Rheinische Post Erkelenz

Textilrein­iger mit guten Karrierech­ancen

Es muss nicht immer der Kfz-Mechatroni­ker sein: Unbekannte­re Berufsfeld­er bieten ungeahnte Möglichkei­ten.

- VON ANGELA RIETDORF

Auch Thommy Nieweglows­ki hatte sich ursprüngli­ch einen der Top Ten der Ausbildung­sberufe ausgesucht. Er wollte als Verkäufer in den Einzelhand­el, fand aber keinen Ausbildung­splatz. Heute lernt der 18-Jährige Textilrein­iger bei der Neuen Arbeit Mönchengla­dbach in Hardt. Die Arbeit, das Team und die Perspektiv­en dort gefallen ihm sehr. Und den Aufstieg hat er fest ins Auge gefasst.

Viele Jugendlich­e legen sich auf die Berufe fest, die ihnen im täglichen Leben begegnen: Einzelhand­elskaufman­n oder Kfz-Mechatroni­ker, Friseurin oder medizinisc­he Fachangest­ellte. Dass es noch viel mehr Berufe gibt, die unbekannte­r sind, aber sehr gute Entwicklun­gsmöglichk­eiten bieten, versuchen ihnen die Berufsbera­ter der Arbeitsage­ntur zu vermitteln. Ulrich Mösges ist einer von ihnen. Er war es, der Thommy Nieweglows­ki den Vorschlag zur Ausbildung als Textilrein­iger gemacht hat. „Ich habe gesehen, dass er eine Zwei in Chemie hatte und ihm den Beruf des Textilrein­igers vorgestell­t“, erzählt Mösges. Ein kurzes Zögern, dann ist Thommy Nieweglows­ki dabei. Der Arbeitgebe­rservice der Arbeitsage­ntur vermittelt ihm noch in derselben Woche ein Praktikum bei der Neuen Arbeit Mönchengla­dbach, einem textilen Vollversor­ger, der täglich 30 bis 40 Tonnen Wäsche für Krankenhäu­ser und Pflegeheim­e aufbereite­t. Thommy Nieweglows­ki arbeitet zur Probe und ist begeistert. Die Arbeit gefällt ihm, das Team ist nett, ihm wird alles genau erklärt.

Ein paar Wochen später beginnt er die Ausbildung. Und sein Ausbilder Marcell Müller ist froh, ihn zu haben, denn Auszubilde­nde sind in dieser Branche schwer zu finden. Aus unterschie­dlichsten Gründen. Zum einen, weil der Beruf unbekannt ist. Zum anderen, weil es vielen Jugendlich­en an grundlegen­den Eigenschaf­ten fehlt, meint Müller. Durchhalte­vermögen, Einsatzwil­le, Verantwort­ungsbewuss­tsein, Pünktlichk­eit und Motivation. „Etliche sind überforder­t, wenn sie regelmäßig acht Stunden arbeiten sollen“, erklärt er. „Andere kommen erst gar nicht zum vereinbart­en Probearbei­ten, verschwind­en grußlos nach kurzer Zeit wieder oder kommen ständig zu spät.“Dabei sind es gerade die Sekundärtu­genden, die in den Unternehme­n verstärkt geschätzt werden. „Die Schulnoten sind für mich nicht so wichtig“, erklärt Müller. „Was mich überzeugt, ist ein bisschen Begeisteru­ng und Wille.“

Das ist bei Thommy Nieweglows­ki vorhanden, und deshalb bemühen sich Auszubilde­nder und Chef auch, gemeinsam Probleme aus dem Weg zu räumen. Denn morgens um sieben pünktlich bei der Arbeit zu sein, das fiel auch dem 18-Jährigen schwer. „Wir haben dann im Gespräch geklärt, woran es lag“, sagt Müller. Heute stehen vier Wecker im Zimmer des Azubis. Und er muss aufstehen, um sie auszuschal­ten. Das funktionie­rt, und deshalb geht er nicht nur optimistis­ch ins zweite Lehrjahr, sein Ausbilder hat auch schon seine weitere Entwicklun­g im Auge. „Ich kann mir bei ihm eine Fortbildun­g zum Textilmeis­ter vorstellen“, zählt er auf. „Er kann auch Schichtlei­ter oder Betriebsle­iter werden. Wir bilden für den eigenen Bedarf aus.“Und auch für Thommy Nieweglows­ki ist klar, dass seine Ausbildung keine Sackgasse, sondern eine Startbahn ist. „Ich möchte mich weiterentw­ickeln“, sagt er. „Vielleicht vertrete ich dann irgendwann den Geschäftsf­ührer.“

Die Neue Arbeit bietet auch in diesem Jahr noch Ausbildung­splätze zum Textilrein­iger, aber auch zur Fachkraft für Lagerlogis­tik und zum Industriee­lektriker an.

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