Demokratie durch Aufklärung stärken
Von Schautafeln der Friedrich-Ebert-Stiftung ausgehend haben sich Schüler des Berufskollegs Erkelenz mit Inhalten von Rechtsextremismus auseinander gesetzt und die Ausstellung erweitert.
ERKELENZ Schulleiter Jan Pfülb und sein Stellvertreter Arnd Pütz äußerten sich sehr anerkennend über das Engagement der zwei Klassen unter Leitung von Lehrerin Verena Gahr. Über politische Bildung und entsprechende Projekte seien sie sehr froh, weil es nicht so einfach sei, sie mit Schülern umzusetzen, sagte der Schulleiter. Am Berufskolleg seien sie aber in dieser Richtung sehr aktiv – so findet hier etwa das „EU-Speed-Debating“mit Politikern statt. Mit dem Thema „Extremismus und Populismus“hatten sich die Schüler schon länger beschäftigt, begrüßte Pfülb die jugendlichen Ausrichter, es sei wichtig, dass sich Jugendliche damit auseinander setzten, eine Haltung entwickelten und sich positionierten.
Mit den Informationen der Schautafeln und weiteren Recherchen hatten sich die Schüler in die Thematik eingearbeitet. Die grundlegenden Begrifflichkeiten zu erfassen, stellte dabei einen der Schwerpunkte dar, erläuterte Verena Gahr. Zudem erstellten sie zu jeder Station passende Zusätze wie ein Memory zu Stammtischparolen, ein Quiz oder ein Freestyle-Battle. Bei Letzterem sollten die Besucher zwei Liedstrophen derart ändern, dass sie nicht mehr rassistisch waren, sich aber weiterhin reimten.
Sechs verschiedene Besuchergruppen zu je drei oder vier Schülern wechselten am Eröffnungstag der Ausstellung von einer Station zur nächsten, hörten jeweils mehrminütige Vorträge der ausrichtenden Schüler an und lösten die Aufgaben. Die Themen im Einzelnen: Etwa gemeinsam Demokratie zu leben durch Parteien, Bürgerinitiativen, Blogs und vielem mehr, wobei Menschenwürde und das Recht auf Meinungsäußerung – ohne Verstöße gegen Gesetze – wichtig sind. Demgegenüber stellt das rechtsextreme Weltbild diese Werte in Frage. Dass rechte Aktivitäten oftmals verschleiert werden, war an anderer Stelle zu erfahren. Etwa mit einem Engagement für kommunalpolitische Belange versuchten Rechtsgesinnte, mehr Akzeptanz und zunehmend Einfluss auf konservative Kreise zu gewinnen. Zudem kamen Neonazis, Jan Pfülb Skinheads oder Kameradschaften als Gruppierung zur Sprache. Wobei, wie es hieß, ein schlechtes Verhältnis zu den Eltern sowie fehlendes Selbstwertgefühl eine Neigung zu autoritären Einstellungen fördern kann – das Selbstwertgefühl zu stärken ist eine Möglichkeit, dagegen etwas zu unternehmen.
Die Ausmaße rechter Gewalt mit 184 seit dem Jahr 1990 getöteten Menschen rüttelten zusätzlich auf. Die Station Rechtspopulismus hatten Schüler der Klasse drei komplett selbst erstellt, da ihnen mehr Klassenkameraden und Zeit zur Verfügung standen. Rechtsorientiertes Gedankengut äußere sich im Vorgehen gegen Ausländer oder Minderheiten, hielten sie fest. Auf der Facebook-Seite „Hooligans gegen Satzbau“hatten sie eine vielfältige Auseinandersetzung mit rechten Posts ausgemacht. „Politik ist schon wichtig“, betonte Michel Artenjak, und schrieb ihr eine vorbeugende Wirkung zu, „wichtig ist es auch, informiert zu sein.“Schülerin Maria-Lee Dahmen erklärte, dass
„Es ist wichtig, dass Jugendliche eine Haltung entwickeln“Schulleiter
ihre Gruppe die AfD ausgesucht hatte, da jeder diese rechtsorientierte Partei kenne. Einen Filmausschnitt von einer Pegida-Demonstration zeigten sie dazu, weil beide Gruppierungen zusammenarbeiteten. Bei ihren Recherchen in sozialen Medien hatte es sie sehr verwundert, was und wie viel Menschen schreiben, obwohl sie wenig Ahnung hätten.