dass Trap, diese düstere bis dystopisch­e, derzeit aber populärste Spielart des HipHop, bei ihm eigentlich gar nicht vorkommt. Nur in dem Stück „Mob Ties“, das man als Hommage an Migos werten kann, die Trap-Helden aus Atlanta. Drake rappt als ehrliche Haut über seinen Alltag, demnach liest er User-Kommentare unter seinen Stücken bei Youtube und regt sich darüber auf. Er spricht seine Hörer wie Freunde an, nur manchmal wird er ein bisschen prollig, wenn er die vielen Supermodel­s in seinem Haus erwähnt, zum Beispiel. Goldketten-Folkore halt.

Und auch das ist HipHop 2018: eine Soap Opera. Der von Kanye West produziert­e Rapper Pusha T warf Drake Ende Mai in einem Lied vor, einen Sohn zu haben, dessen Existenz er verheimlic­he, weil die Mutter Porno-Darsteller­in sei. Drake reagiert auf seiner neuen Platte mehrfach darauf, am eindrucksv­ollsten im letzten Stück „March 14“. Er zitiert neuerlich den King of Pop, und das klingt so: „She is not my lover like Bille Jean / But the kid is mine.“Außerdem verstecke er sein Kind nicht vor der Welt, sondern die Welt vor seinem Kind. Kann man ja auch verstehen.

Drake: guter Typ. Seine neue Platte: auch gut. Halb so lang wäre sie allerdings noch besser gewesen.

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FOTO: LABEL Der nette Kerl des HipHop: Drake aus Toronto.

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