Historische Aufholjagd: Belgien dreht Spiel gegen Japan
Aus 0:2 macht der Geheimfavorit ein 3:2. Einen Zwei-Tore-Rückstand in einer K.o.-Runde hatte zuletzt Deutschland 1970 gegen England aufgeholt.
ROSTOW AM DON (sid) Der Mitfavorit zitterte, schwankte bedrohlich und zog mit einer historischen Aufholjagd doch noch ins Viertelfinale ein: Nach einer Energieleistung in der letzten halben Stunde bezwang Belgien den krassen Außenseiter Japan mit 3:2 (0:0). Einen Zwei-Tore-Rückstand in einer K.o.-Runde hatte zuletzt Deutschland beim legendären 3:2 in Mexiko 1970 gegen England aufgeholt. Franz Beckenbauer, Uwe Seeler mit dem Hinterkopf und Gerd Müller sorgten damals für den Sieg. Ihre belgische Erben heißen Jan Vertonghen (69.), Marouane Fellaini (74.) und Nacer Chadli (90.+4). Das Trio drehte die Partie nach den Toren durch Genki Haraguchi von Hannover 96 (48.) und den früheren Bundesligaspieler Takashi Inui (52.) und wendete so den nächsten Favoritensturz in Russland ab.
Am Freitag (20 Uhr) gegen Rekordweltmeister Brasilien müssen sich die Roten Teufel jedoch vor allem in der Defensive mächtig steigern, um erstmals seit 1986 wieder in ein WM-Halbfinale einzuziehen. Die Vorstellung vor 41.466 Zuschauern in Rostow am Don erinnerte
Belgien - Japan 3:2
über weite Strecken kaum an die Auftritte in der Vorrunde.
Die Japaner, die sich durch den ersten Fair-Play-Entscheid der WM-Geschichte in der Gruppe gegen den Senegal durchgesetzt hatten, hatten vor der Pause die größte Chance. Osako lenkte einen Schuss von Yuto Nagatomo aufs Tor, Belgiens Keeper Thibaut Courtois ließ den Ball durch die Beine kullern, bekam ihn aber noch vor der Linie zu fassen.
Auf der Tribüne atmete Jean-Marie Pfaff auf, der 1986 in Mexiko beim bislang einzigen Halbfinaleinzug der Belgier im Tor stand, und musste sich doch wenig später richtig Sorgen um seine Landsleute machen. Haraguchi nutzte Vertonghens Zögern, dann traf Inui aus 22 Metern. Zwischenzeitlich war Hazard am Pfosten gescheitert (49.).
Der Doppelschock war den Belgiern deutlich anzumerken, es dauerte bis zur 62. Minute, ehe es wieder gefährlich wurde. Lukaku köpfte aus vier Metern jedoch vorbei. Der nächste Titelanwärter wackelte bedenklich – und kam doch zurück. Nach dem Ausgleich erlöste der eingewechselte Chadli die Belgier.