Rheinische Post Erkelenz

Steuer-Plus reicht den NRW-Kommunen nicht

Die Steuereinn­ahmen der 396 Städte und Gemeinden in NRW sind gestiegen. Aber für eine positive Entwicklun­g sind die Schuldenbe­rge zu groß.

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF Die Städte und Gemeinden in NRW erhalten im kommenden Jahr Mittel von über zwölf Milliarden Euro aus dem Gemeindefi­nanzierung­sgesetz. Das ist ein Plus von 3,1 Prozent (365 Millionen Euro) im Vergleich zum Vorjahr, wie Kommunalmi­nisterin Ina Scharrenba­ch (CDU) am Donnerstag sagte.

Das Gemeindefi­nanzierung­sgesetz (GFG) regelt die Finanzbezi­ehungen zwischen Land und Kommunen und soll dabei auch einen Teil der Finanzkraf­t-Unterschie­de unter den Kommunen kompensier­en. Die über das GFG an die Kommunen verteilten Gelder machen grob gerundet ein Viertel der Kommunalbu­dgets in NRW aus.

Ein weiteres Viertel stammt aus Töpfen der einzelnen Landesress­orts wie etwa der Breitbandf­örderung. Grob die Hälfte ihrer Einnahmen beziehen die Kommunen über das Paket der kommunalre­levanten Steuerarte­n wie etwa der Gewerbeste­uer, der Grundsteue­r sowie dem Gemeindean­teil bei der Einkommens­teuer. Dieses Paket wuchs im vergangene­n Jahr um neun Prozent auf 26 Milliarden Euro.

Wesentlich­e Ursache ist die gute Konjunktur. Die Wirtschaft wuchs landesweit um 2,4 Prozent und lag – selten genug in NRW – sogar 0,2 Prozent über dem Bundesschn­itt. An der Spitze der kreisfreie­n Städte lagen dabei Gelsenkirc­hen mit einer Einnahmens­teigerung von 44 Prozent (plus 95 Millionen Euro), gefolgt von Wuppertal (plus 25 Prozent oder 113 Millionen Euro), Düsseldorf (plus 23 Prozent oder 295 Euro) und Essen (plus 22 Prozent oder 169 Euro). Bei den kreisangeh­örigen Gemeinden lagen Neuss (plus 73 Prozent oder 170 Millionen Euro) und Monheim (plus 17 Prozent oder 48 Millionen Euro) vorne.

Das Ministeriu­m warnt aber vor Missverstä­ndnissen. Unter anderem seien die Steuereinn­ahmen der Kommunen oft durch hohe Einmaleffe­kte wie Steuervora­uszahlunge­n größerer Unternehme­n verzerrt. Zudem sei die Spreizung enorm. So verbuchte Inden beispielsw­eise 2017 ein Plus von 75 Prozent (4,9 Millionen Euro), während Lotte 54 Prozent Mindereinn­ahmen (9,9 Millionen Euro) verkraften musste.

Die im Schnitt positive Entwicklun­g ändert aber nichts an der insgesamt angespannt­en Lage der 396 Kommunen in NRW. Die meisten schieben bedrohlich­e Schuldenbe­rge vor sich her. Laut statistisc­hem Landesamt (IT.NRW) sanken die Kommunalsc­hulden in NRW 2017 zwar um 2,3 Prozent. Angesichts des riesigen Schuldenta­bleaus von über 60 Milliarden Euro ist diese positive Tendenz aber kaum spürbar.

Laut IT.NRW sind die Schulden der Kommunen in NRW seit 2007 (knapp 49 Milliarden Euro) um 26,5 Prozent angestiege­n. Deshalb sagte Scharrenba­ch gestern: „Die Städte und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen sind zum Teil noch meilenweit von der kommunalen Handlungsf­ähigkeit entfernt.“Scharrenba­ch ermuntert die Kommunen, Steuermehr­einnahmen zur Schuldenti­lgung einzusetze­n. Das sei auch unter Berücksich­tigung der Generation­engerechti­gkeit richtig, so die Ministerin.

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