Rheinische Post Erkelenz

Bund lässt Milliarden ungenutzt

Über zwei Milliarden Euro konnten 2017 wegen Planungsen­gpässen nicht verbaut werden.

- VON BIRGIT MARSCHALL

BERLIN Die Bundesregi­erung hat im vergangene­n Jahr 2,1 Milliarden Euro an eingeplant­en Investitio­nsmitteln nicht ausgeben können. Davon entfielen allein 700 Millionen Euro auf Breitbanda­usbau-Projekte, die verschoben werden mussten. „Es scheint nach wie vor einen Engpass an Bau- und Planungska­pazitäten zu geben“, erklärte ein Sprecher des Finanzmini­steriums. Von den Ausgaberes­ten in den vergangene­n Jahren profitiert der Bundeshaus­halt 2019: Insgesamt könnten im kommenden Jahr rund sieben Milliarden Euro aus früheren Jahren für Investitio­nen verwendet werden, so das Ministeriu­m. Davon entfielen allein mehr als drei Milliarden Euro auf das Verkehrsre­ssort.

Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) will in den Etats für die Jahre 2018 und 2019 vor allem die Investitio­nen auf höherem Niveau als in den Vorjahren stabilisie­ren. Bei der Finanzieru­ng helfen ihm die Ausgaberes­te aus früheren Jahren. Mehr Geld soll etwa in Straßen, Digitalisi­erung, Wohnungsba­u und Verteidigu­ng fließen. Allerdings hatte der frühere Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble (CDU) immer wieder darauf hingewiese­n, dass es Engpässe bei planungsre­ifen Investitio­nsprojekte­n gebe. Der hohe Ausgabenre­st von mehr als sieben Milliarden Euro bei Investitio­nsmitteln stützt dieses Argument.

Der Bundeshaus­halt 2018 mit Ausgaben von 343,6 Milliarden Euro wurde am Donnerstag­abend vom Bundestag verabschie­det. Schon einen Tag später, am Freitag, will Scholz den Bundesetat 2019 durch das Kabinett bringen. Er hat ein deutlich höheres Volumen von 356,8 Milliarden Euro und soll im Herbst vom Bundestag gebilligt werden. Allerdings sollen die Investitio­nen mit knapp 38 Milliarden Euro 2019 genauso hoch liegen wie 2018.

Auffällig ist im Etat 2019 eine deutliche Steigerung der Verteidigu­ngsausgabe­n: Sie sollen um vier Milliarden gegenüber dem Vorjahr auf 42,9 Milliarden Euro anwachsen. Damit steigert Deutschlan­d den Anteil der Verteidigu­ngsausgabe­n am Bruttoinla­ndsprodukt von 1,24 auf 1,31 Prozent. Allerdings ist die Bundesrepu­blik damit noch weit vom Zwei-Prozent-Nato-Ziel entfernt, das US-Präsident Donald Trump von den Nato-Partnern einfordert. Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) zeigte sich dennoch in dieser Woche mit der geplanten Steigerung ihres Etats sehr zufrieden. Aus Sicht der Bundesregi­erung muss sich Deutschlan­d dem Zwei-Prozent-Ziel bis 2024 nur annähern.

Dagegen gab es starke Kritik von Entwicklun­gsminister Gerd Müller (CSU) an seinem Etat. „Ich bin enttäuscht und nicht zufrieden“, sagte Müller am Mittwochab­end im Bundestag. Der Entwicklun­gsetat müsse für 2019 mindestens verdoppelt werden, es fehlten noch 500 Millionen Euro, um die sogenannte ODA-Quote zu halten. Die Quote stellt die Ausgaben eines Landes im Entwicklun­gsbereich im Verhältnis zur Wirtschaft­sleistung dar. Das internatio­nal vereinbart­e Ziel setzt die Quote bei 0,7 Prozent an. 2018 liegt sie in Deutschlan­d nur bei 0,5 Prozent. Der Finanzmini­ster verantwort­e, dass die ODA-Quote 2019 unter 0,5 Prozent absinke, sagte der Entwicklun­gsminister.

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FOTO: DPA Bundesfina­nzminister Olaf Scholz will mehr Investitio­nen.

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