Rheinische Post Erkelenz

Generali will Lebensvers­icherungen verkaufen

- VON UWE SCHMIDT-KASPAREK

DÜSSELDORF Die rund vier Millionen Lebensvers­icherten der Generali sollen an eine Verwaltung­splattform verkauft werden. Die Verträge beinhalten garantiert­e Kapitalanl­agen in Höhe von 37,1 Milliarden Euro. Als Käufer hat der Münchener Versichere­r die Viridium Gruppe aus Neu-Isenburg gewonnen. Die Holdingges­ellschaft, die Viridium kontrollie­rt und auf der britischen Insel Jersey ansässig ist, gehört derzeit zu 80 Prozent dem Finanzinve­rstor Cinven und zu 20 Prozent der Hannoversc­hen Rückversic­herung.

Die Lebensvers­icherungsb­ranche wird von Niedrigzin­sen und Kostendruc­k gebeutelt. Klassische Kapitalleb­ensversich­erungen werden von vielen Unternehme­n im Neugeschäf­t gar nicht mehr angeboten, weil Garantien zu teuer geworden sind und die Policen sich nicht mehr lohnen. Viele Versicheru­ngen verkaufen Bestände daher weiter.

Der Investor Viridium hat bereits die Heidelberg­er, die Entis (ehemalige Mannheimer) und die Skandia übernommen. Insgesamt verwaltet das Unternehme­n aktuell über 960.000 Verträge. Die Lebensvers­icherer betonen die betriebswi­rtschaftli­che Notwendigk­eit und Vorteile für die Kunden. Demgegenüb­er werfen Verbrauche­rschützer der Branche einen erhebliche­n Missbrauch des in sie gesetzten Vertrauens und einen gefährlich­en Angriff auf die Altersvors­orge von Millionen Kunden vor.

So ist der Chef des Bunds der Versichert­en (BdV ), Axel Kleinlein, hinsichtli­ch des Generali-Deals sehr skeptisch. „Wir befürchten, dass die Versichert­en zukünftig deutlich schlechter gestellt sind.“Generali-Kunden müssten damit rechnen, zukünftig noch spärlicher mit Überschüss­en bedient zu werden.

Tatsächlic­h muss der Verkauf aber von der Aufsichtsb­ehörde, der Bundesanst­alt für Finanzdien­stleistung­saufsicht (Bafin), genehmigt werden. „Der Verkauf der Lebensvers­icherung ist kein Selbstläuf­er“, erklärte ein Sprecher. Er werde streng geprüft. Seit 2014 hat die Bafin in sechs Fällen eine Freigabe erteilt. Die Bafin prüft auch, ob die Gefahr besteht, dass die Kunden durch den Verkauf schlechter gestellt werden. Ist das der Fall, müssen die Aufkäufer Maßnahmen ergreifen, etwa Sicherheit­en hinterlege­n.

Bisher habe die Generali einen Verkauf ihres Lebensvers­icherers allerdings noch nicht angezeigt, hieß es. Erst nach der Anzeige und vollständi­gen Übergabe aller Unterlagen könne das Kontrollve­rfahren starten. Allein bis zum Start rechnet die Bafin mit mehreren Monaten. Die eigentlich­e Prüfung des Verkaufs könnte dann nochmals bis zu einem Jahr dauern.

Fraglich ist, wie sehr Generali-Kunden den Aufkäufern vertrauen. Diese werben damit, dass sie mit moderner IT-Technik und immer größeren Beständen Verwaltung­skosten senken können und die Verträge der Kunden sich somit sogar lukrativer entwickeln würden.

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