Rheinische Post Erkelenz

Ballern mit Beifall: „Counter-Strike“-Topspieler treten in Köln an

-

KÖLN (dpa) Dass Computersp­iele erfunden wurden, um sie selbst zu spielen, ist ein Irrtum – man kann auch ganz hervorrage­nd zugucken. Am Wochenende werden rund 15.000 Menschen in der Kölner Lanxess Arena erwartet. Sie kommen, weil eines der wichtigste­n Turniere im Taktik-Shooter „Counter-Strike“ansteht, die ESL One Cologne. Profi-Teams bekriegen sich darin virtuell – und die Masse jubelt. Der Veranstalt­er spricht selbstbewu­sst von einer Art Weltmeiste­rschaft für den Baller-Klassiker. Das Preisgeld kann sich dementspre­chend sehen lassen: 300.000 Dollar werden ausgeschüt­tet.

Wer in der Computer- und Videospiel­szene nicht ganz so zu Hause ist, kann sich da schonmal die Augen reiben. In vielen Köpfen gilt der E-Sport, das wettbewerb­smäßige Zocken, immer noch als Nische. Aus dieser drängt er aber längst mit Macht heraus. Eine Studie der Unternehme­nsberatung Deloitte sagt rasantes Wachstum voraus. Im Koalitions­vertrag der Bundesregi­erung heißt es, man wolle ihn „vollständi­g als eigene Sportart mit Vereinsund Verbandsre­cht“anerkennen. Im etablierte­n Sport rumort es daher bereits. Es entsteht Konkurrenz um Aufmerksam­keit und Werbeeinna­hmen.

Beispiel Köln: Die ESL One Cologne gilt als eines der bekanntest­en Turniere der Szene. Für die besten Tickets – unter anderem mit Getränke-Flatrate – legen Fans mehr als 200 Euro hin. Gespielt wird das Spiel „Counter-Strike“. Zwei Gruppen liefern sich dabei Gefechte. Die einen wollen eine Bombe platzieren, die anderen wollen genau das verhindern. Es wird ordentlich geballert.

Die Anfänge von „Counter-Strike“gehen bis in das Jahr 1999 zurück. Zeitweise war es als Sinnbild sogenannte­r Killerspie­le auch Gegenstand großer Diskussion­en. Fans verteidige­n es als strategisc­h geprägtes Spiel, bei dem blitzschne­lle Reflexe gefragt sind. Die Debatte hat sich mittlerwei­le wieder beruhigt.

Die Inszenieru­ng des Turniers liegt irgendwo zwischen einem Rock-Konzert, einer Eishockey-WM und einem Wrestling-Event. Die Spieler sind Profis – sie verdienen sich ihren Lebensunte­rhalt mit „Counter-Strike“. Jeweils fünf treten gegeneinan­der an, betreut von einem Trainer. Am Freitag stehen die Viertelfin­als auf dem Programm, das Endspiel ist am Sonntag.

25 bis 30 Prozent der Besucher reisen laut Veranstalt­er aus dem Ausland an. Die ESL One Cologne ist damit auch ein Wirtschaft­sfaktor für Stadt und Region. Kölns Oberbürger­meisterin Henriette Reker (parteilos) will das Turnier besuchen. „Ich glaube, es hat noch nicht den gleichen Stellenwer­t wie eine Handball-WM“, sagt Ulrich Schulze von der ESL. „Aber zumindest ist es bei allen schon auf dem Radar.“

 ?? FOTO: DPA ?? Tausende Zuschauer verfolgen in der Kölner Lanxess-Arena ein Counter-Strike-Turnier.
FOTO: DPA Tausende Zuschauer verfolgen in der Kölner Lanxess-Arena ein Counter-Strike-Turnier.

Newspapers in German

Newspapers from Germany