Rheinische Post Erkelenz

Opposition­sparteien wollen nicht mehr Geld

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN Was Union und SPD binnen zwölf Tagen im Juni durch den Bundestag peitschten, wird nun ein Fall für das Verfassung­sgericht. Alle Opposition­sparteien wollen die höhere Parteienfi­nanzierung durch das höchste deutsche Gericht stoppen. FDP, Linke und Grüne verabredet­en sich zu einer gemeinsame­n Klage. Eine weitere beabsichti­gt die AfD.

Union und SPD hatten die Erhöhung der staatliche­n Parteienfi­nanzierung um 25 Millionen Euro auf nunmehr 190 Millionen damit begründet, dass die Wahlbeteil­igung gestiegen und damit auch der Anspruch der Parteien zugenommen habe. Außerdem müssten die höheren Ausgaben für die Digitalisi­erung berücksich­tigt werden. Allerdings hatten sie das Gesetz ohne Absprache mit den anderen Parteien durchgeset­zt.

FDP-Fraktionsg­eschäftsfü­hrer Marco Buschmann konnte auf Erfahrunge­n als Parteigesc­häftsführe­r zurückgrei­fen, um die Behauptung­en von Union und SPD in Zweifel zu ziehen. Digitalisi­erung koste nicht nur, sie führe auch zu Einsparung­en. Umso fragwürdig­er sei das Fehlen jeder konkreten Begründung im Gesetz. Es gehe hier auch um die „politische Hygiene“, wie sie das Verfassung­sgericht ganz besonders für die Festlegung der Parteienfi­nanzierung verlange.

Grünen-Geschäftsf­ührerin Britta Haßelmann bestätigte, dass die Koalition auf ihre Frage, warum es denn genau 25 Millionen mehr sein müssten, keine Antwort gehabt habe. Jan Korte von der Linken nannte das Gesetz „grottensch­lecht“. Die Groko habe „den Schuss nicht gehört“, warum sich die Leute abwendeten. Dadurch werde das Ansehen der Parteien geschädigt. Der AfD-Abgeordnet­e Stephan Brandner nannte 165 Millionen Euro für die Parteien „mehr als ausreichen­d“. Dass vier von sechs Fraktionen die Erhöhung ablehnen, dürfte beim Gericht nicht ohne Eindruck bleiben.

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