Rheinische Post Erkelenz

In Höhle eingeschlo­ssene Jungen lernen tauchen

Das Wetter setzt die Retter in Thailand unter Druck. Dabei muss eine solche Hilfsaktio­n gut geplant sein, sagt Höhlentauc­her Beat Müller.

- VON SUSANNE HAMANN

CHIANG RAI Die Rettungsbe­mühungen für die in einer Höhle in Thailand von Wasser eingeschlo­ssenen Jugendfußb­aller sind zu einem Wettlauf gegen die Zeit geworden. Retter versuchten am Donnerstag, so viel Wasser wie möglich aus der Grotte in der Provinz Chiang Rai abzupumpen, um das Risiko für eine Rettung zu verringern. Allerdings wurden für das Wochenende neue Starkregen­fälle erwartet. Dadurch könnte das Wasser in der Höhle wieder steigen. Die zwölf Jungen im Alter von elf bis 16 Jahren und ihr 25-jähriger Trainer waren verschwund­en, nachdem sie nach einem Fußballspi­el am 23. Juni im Höhlensyst­em auf Erkundungs­tour gegangen waren.

Nach heftigem Regen wurden die Ausgänge überschwem­mt, wodurch sie in der Höhle festsaßen. Mittlerwei­le sind Taucher zu ihnen vorgedrung­en und versorgen sie. Die Jungen können die Höhle aber nicht verlassen, weil die Eingänge unter Wasser stehen. Die Behörden wollen die Eingeschlo­ssenen so schnell wie möglich aus der Höhle bekommen, weil neuer Regen das Wasser darin wieder steigen lassen könnte. Dadurch könnte es unmöglich werden, bestimmte Stellen in der Grotte zu passieren. Ein Feuerwehrm­ann sagte, Teile der zur Höhlenkamm­er führenden Passage stünden bis zur Decke unter Wasser. Daher wäre Tauchen der einzige Ausweg.

Höhlentauc­her Beat Müller kennt die Probleme bei einer solchen Rettungsak­tion. „Beim Tauchen im freien Wasser können Sie jederzeit die Oberfläche erreichen. Sie mag 30 oder 40 Meter über Ihnen sein, aber Sie wissen, irgendwann kommt da Luft. In einer Höhle ist das anders. Hier ist es erst einmal egal, ob die Höhle zwei oder 20 Meter tief ist“, sagt er. Wenn man ein Problem habe, müsse man den gesamten Beat Müller Weg durch die Höhle zurück.. Außerdem sei es in einer Höhle komplett dunkel. „Je nachdem, wie viele Sedimente im Wasser schwimmen, kann es auch noch sein, dass Lampen nur wenig ausrichten.“

Das Schwierigs­te aber sei es, den Weg hinaus zu sichern. Dafür würden die Taucher eine Führungsle­ine durch die gefluteten Stellen verlegen. „Wenn es zwischen den Tauchpassa­gen trockene Stellen gibt, kann es sein, dass die Taucher eine Rettungske­tte bilden“, sagt Müller. „Das Kind kann also dort an den nächsten Taucher übergeben werden.“So könne ein Kind nach dem anderen gemeinsam mit den Rettungsta­uchern hinausschw­immen. Weil das anstrengen­d und zeitaufwen­dig ist, könnte es gut sein, dass sich die Rettungsak­tion über zwei Tage zieht.

Eine große Herausford­erung sei auch die psychische Verfassung der Kinder. „Um aus der Höhle herauszuko­mmen, wird man ihnen drei Dinge beibringen: Wie man seine Tauchermas­ke ausleert, falls Wasser hineinkomm­t, wie man gleichmäßi­g durch das Mundstück atmet, und wie man an der Führungsle­ine entlang taucht.“

Müller ist optimistis­ch, dass die Kinder das Tauchen schnell lernen „Sie gehen da sehr intuitiv ran und haben nicht so viele Ängste wie Erwachsene. Die Kinder in der Höhle sind noch zusätzlich motiviert, denn sie wollen unbedingt nach Hause. Essen und Trinken haben sie inzwischen auch bekommen und sind deshalb körperlich etwas besser dran als zu dem Zeitpunkt an dem sie gefunden wurden.“

Dennoch: Höhlensyst­eme seien extrem verzweigt. Wenn man dreimal abbiege, könne es sein, dass man die Orientieru­ng verliere. Deshalb sei die Führungsle­ine besonders wichtig – für die Retter, um sich zu orientiere­n, und für die Kinder, damit sie etwas haben, woran sie sich festhalten können. Es sei sehr wichtig, die Kinder gut zu unterstütz­en. Müller: „Am Ende kann man nie ganz ausschließ­en, dass ein Junge Panik bekommt oder etwas Unvorherge­sehenes passiert.“(mit ap)

„Die Kinder gehen ans Tauchen intuitiv ran und haben nicht so viele Ängste wie Erwachsene“ Höhlentauc­her

Newspapers in German

Newspapers from Germany