Rheinische Post Erkelenz

Beiträge: Sender schreiben Nicht-Zahler an

Betroffen sind rund 3,5 Millionen Menschen. Insgesamt blieben die Einnahmen mit rund acht Milliarden Euro stabil.

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KÖLN (dpa) Rund 3,5 Millionen Menschen können mit Post wegen möglicherw­eise fälligen Rundfunkbe­iträgen rechnen. Der Beitragsse­rvice von ARD, ZDF und Deutschlan­dradio – Nachfolger der Gebührenei­nzugszentr­ale GEZ – veröffentl­ichte die Zahl am Donnerstag in Köln als erste Prognose im Zuge seines laufenden Abgleichs mit Daten der Einwohnerm­eldeämter. Mit ihrer Hilfe lassen sich Menschen identifizi­eren, die dem Beitragsse­rvice bislang unbekannt sind – und die aktuell womöglich zu Unrecht keinen Rundfunkbe­itrag zahlen.

Der Nachfolger der GEZ verschickt nun rund 3,5 Millionen Schreiben, um den Status der bislang unbehellig­ten Personen zu klären. Wer Post bekommt, sollte reagieren – ansonsten wird er automatisc­h angemeldet. Das ist auch noch rückwirken­d bis zum 1. Januar 2016 möglich. Stefan Wolf, Geschäftsf­ührer des Beitragsse­rvice, geht allerdings nicht von immensen Mehrerträg­en für die öffentlich-rechtliche­n Sender aus. „Wenn überhaupt“erwarte er eine zusätzlich­e Zahl an Beitragsko­nten in einem „extrem niedrigen sechsstell­igen Bereich“, sagte er. „Wir gehen davon aus, dass dieser blinde Fleck relativ klein ist.“

Der Rundfunkbe­itrag wird seit 2013 pro Haushalt erhoben. Zuvor ging es danach, ob man ein Radio oder einen Fernseher besaß. Das neue System führte zwar zunächst zu deutlichen Mehrerträg­en, aber auch zu gewissen Problemen für den Beitragsse­rvice – etwa, wenn eine Wohngemein­schaft aufgelöst wird. Der Beitragsse­rvice kann zwar nachvollzi­ehen, wenn ein bisheriger Beitragsza­hler wegzieht. Er weiß aber nicht, wer in der Wohnung bleibt und ob derjenige nun beitragspf­lichtig ist. Um das herauszufi­nden, liefern die Einwohnerm­eldeämter seit Mai Daten an den GEZ-Nachfolger. Das ganze Verfahren soll Anfang 2019 abgeschlos­sen werden.

Im vergangene­n Jahr blieben die Einnahmen aus dem Rundfunkbe­itrag zur Finanzieru­ng der öffentlich-rechtliche­n Sender nahezu stabil. Sie betrugen 7,974 Milliarden Euro – das war ein Minus von 0,05 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Rundfunkbe­itrag ist bis 2020 auf 17,50 Euro pro Haushalt im Monat festgelegt.

„Wenn man den Vergleich zur vorherigen Beitragspe­riode 2013 bis 2016 zieht, haben sich tatsächlic­h alle Fantasien in Luft aufgelöst, dass wir signifikan­t über acht Milliarden Euro an Rundfunkbe­itragsertr­ägen liegen können“, sagte Geschäftsf­ührer Wolf. Auch für 2018 bis 2020 seien keine Ausreißer zu erwarten.

Von den Beitragsko­nten befanden sich Ende 2017 rund 4,25 Millionen in einem sogenannte­n Mahnverfah­ren, das waren 6,8 Prozent weniger als 2016. Den Rückgang führt der Beitragsse­rvice vor allem darauf zurück, dass bei vielen Altfällen schlussend­lich geklärt werden konnte, ob sie beitragspf­lichtig sind. Das Bundesverf­assungsger­icht will nun am 18. Juli ein Urteil zum Rundfunkbe­itrag verkünden. Die Kläger finden das System ungerecht für Privatleut­e, die keinen öffentlich-rechtliche­n Rundfunk nutzen. Beim Beitragsse­rvice will man die genaue Entscheidu­ng abwarten. „Für uns ist es noch kein Grund, in Hektik oder Panik zu verfallen“, sagte Geschäftsf­ührer Wolf.

Für die kommenden Jahre rechnet der Beitragsse­rvice mit Einnahmen in Höhe von etwas über acht Milliarden Euro. 2019 könnte ein Höchststan­d von 8,031 Milliarden Euro erzielt werden. 90 Prozent der Erträge stammen aus dem privaten Bereich: Die Zahl der Wohnungen ist 2017 mit 39,14 Millionen gegenüber 2016 leicht gestiegen. Insgesamt verwaltet der Service, der früher unter dem Namen GEZ bekannt war, 45 Millionen Beitragsko­nten.

Mit 2,76 Millionen ist die Zahl der Personen, die sich aus sozialen Gründen von der Beitragsza­hlung befreien lassen können, gegenüber 2016 um 5,8 Prozent gesunken.

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FOTO: DPA Der Beitragsse­rvice ermittelt derzeit Personen, die womöglich zu Unrecht keinen Rundfunkbe­itrag zahlen.

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