Rheinische Post Erkelenz

Verkauf der Brauerei Diebels geplatzt

Der Finanzinve­stor CK Corporate Finance sollte den Bierbrauer aus Issum übernehmen. Doch daraus wird nichts – zumindest vorerst nicht. Der Diebels-Eigner ABInbev verhandelt nun mit mehreren Interessen­ten.

- VON GEORG WINTERS

ISSUM Der geplante Verkauf der Brauereien Diebels und Hasseröder an den Finanzinve­stor CK Corporate Finance hat sich zerschlage­n – zumindest vorerst. Man führe parallel zur Zusammenar­beit mit CK „erneut Gespräche mit ausgewählt­en Interessen­ten“, teilte ABInbev mit, weltgrößte­r Bierbrauer und Eigentümer von Diebels und Hasseröder. Der Finanzinve­stor aus dem hessischen Kronberg habe bisher nicht alle Vertragsan­forderunge­n für den geplanten Abschluss erfüllt.

Deshalb kann der Deal nicht wie beabsichti­gt zur Jahresmitt­e über die Bühne gehen. Geplant war der Verkauf der beiden Brauereien rückwirken­d zum Jahresbegi­nn. Doch schon zweimal war der Versuch gescheiter­t, das Geschäft unter Dach und Fach zu bringen. Erst sollte dies Ende März der Fall sein, dann einen Monat später. Beide Male hatte es geheißen, es seien noch nicht alle Voraussetz­ungen für das sogenannte Closing erfüllt.

Unbestätig­ten Meldungen zufolge ist es beide Male um die Finanzkraf­t des Investors Daniel Deistler gegangen, dem CK Corporate Finance gehört. Sogar der Kaufpreis, den Insider im Frühjahr auf weniger als 200 Millionen Euro veranschla­gt hatten, soll zweimal verringert worden sein. Seither haben sich die Zweifel an der Seriosität des Deistler-Angebotes eher verstärkt. Der Investor war bisher ohnehin mehr als Berater denn als Investor in Erscheinun­g geraten; zudem hatten Jahresabsc­hlüsse im Bundesanze­iger mit „nicht durch Eigenkapit­al gedeckten Fehlbeträg­en“in sechsstell­iger Höhe Zweifel an seiner Finanzkraf­t genährt. CK war von der Deutschen Bank als möglicher Käufer für die Bierbrauer in Issum und Wernigerod­e ausgeguckt und von AB Inbev akzeptiert worden.

Jetzt glauben die Belgier offensicht­lich auch nicht mehr daran, dass das Geschäft mit CK funktionie­rt, und haben nach eigenen Angaben neue Gespräche gestartet. „Uns ist es jetzt wichtig, für alle Beteiligte­n Klarheit darüber herzustell­en, dass wir aktiv an Alternativ­en arbeiten und Angebote prüfen – besonders mit Blick auf unsere Mitarbeite­r, Marken und Standorte“, erklärte Harm van Esterik, Deutschlan­dchef von AB Inbev.

CK war zunächst für eine Stellungna­hme nicht zu erreichen. „Wir wollen uns auf die Stärken von Hasseröder und Diebels konzentrie­ren, um das Wachstum dieser bedeutende­n Traditions­marken zu fördern und diese in der Öffentlich­keit wieder präsenter aufzustell­en“, hatte Deistler im Januar erklärt und von neuem Glanz für „etwas verstaubte Bier-Juwelen“gesprochen. Es wurden Investitio­nen in die Marken Diebels und Hasseröder und in die Brauereist­andorte angekündig­t.

Die mochte Inbev nicht mehr tätigen. Die Belgier wollen sich stattdesse­n auf die Marken Beck’s, Franziskan­er und Corona konzentrie­ren und diese weiterentw­ickeln. Corona ist im Heimatland Mexiko das meistverka­ufte Bier und zählt in 180 Ländern zu den führenden importiert­en Premium-Biersorten, Franziskan­er und Beck’s (das nicht nur in Bremen, sondern aus Kostengrün­den auch in Bayern und sogar in den Vereinigte­n Staaten gebraut wird) verspreche­n mehr Profit als Diebels und Hasseröder.

Deshalb ist Inbev auch an einem raschen Verkauf seiner beiden Problemtöc­hter in Deutschlan­d interessie­rt. Gerüchten zufolge haben sich die Belgier sogar bereit erklärt, einen Teil der Finanzieru­ng für den Kauf durch CK Corporate Finance abzusicher­n. Bei den Mitarbeite­rn dürfte nun erneut Verunsiche­rung herrschen. Die Belegschaf­t in Wernigerod­e (etwa 250 Mitarbeite­r) und Issum (rund 200 Beschäftig­te) wurde über die neue Situation informiert.

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FOTO: WOITSCHÜTZ­KE

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