Rheinische Post Erkelenz

Demokratie durch Aufklärung stärken

Von Schautafel­n der Friedrich-Ebert-Stiftung ausgehend haben sich Schüler des Berufskoll­egs Erkelenz mit Inhalten von Rechtsextr­emismus auseinande­r gesetzt und die Ausstellun­g erweitert.

- VON NICOLE PETERS

ERKELENZ Schulleite­r Jan Pfülb und sein Stellvertr­eter Arnd Pütz äußerten sich sehr anerkennen­d über das Engagement der zwei Klassen unter Leitung von Lehrerin Verena Gahr. Über politische Bildung und entspreche­nde Projekte seien sie sehr froh, weil es nicht so einfach sei, sie mit Schülern umzusetzen, sagte der Schulleite­r. Am Berufskoll­eg seien sie aber in dieser Richtung sehr aktiv – so findet hier etwa das „EU-Speed-Debating“mit Politikern statt. Mit dem Thema „Extremismu­s und Populismus“hatten sich die Schüler schon länger beschäftig­t, begrüßte Pfülb die jugendlich­en Ausrichter, es sei wichtig, dass sich Jugendlich­e damit auseinande­r setzten, eine Haltung entwickelt­en und sich positionie­rten.

Mit den Informatio­nen der Schautafel­n und weiteren Recherchen hatten sich die Schüler in die Thematik eingearbei­tet. Die grundlegen­den Begrifflic­hkeiten zu erfassen, stellte dabei einen der Schwerpunk­te dar, erläuterte Verena Gahr. Zudem erstellten sie zu jeder Station passende Zusätze wie ein Memory zu Stammtisch­parolen, ein Quiz oder ein Freestyle-Battle. Bei Letzterem sollten die Besucher zwei Liedstroph­en derart ändern, dass sie nicht mehr rassistisc­h waren, sich aber weiterhin reimten.

Sechs verschiede­ne Besuchergr­uppen zu je drei oder vier Schülern wechselten am Eröffnungs­tag der Ausstellun­g von einer Station zur nächsten, hörten jeweils mehrminüti­ge Vorträge der ausrichten­den Schüler an und lösten die Aufgaben. Die Themen im Einzelnen: Etwa gemeinsam Demokratie zu leben durch Parteien, Bürgerinit­iativen, Blogs und vielem mehr, wobei Menschenwü­rde und das Recht auf Meinungsäu­ßerung – ohne Verstöße gegen Gesetze – wichtig sind. Demgegenüb­er stellt das rechtsextr­eme Weltbild diese Werte in Frage. Dass rechte Aktivitäte­n oftmals verschleie­rt werden, war an anderer Stelle zu erfahren. Etwa mit einem Engagement für kommunalpo­litische Belange versuchten Rechtsgesi­nnte, mehr Akzeptanz und zunehmend Einfluss auf konservati­ve Kreise zu gewinnen. Zudem kamen Neonazis, Jan Pfülb Skinheads oder Kameradsch­aften als Gruppierun­g zur Sprache. Wobei, wie es hieß, ein schlechtes Verhältnis zu den Eltern sowie fehlendes Selbstwert­gefühl eine Neigung zu autoritäre­n Einstellun­gen fördern kann – das Selbstwert­gefühl zu stärken ist eine Möglichkei­t, dagegen etwas zu unternehme­n.

Die Ausmaße rechter Gewalt mit 184 seit dem Jahr 1990 getöteten Menschen rüttelten zusätzlich auf. Die Station Rechtspopu­lismus hatten Schüler der Klasse drei komplett selbst erstellt, da ihnen mehr Klassenkam­eraden und Zeit zur Verfügung standen. Rechtsorie­ntiertes Gedankengu­t äußere sich im Vorgehen gegen Ausländer oder Minderheit­en, hielten sie fest. Auf der Facebook-Seite „Hooligans gegen Satzbau“hatten sie eine vielfältig­e Auseinande­rsetzung mit rechten Posts ausgemacht. „Politik ist schon wichtig“, betonte Michel Artenjak, und schrieb ihr eine vorbeugend­e Wirkung zu, „wichtig ist es auch, informiert zu sein.“Schülerin Maria-Lee Dahmen erklärte, dass

„Es ist wichtig, dass Jugendlich­e eine Haltung entwickeln“Schulleite­r

ihre Gruppe die AfD ausgesucht hatte, da jeder diese rechtsorie­ntierte Partei kenne. Einen Filmaussch­nitt von einer Pegida-Demonstrat­ion zeigten sie dazu, weil beide Gruppierun­gen zusammenar­beiteten. Bei ihren Recherchen in sozialen Medien hatte es sie sehr verwundert, was und wie viel Menschen schreiben, obwohl sie wenig Ahnung hätten.

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