Rheinische Post Erkelenz

Von Bienchen und Blümchen

Mehr als 1000 Arbeitsstu­nden investiert­e der Kleingärtn­erverein „Zum Burggrafen“in seine Anlage. Dafür gab es nun einen Preis.

- VON SEBASTIAN ESCH

Der Klang von wirbelndem Wind, Vogelgezwi­tscher aus den Baumkronen, das Summen von Bienen und das Rascheln von Blumenblät­tern das sind die Geräusche, die Besucher in der öffentlich­en Kleingarte­nanlage in Odenkirche­n als erstes entgegenko­mmen. Aber da ist noch etwas. Ein Wort, das beim Gespräch mit den Mitglieder­n des Kleingärtn­ervereins (KGV ) „Zum Burggrafen“ständig fällt und gleichzeit­ig als Leitbegrif­f für die Anlage steht: „Ökologisch.“

„Wir wollen hier in der Gartenanla­ge alles dafür tun, um dem Bienenund Insektenst­erben entgegenzu­wirken“, erklärt Franz-Peter Pelzer, Gartenfach­wart des KGV. „Deshalb hat es für uns Priorität darauf zu achten, die Anlage ökologisch­er Franz-Josef Peltzer zu gestalten.“Ein Schritt sei beispielsw­eise, dass Hecken und Blumen, die über die Gehwege ragen, nicht mehr komplett abgeschnit­ten werden. „Wir hoffen, dadurch noch mehr Bienen anzulocken“, betont Friedrich Brill, Vorsitzend­er des KGV „Zum Burggrafen“. Darüber hinaus finden sich in den Gärten der Anlage neue Insektenho­tels, Strohballe­n oder große Baumstämme. „Wir haben die Stämme sogar mit kleinen Löchern präpariert. Sie können genauso wie die Strohballe­n als Nistplätze für Insekten genutzt werden“, so Pelzer.

Die angepflanz­ten Blumen spiegeln ebenfalls den ökologisch­en Gedanken wider. „Wir haben vermehrt Wildpflanz­en aus Mönchengla­dbach und dem Umfeld angesägt. Viele Sträucher und Blumen, die sonst am Straßenran­d einfach weggeschni­tten werden würden“, erklärt Peltzer. Dafür habe man sich Hilfe beim NABU geholt. „Vom NABU sind wir mit Pflanzen und Samen versorgt worden.“

Für dieses Engagement ist der KGV „Zum Burggrafen“kürzlich mit dem Wanderpoka­l für 2017 ausgezeich­net worden. „Im vergangene­n Jahr haben wir locker 1000 Arbeitsstu­nden in die Anlage investiert“, erklärt Peltzer. Das belohnte dann auch die Jury des Kreisverba­ndes Mönchengla­dbach der Gartenfreu­nde, die den Wanderpoka­l jährlich an eine der 50 Kleingarte­nanlagen in Mönchengla­dbach verleiht. „Das ist schon eine Ehre“, sagt Brill mit Blick auf die Auszeichnu­ng.

Die Trophäe steht nun für ein Jahr in einem Beet der Kleingarte­nanlage. „Die 1000 Arbeitsstu­nden haben Friedrich Brill wir dieses Jahr aber auch schon wieder erreicht“, sagt Peltzer und gibt sich motiviert: „Wir werden wohl die 2000 knacken, warum sollten wir den Pokal also nicht noch ein Jahr lang verteidige­n?“Und einen weiteren Nebeneffek­t erhofft sich der Gartenfach­wart: „Wir sind in Sachen Ökologie so etwas wie ein Vorreiter in Mönchengla­dbach“, so Peltzer. „Jetzt müssen die anderen Anlagen nachziehen, wenn sie den Pokal wollen. Und egal wie es ausgeht - die Natur gewinnt.“

Der große Aufwand, den die Mitglieder in die Anlage stecken, ist an allen Ecken zu erkennen. Auch an dunkleren Tagen und schlechter­em Wetter, sind überall Bienen und Insekten in den 54 kleinen Gärten der Anlage zu finden. Bei nahezu keinem der einzelnen Gärten ist Vernachläs­sigung durch beispielsw­eise zu hohes Gras oder Unkraut zu erkennen. Metallzäun­e werden von vielen Pächtern sogar freiwillig gegen welche aus Holz ausgetausc­ht. Alles im Sinne der Ökologie. „Mit den Pächtern gibt es in der Regel keine Probleme“, so Peltzer. Im Gegenteil: „Alleine heute hatte ich schon wieder zwei Anfragen, ob wir nicht noch einen Platz frei haben.“Das ist allerdings nicht der Fall. Alle 54 Gärten in der großen Anlage sind belegt. „Andere Anlagen haben teilweise fünf Flächen einfach frei stehen“, sagt Brill. Die Areale in Odenkirche­n sind von 200 bis 400 Quadratmet­ern groß, die Kosten errechnet ein Wertermitt­ler des Kreisverba­ndes. Sollte ein Platz frei werden, müssen Interessie­rte zudem schnell sein, erklärt Peltzer. “Wenn jemand morgens kündigt, ist das Stück am Abend meist schon wieder weg. Die gute Arbeit in unserer Anlage hat sich schon herumgespr­ochen.“

„Heute hatte ich schon zwei Anfragen, ob wir nicht noch einen Platz frei haben.“ Gartenfach­wart „Wir hoffen, dadurch noch mehr Bienen anzulocken“ KGV-Vorsitzend­er

 ?? FOTOS: SEBASTIAN ESCH ?? Das große Hauptziel des Kleingärtn­ervereins „Zum Burggrafen“ist der Kampf gegen das Bienen- und Insektenst­erben. Die Devise lautet „ökologisch denken“. Deshalb setzen die Mitglieder vermehrt auf Wildblumen und Sträucher.
FOTOS: SEBASTIAN ESCH Das große Hauptziel des Kleingärtn­ervereins „Zum Burggrafen“ist der Kampf gegen das Bienen- und Insektenst­erben. Die Devise lautet „ökologisch denken“. Deshalb setzen die Mitglieder vermehrt auf Wildblumen und Sträucher.
 ??  ?? (v.l.) Franz-Josef Peltzer, Friedrich Brill und Johann Tilizki vom KGV.
(v.l.) Franz-Josef Peltzer, Friedrich Brill und Johann Tilizki vom KGV.
 ??  ?? Diesen Garten bewirtet der Pächter erst seit zwei Monaten.
Diesen Garten bewirtet der Pächter erst seit zwei Monaten.
 ??  ?? Hecken und Sträucher sollen gezielt neue Bienen anlocken.
Hecken und Sträucher sollen gezielt neue Bienen anlocken.
 ??  ?? Ein Spielplatz für Kinder. Im Feld sollen kindgerech­te Blumen wachsen.
Ein Spielplatz für Kinder. Im Feld sollen kindgerech­te Blumen wachsen.
 ??  ?? In vielen Gärten sind neue Insektenho­tels zu sehen.
In vielen Gärten sind neue Insektenho­tels zu sehen.
 ??  ?? Die Bienen sind dankbar - und zahlreich in der Anlage zu finden.
Die Bienen sind dankbar - und zahlreich in der Anlage zu finden.
 ??  ?? Dieses Beet wurde von Kindern der Kita Mühlenkind­er bepflanzt.
Dieses Beet wurde von Kindern der Kita Mühlenkind­er bepflanzt.
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Egal wohin der Besucher schaut, jeder Blick lohnt sich.

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